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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern mein Freund, der Rittmeister von Hohenthal, welcher ihn – – –“
    „Hohenthal?“ fiel der General ein. „Mein Kopf brummt förmlich von allen diesen Überraschungen.“
    „Darum will ich nicht auf Details eingehen, für welche ja später Zeit ist, sondern ich will nur die Konturen zeichnen. Hohenthal kannte ihn als Verbrecher, ohne zu ahnen, daß er der Räuber der Zwillinge sei. Er traf ihn in Malineau und nahm ihn fest. Ich kam dazu, erfuhr davon und ließ den Bajazzo des Nachts aus seinem Gefängnis.“
    „Aber, Richard, das ist ja geradezu verrückt.“
    „Nein. Höre mich an. Ich wußte ja, daß uns der Kerl nichts nützen könne, solange er sich in Frankreich befände. Er mußte unbedingt über die Grenze herüber. Darum befreite ich ihn, gab mich für einen auch mit dem Gesetze Zerfallenen aus und floh mit ihm über die Grenze, um ihn da in meine Gewalt zu bringen.“
    „Gott sei Dank!“ stieß der General hervor.
    „Nun, war das dumm?“ lächelte Richard.
    „Nein, sondern es war ein Geniestreich.“
    „Freut mich, daß du mich nun gar für ein Genie hälst.“
    „Aber du hast ihn doch festnehmen lassen?“
    „Natürlich.“
    „Wo befindet er sich in Gewahrsam?“
    „Hier in Berlin.“
    „Das ist herrlich; das ist prächtig!“
    „Wir gehen gleich morgen früh zum Staatsanwalt, um die Untersuchung einleiten zu lassen.“
    „Ja; ich verliere keinen Augenblick. Also du glaubst, daß der junge Lemarch –“
    „Ich weiß zunächst, daß er der Besitzer des zweiten Zahnes ist. Das Weitere müssen wir abwarten.“
    „Und der erste Zahn? Also sein Besitzer ist Soldat?“
    „Ja. Er ist ein Waisenkind.“
    „Jetzt Soldat. Aber welchen Beruf hat er?“
    „Barbier und Friseur.“
    „Mein Gott! Wenn er wirklich unser Sohn wäre! Und Barbier! Was muß er gelitten haben! Wann ist er eingetreten? Weißt du das?“
    „Vor bereits längerer Zeit.“
    „Natürlich! Seinem Alter nach! Und er dient noch?“
    „Ja.“
    „So muß er chargiert sein!“
    „Ja, das ist er.“
    „Welchen Grad?“
    „Wachtmeister.“
    „Er ist also Kavallerist?“
    „Ja.“
    „Bei welchem Regiment?“
    „Gardeulanen.“
    „Wie? Also in deinem Regiment?“
    „Ja, sogar in meiner Schwadron.“
    Fritz saß da mit völlig blutleerem Gesicht; er wagte nicht, die Augen zu erheben. Der General war abermals aufgesprungen; er starrte Richard wie geistesabwesend an, brachte aber kein Wort hervor. Statt seiner aber rief der Großvater über den Tisch herüber:
    „Gott stehe mir bei! Da kommt mir ein Gedanke!“
    „Nun, welcher denn?“ fragte Richard lachend.
    „Der Betreffende ist Wachtmeister deiner Schwadron, und der Maler Haller hat den anderen Zahn?“
    „Ja.“
    „In deiner Schwadron ist nur ein einziger Wachtmeister?“
    „Natürlich.“
    „Ist dir nicht eine Ähnlichkeit aufgefallen, Richard?“
    „Du meinst, zwischen Haller und dem Wachtmeister?“
    „Ja.“
    „Oh, die ist sogar ungeheuer groß.“
    „So ist – alle Teufel, es will fast nicht heraus! – So ist dieser Fritz Schneeberg hier der Wachtmeister?“
    „Aufrichtig gestanden, ja.“
    „Und zugleich der Besitzer des Zahns?“
    „Gewiß.“
    „Er hat ihn zeit seines Lebens bei sich getragen; er war Barbier und Friseur; er stammt aus der Gegend von Neidenburg. – Sapperlot und Sapperment, Goldberg, General, Vetter, der Fritz da ist der ältere Zwillingsjunge!“
    Kunz von Goldberg war noch immer sprachlos. Er hielt den Blick auf Fritz gerichtet; er wollte die Arme erheben, um ihn zu umarmen; aber er konnte sich nicht bewegen.
    Da stand Fritz von seinem Platz auf, richtete den tränenden Blick auf den General und sagte:
    „Verzeihung, Exzellenz, ich kann nichts dafür!“
    „Natürlich kannst du nichts dafür!“ rief der Großvater.
    Und als der Wachtmeister ihn fragend ansah, fuhr er fort:
    „Nämlich, daß du geraubt worden bist.“
    „Das meine ich nicht.“
    „Was denn?“
    „Daß ich für das eine der verlorenen Kinder erklärt werde. Richard kann mir bezeugen, daß ich mich lange, lange Zeit gesträubt habe.“
    „Warum denn aber! Dieser Zahn ist doch Ihr Eigentum? Nicht?“
    „Ja.“
    „Nun, so ist ja alles in Richtigkeit. Wie wunderbar! Befindet sich der Kerl seit Jahren hier bei uns, und niemand ahnt, daß er unser Verwandter ist! Aber, Goldberg, bist du dumm?“
    Jetzt erst kam in den General Bewegung. Er stieß einen unartikulierten Schrei aus, stürzte auf Fritz zu und riß ihn in seine Arme.
    „Mein

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