59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
diese Zähne noch existieren.“
„Wo, wo?“
„Der eine in Deutschland, der andere in Paris.“
„Ist's wahr? Ist's wahr?“
„Ja. Deshalb sagte ich, daß auch ihr ihm Dank schuldet, lieber Onkel.“
„Natürlich, o ganz natürlich. Aber wie und wo ist diese Spur gefunden worden?“
Der General befand sich in einer sehr erklärlichen Aufregung. Er sprudelte seine Worte so schnell hervor, daß man sie kaum verstehen konnte. Darum sagte Richard:
„Bitte, lieber Onkel, setze dich nieder und trinke einen Schluck Wasser, ich fürchte doch, daß wir dich mehr aufregen, als dir gut ist.“
Der General zog das Taschentuch hervor, um sich die Stirn zu wischen, setzte sich nieder und griff mechanisch nach dem Wasserglas. Richard fuhr fort:
„Übrigens brauchst du noch nicht in Ekstase zu geraten. Die Angelegenheit ist noch keineswegs klar; sie muß geprüft werden. Also Ruhe, Ruhe.“
Der General trank und sagte dann:
„Gut, ich will ruhig sein. Ich bin gleich zu sanguinisch gewesen. Es war ja nur von einer Spur die Rede. Also, wo habt ihr sie gefunden?“
„In Ortry und sodann auf Schloß Malineau. Die beiden Zähne existieren. Da wir aber sichergehen wollten, so begnügten wir uns nicht nur mit dem Gerücht, welches wir hörten, sondern wir versuchten, uns in den Besitz der Zähne zu setzen, um sie prüfen zu können.“
„Recht so. Recht so. Ist's vielleicht gelungen?“
„Zur Hälfte.“
„Was heißt das?“
„Wir haben nicht alle beide, sondern nur einen erlangt.“
„Gott sei ewig Lob und Dank!“ jubelte der General. „Wo ist der Zahn? Habt ihr ihn mit?“
„Ja, natürlich!“
„Wo?“
„Fritz hat ihn.“
„Sie? Sie?“ fragte der General.
„Ja“, antwortete Richard. „Ich mußte ihn in seinen Händen lassen, weil er ein Recht dazu hat.“
„Dann bitte, schnell, schnell, Herr Wachtmeister.“
Das Gesicht Fritzens war todbleich und seine Hand zitterte sichtbar, als er in die Tasche griff und den Löwenzahl hervorzog, um ihn dem General zu geben.
Dieser griff mit Begierde zu.
„Er ist's, er ist's“, rief er laut, als er den ersten Blick darauf war. „O mein Gott, mein Gott!“
Er wollte den Zahn öffnen, allein seine Hände zitterten noch mehr als diejenigen des Wachtmeisters. Es dauerte eine Zeit, bis der Inhalt zum Vorschein kam.
Der alte Großvater hatte während der letzten zehn Minuten kein Wort gesprochen, aber seine Augen waren mit größter Spannung auf die Hände des Generals gerichtet. Jetzt fragte er:
„Ist's wirklich einer der Zähne?“
„Ja, ja“, jauchzte der General. „Es ist der rechte, der aus der rechten Kinnlade; ich habe ihn meinem Erstgeborenen umgehängt. Richard, Richard, schnell, schnell, heraus damit! Bei wem ist dieser Zahn hier gefunden worden?“
„Beruhige dich zuvor, lieber Onkel.“
„Ich bin ja ruhig.“
„O nein! Du fieberst ja förmlich.“
„Nun, so laßt mich vorher ein wenig frische Luft schöpfen!“
Er trat an das Fenster und öffnete es. Wohl erst nach fünf Minuten fühlte er sich gesammelt genug. Er kehrte zum Tische zurück und sagte:
„So! Jetzt wird es gehen. Also, wo ist der Zahn gefunden worden?“
„Bei einem blut-, blutarmen Teufel. Wir müssen also sehr vorsichtig sein.“
„Seit wann ist er im Besitz dieses Kleinods gewesen?“
„Seit frühester Kindheit.“
„Wie alt ist er?“
„Gerade so alt, wie die beiden Knaben jetzt sein würden.“
„Mein Heiland! Ihr kennt doch seinen Namen?“
„Das versteht sich ganz von selbst.“
„Wo befindet er sich?“
„Hier in Berlin.“
„Seit wann?“
„Oh, seit langer, langer Zeit. Ich habe ihn sehr gut gekannt.“
„Dann ich vielleicht auch?“
„Ja, ebensogut wie ich.“
„Was ist er?“
„Soldat.“
„Den Namen, den Namen.“
„Bitte, liebster Onkel“, sagte Richard abwehrend, „jetzt noch nicht. Sprechen wir zunächst von dem anderen Zahn.“
„Der in Paris ist?“
„Ja.“
„Wer hat ihn?“
„Zunächst sage ich dir, daß der Besitzer vor kurzem auch hier in Berlin gewesen ist.“
„Was? Auch hier?“
„Ja. Es geht wirklich ganz und gar wunderlich mit diesen Zähnen zu. Der Pariser hat sich sogar auf unserer Straße befunden.“
„Was du sagst!“
„Ja, sogar in unserem Haus.“
„Bei mir?“ fragte der Großvater.
„Ja, bei dir.“
„Hier ist nur eine einzige Person gewesen, welche aus Paris war.“
„Wen meinst du?“
„Den Maler Haller.“
„Den meine ich auch.“
„Was? Dieser befindet sich
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