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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rief:
    „Das steht dort, das – das?“
    „Ja.“
    „Alles, was Sie gelesen haben?“
    „Alles.“
    „Zeigen Sie her.“
    Die letzten Worte kamen zischend und mühsam heraus. Er streckte die Hand aus; er war unfähig, den einen Schritt bis zu dem Maler zu machen. Diese gab ihm den Brief in die Hand. Der Baron verschlang die Zeilen, drückte dann das Papier an sein Herz und stöhnte:
    „Amély, meine arme, arme unschuldige Amély!“
    Er drehte sich um, ballte die Fäuste und schrie:
    „Ungeheuer! Teufel! Satan! Ah, ich zermalme dich!“
    Er tat zwei Schritte auf den Vater zu, hielt aber dann erschrocken inne.
    „Gott, mein Gott! Es ist doch mein Vater“, sagte er. „Mein Vater! Welch eine Qual das ist! Sehen Sie ihn, wie er sprechen möchte, und doch nicht kann.“
    Er warf sich auf den Stuhl nieder und weinte, weinte laut und bitterlich. Der Maler sagte nichts; er blieb still, bis das laute Schluchzen nach und nach erstarb und der Baron sich wenigstens äußerlich beruhigte.
    „Jedes dieser Worte trifft wie ein Dolchstoß mein Herz“, klage Bas-Montagne.
    „Nun, geben Sie zu, daß sie unschuldig war?“
    „Rein und unschuldig wie die liebe Sonne am Himmel. Und ich habe sie verurteilt; ich habe nach ihr gesucht, um mich an ihr und an dem Verführer zu rächen.“
    Er trat auf seinen Vater zu, faßte ihn bei der Schulter, schüttelte ihn und fragte:
    „Mensch, hörst du, was ich dir sage?“
    „Ja“, erklang es gurgelnd.
    „War Amély unschuldig?“
    Der Alte antwortete nicht.
    „Hast du gewußt, wohin sie ging?“
    „Ja.“
    „Und wo sich dann ihre Töchter befanden?“
    „Ja.“
    „So hast du gewußt, daß Nanon in Ortry und Madelon hier in Berlin war?“
    „Ja.“
    „Sie waren deine Enkelinnen, und du hast dich ihrer nicht angenommen! Sie konnten sterben und verderben.“
    Da nahm der Alte alle seine Kräfte zusammen. Es gelang ihm mit Zuhilfenahme seiner ganzen Willenskraft, den Anfall zu besiegen. Er gewann die Sprache wieder. Er erhob sich langsam von seinem Stuhl und sagte:
    „Ich mich ihrer annehmen? Warum? Wer sind sie?“
    „Deine Enkelinnen.“
    „Pah. Die Kinder einer Deutschen, einer Protestantin.“
    „Die Kinder meines Weibes.“
    „Was geht mich dein Weib an. Ich habe sie niemals als Schwiegertochter anerkannt.“
    „Aber ihre Kinder wirst du als Enkelinnen anerkennen.“
    „Nie, nie!“
    „So bist du mein Vater gewesen.“
    „Oho! Noch bist du mein Sohn. Noch habe ich Macht über dich. Noch hast du mir zu gehorchen.“
    „Mache dich nicht lächerlich, alter Mann. Warum bliebst du nicht daheim? Warum verkauftest du alles, und warum verschwandest du?“
    „Das geht dich nichts ans.“
    „Ah! Ich bin dein Erbe. Ich kann Rechenschaft fordern.“
    „Hole sie dir. Ein jeder tut, was ihm beliebt. Ich habe dir nicht zu antworten. Packt euch fort. Wenn ihr euch nicht augenblicklich entfernt, hetze ich den Hund auf euch.“
    Er ging zur Tür, welche in das Nebenzimmer führte, hinaus, schloß dieselbe zu, aber sie hörten dennoch die Worte:
    „Tiger, komm, paß auf.“
    Ein grimmiges Knurren war die Antwort. Der Hund schnüffelte jenseits an der Tür und winselte begierig.
    „Sollte er wirklich so wahnsinnig sein, den Hund auf uns zu hetzen?“ fragte der Baron.
    „Ich traue es ihm zu.“
    „Ich würde das Tier töten.“
    „Ah, Sie kennen die Dogge nicht! Es wäre ihr nur mit einer Schießwaffe beizukommen, und wir befinden uns nicht im Besitz einer solchen.“
    „So, meinen Sie also, daß wir gehen sollen?“
    „Ja. Es ist das Beste, war wir tun können.“
    „Gut. Aber ich werde morgen wieder hergehen, und da wird er mir beichten müssen.“
    „Er wird Sie fortjagen.“
    „Wohl schwerlich. Ich nehme Polizei mit und einen Gerichtsarzt. Ich kenne seine Pflicht gegen mich und die meinige gegen ihn. Ich werde untersuchen lassen, ob er zurechnungsfähig oder irrsinnig ist. Kommen Sie. Das Bild und die Briefe nehmen wir natürlich mit.“
    „Ja, gehen wir. Ich werde diese Wohnung nicht wiedersehen, denn wehe mir, wenn ich es wagen wollte, noch einmal vor seinen Augen zu erscheinen.“
    „Ich werde Sie entschädigen. Ich bin Ihnen überhaupt zum größten Dank verpflichtet und werde das niemals vergessen. Verfügen Sie über mich und alles, was ich habe.“
    „Schön“, lachte der Dicke. „Da haben ich zum Beispiel jetzt gleich eine Bitte. Ich hoffe, daß Sie mir sie erfüllen werden.“
    „Sehr gern. Um was handelt es sich?“
    „Ich wünsche eine Ihrer

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