59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
Preußen bleiben. Setzen Sie sich her zu uns. Da stehen Zigarren, und hier ist Wein. Schenken Sie sich ein, Wachtmeister. Bald wird serviert; das wird unseren Reisenden willkommen sein. Und dann, wenn wir gegessen haben, soll das Erzählen beginnen. Ich bin neugierig, eure Erlebnisse zu erfahren.“
Da räusperte sich Richard und sagte:
„Lieber Großvater, es wird besser sein, wenn wir mit unserem Bericht nicht so lange warten.“
„Warum?“
„Ich habe keine Zeit. Ich muß mich melden und Bericht erstatten.“
„So spät noch?“
„Ich würde mich melden, selbst wenn ich mitten in der Nacht eingetroffen wäre.“
„Ist dein Bericht so wichtig?“
„Ungeheuer.“
„Dann gratuliere! Sage uns vor allen Dingen das eine: Hast du gute Erfolge gehabt?“
„Ausgezeichnete.“
„Das genügt. Das andere kann ich ruhig abwarten.“
„Ich wiederhole, daß ich diese Erfolge zum großen Teil dem Wachtmeister zu verdanken habe. Nicht wahr, Fritz?“
Der Gefragte machte eine abwehrende Handbewegung und sagte:
„Oh, es ist nicht so schlimm. Ich habe meine Pflicht getan, weiter nichts. Du urteilst viel zu freundlich über mich.“
„Pah! Du weißt am besten, wie wir stehen.“
„Bitte, laß das sein. Schweigen wir darüber.“
Sowohl der Großvater wie auch der General blickten die beiden erstaunt an. Der erstere fragte:
„Was ist denn das, Richard? Habe ich richtig gehört?“
„Was?“
„Ihr nennt euch du?“
„Ja.“
„Du hast mit dem Wachtmeister Bruderschaft gemacht?“
„Ja, lieber Großvater.“
„Reitet dich denn der Teufel?“
„Hast du etwas dagegen?“
„Gegen den Wachtmeister Fritz Schneeberg habe ich gar nichts; er ist ein braver Mensch und ein tüchtiger Soldat, aber das ist für den Garderittmeister Richard von Königsau denn doch noch kein Grund –“
„Mit ihm Bruderschaft zu trinken, nicht wahr?“
„Ja, das will ich sagen. Der Wachtmeister wird soviel Verstand und Einsicht haben, mir dies nicht übelzunehmen.“
Da antwortete Emma anstatt ihres Bruders:
„Es fällt ihm gar nicht ein, es übelzunehmen, Großpapa. Aber auch ich billige diese Bruderschaft.“
„Was! Auch du? Dann gibt es dabei irgend etwas, was ich nicht weiß. Wie ich euch beide kenne, vergeßt ihr wohl niemals, daß unsere Ahnen mit Gottfried von Bouillon Jerusalem eroberten.“
„Nein, das vergessen wir nicht. Fritz hat uns solche Dienste geleistet, daß wir ihm diese Anerkennung schuldig sind. Wir können auf ihn geradeso stolz sein wie auf unsere Ahnen.“
„Das begreife, wer es vermag. Hoffentlich erfahre ich etwas über diese Dienste. Euch hat er sie geleistet, sagst du. Du meinst aber doch wohl nur Richard?“
„Nein, auch mich.“
„Hm.“
„Und auch dich und den Onkel General.“
„Was? Diese Dienste beziehen sich auch auf uns?“
„Sogar sehr. Die ganze Familie ist ihm zum allergrößten Dank verpflichtet.“
„Wieso?“
„Das führt mich auf meine vorige Bemerkung zurück“, sagte Richard. „Ich muß mich noch heute melden, und es ist möglich, daß ich schon morgen Berlin wieder verlassen werde. Darum ist es mir erwünscht, alles, was wir zu besprechen haben, schnell zu erledigen.“
„Gehören denn dazu auch des Wachtmeisters Dienste?“
„Jawohl, Großvater. Wir haben nämlich nicht nur in Beziehung auf die mir gestellte Aufgabe, sondern auch in privater Angelegenheit große Erfolge gehabt.“
„Bezüglich unserer Familie?“
„Ja. Zunächst meine ich damit Onkel Goldberg.“
„Mich?“ fragte der General. „Ich habe doch mit eurem Aufenthalt in Frankreich gar nichts zu schaffen.“
„Aber dieser Aufenthalt hat sehr viel mit dir zu schaffen. Denn es handelt sich um – ah, es ist gut, daß die Tante nicht da ist. Sie würde uns mit einigen Ohnmachten zu schaffen machen.“
„Ohnmachten? Richard, du hast etwas Schlimmes für uns?“
„Nein.“
„Aber du sprichst von Ohnmachten!“
„Man kann auch vor Freude in Ohnmacht fallen.“
„Mensch, spanne mich nicht auf die Folter.“
„Nun, du bist Soldat. Du wirst wohl nicht die Besinnung verlieren oder die Krämpfe bekommen. Es handelt sich nämlich um die – – – Löwenzähne.“
Er sprach das Wort langsam und mit schwerer Betonung aus. Der General fuhr empor, starrte ihn an, griff sich mit beiden Händen an den Kopf und fragte:
„Verstehe ich dich recht? Die Löwenzähne?“
„Ja.“
„Herr, mein Gott! Sprich, sprich schnell!“
„Nun, Fritz hat eine Spur gefunden, daß
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