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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befand, sagte er in bittendem Tone:
    „Fräulein de Sainte-Marie, bitte! Es gib in meiner Schwadron einen, welcher behauptet, Sie zu kennen. Er wünscht, Ihnen vorgestellt zu werden. Gestatten Sie dies vielleicht?“
    Sie hatte sich umgedreht und fragte:
    „Wie ist sein Name, Herr Major?“
    „Goldberg. Er ist ein Sohn des Generals der Infanterie Graf Kunz von Goldberg.“
    „Ich erinnere mich nicht, einen Herrn dieses Namens zu kennen.“
    „Vielleicht doch! Er behauptet Grüße nach Ortry mitgebracht zu haben, ist auch vorgestern dort gewesen, hat aber nicht die Ehre gehabt, Sie zu treffen.“
    „Grüße? Von wem?“
    „Von Fräulein Nanon Köhler, welche allerdings, wie er mir mitteilte, jetzt einen anderen Namen trägt.“
    Da röteten sich ihre Wangen.
    „Von Nanon?“ sagte sie. „Oh, bitte, lassen Sie diesen Herrn zu uns kommen.“
    „Sogleich!“
    Er trat an das Fenster, öffnete dasselbe und rief hinab.
    „Der Herr Lieutenant von Goldberg wird gebeten, zu mir zu kommen.“
    Der Genannte schien bereitgestanden zu haben, denn kaum war der Befehl erklungen, so öffnete sich die Tür, und der ‚riesige Kerl‘ trat ein.
    „Dieser Herr ist es“, stellte Königsau vor.
    Marion hatte sich nicht wieder gesetzt. Sie stand noch in der Nähe der Tür. Als sie Fritzens Gesicht erblickte, fuhr sie fast erschrocken zurück.
    „Mein Gott“, sagte sie, „das ist ja – –!“
    Er schlug die Sporen zusammen und sagte, die Hand zum Salut erhebend.
    „Zu Befehl – der Pflanzensammler Schneeberg.“
    „Ist's möglich – ist's – – –“
    Sie stockte. Sie blickte ratlos um sich. Sie hatte diesen Mann bei Doktor Müller gesehen. Jetzt befand er sich bei Königsau. Sie konnte den Gedanken gar nicht fassen.
    „Ja“, meinte der Major lächelnd. „Der Herr Lieutenant hat in der Gegend von Thionville ein wenig Maskerade gespielt. Werden Sie es ihm verzeihen, gnädiges Fräulein?“
    „Verzeihen? Ich habe ja nicht das Recht, über ihn zu richten“, stammelte sie.
    Er ergriff ihre Hand und zog sie an seine Lippen.
    „Dann darf ich die Hoffnung hegen, daß Sie auch einem anderen verzeihen werden, welcher ebenso gezwungen war, seinen eigentlichen Namen zu verbergen.“
    Da schoß eine tiefe, tiefe Röte in ihr Gesicht.
    „Was sagen Sie? Was ist's? Ist's möglich?“
    Er hielt ihre Hand noch immer fest.
    „Ich meine mich“, sagte er.
    „Sie – sie – sind, Sie waren – Gott, Sie waren Doktor Müller?“
    „Ja, gnädiges Fräulein. Werden Sie mir verzeihen?“
    „Gott! Gott – Ella!“
    Sie streckte die Arme aus. Ihr schwindelte. Sie wankte und sank der herbeieilenden Freundin an die Brust. Diese führte sie fort, damit sie sich erholen könne.
    Als Ella dann nach einiger Zeit zurückkehrte, trat der Major ihr draußen auf dem Korridor entgegen.
    „Bitte, gnädigste Komtesse, hat sie sich beruhigt?“
    „Ja, Sie Böser, Unvorsichtiger!“
    „Wo befindet sie sich?“
    „Dort im hintersten Gemach, welches die Franctireurs am wenigsten zerstört haben.“
    „Zürnt sie mir?“
    „Ich – ich weiß es nicht. Fragen Sie die Ärmste selbst.“
    Er ging und klopfte an der bezeichneten Tür an. Ein halblautes „Herein“ ertönte, und er öffnete.
    Sie saß auf dem Sofa, das Köpfchen in die Hände gestützt.
    Er zog die Tür hinter sich zu und fragte:
    „Darf ich?“
    Sie traf ihn mit einem langen Blick und antwortet:
    „Sie sind Kommandant dieses Schlosses, niemand darf Ihnen den Zutritt versagen.“
    „Und doch gehe ich sofort, wenn meine Gegenwart Ihnen weh tut.“
    Und als sie nicht antwortete, trat er näher und fragte:
    „Soll ich bleiben – oder gehen?“
    „Bleiben Sie“, flüsterte sie errötend.
    Da ließ er sich an ihrer Seite nieder und sagte:
    „Marion, es ist mir schwer, sehr schwer geworden, aber ich durfte nicht anders. Wollen Sie mir Ihre Hand geben, zum Zeichen, daß Sie mir verzeihen?“
    „Hier, Herr – – Doktor!“
    Sie lächelte dabei, halb glücklich und halb wehmütig.
    „Verzeihen macht Freude, Marion. Sie aber sind traurig. Und doch möchte ich in Ihren Augen ein freudiges Licht sehen, welches mich so glücklich machen würde.“
    Da legte sie ihr Köpfchen an seine Brust und weinte. Er zog sie noch inniger an sich.
    „Marion!“
    „Richard!“
    „Warum bist du so traurig?“
    „Weil du mir kein Vertrauen geschenkt hast.“
    „Ich war nicht als Privatperson in Ortry. Ich mußte mein Geheimnis wahren, selbst vor dir. Ich durfte dir nichts

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