59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
dorthin. Ich kenne den Weg nicht. Dürfte ich mich anschließen?“
„Hm, eigentlich ist der Wagen bereits für uns vier zu klein, aber wir werden Rat schaffen.“
„Was das betrifft, so beruhigen Sie sich, ich bin beritten.“
„Noch besser. Bleiben wir also zusammen.“
Nach einer kleinen Weile stand der Sprecher auf und ging hinaus. Müller folgte ihm unauffällig. Der andere stand, seiner wartend, hinter der Ecke des Hauses.
„Donnerwetter, Königsau, Richard, bist du des Teufels?“ fragte er.
„Hohenthal. Dich hätte ich nicht erwartet. Bist du denn noch nicht heim?“
„Nein. Ich erhielt noch im letzten Augenblick Konterorder. Aber du warst schon fort?“
„Ja, bin aber wieder hier, wie du siehst. Dein Martin ist dabei, nicht?“
„Ja.“
„Und die beiden anderen?“
Arthur von Hohenthal legte ihm die Hand auf die Achsel und antwortete:
„Du, das ist gerade für dich eine Kapitalnachricht! Hast du die Kerls noch nicht gesehen?“
„Nein.“
„Wenigstens den einen, den Hageren?“
„Nein.“
„Ja, die Kerls sind sehr gut verkleidet. Weißt du, ich erzählte dir von meinem Pariser Erlebnisse: Die Komtesse von Latreau wurde geraubt –“
„Ja. Du machtest sie frei und liegst ihr nun zu Füßen.“
„Kannst du dich auch noch des Kerls besinnen, der die Untat ausgeheckt hat?“
„Ja. Ich habe auch in den Zeitungen davon gelesen. Es gelang ihm, zu entkommen. Vater Main nannte man ihn.“
„Richtig. Nun, ich habe den Kerl.“
„Was! Wirklich?“
„Ja, er ist's.“
„Welcher von beiden?“
„Der kleine Dicke.“
„Welch ein Fang!“
„Aber erst der andere!“
„Wer ist der?“
„Das ist der Kerl, den du haben willst.“
„Ich? Nicht, daß ich wüßte.“
„Freilich! Und dein Fritz sehnt sich ebenso nach ihm.“
„Mein Wachtmeister?“
„Ja, nämlich von wegen des Löwenzahns.“
„Meinst du etwa den verschwundenen Bajazzo?“
„Ja.“
„Das ist er nicht.“
„Natürlich ist er es! Aber famos maskiert.“
„Wenn er es wäre!“
„Er ist's, er ist's, sage ich dir! Ich gebe dir mein Ehrenwort, alter Junge!“
„Dann ist der heutige Tag ein Tag des Glücks für mich und meine Verwandten. Wie aber bist du zu den beiden Menschen gekommen?“
„Auf die einfachste Weise von der Welt. Ich heiße Melac; mein Vater ist Beschließer auf Schloß Malineau, und ich habe die beiden als Forstleute für uns engagiert.“
„Papperlapapp!“
„Auf Ehre, wiederhole ich! Laß dir erzählen.“
Er berichtete ihm in kurzen Worten, was er von seiner letzten Ankunft in Paris an bis heute erlebt hatte, und fragte dann:
„Glaubst du nun, daß er es ist?“
„Ja, nun glaube ich es. Gott sei Dank, daß wir den Kerl endlich haben. Aber nach dem, was du in dem Hausflur erlauscht hast, muß der junge Lemarch der Bruder meines guten Fritz sein.“
„Natürlich.“
„Wie nahe ist er da seinen Eltern gewesen, und wie sehr hat mich seine Ähnlichkeit mit Fritz frappiert. Er hat also einen Löwenzahn?“
„Ja; der Bajazzo hat ihn hergeben müssen.“
„Gut, sehr gut. Was aber gedenkst du mit den beiden Kerls in Malineau zu machen?“
„Nun, den Schankwirt wollte ich dem General Latreau zum Geschenk machen.“
„Er wird sich freuen. Und den anderen?“
„Mit dem hatte ich einen ganz eigenen Plan. Weißt du, wenn wir ihn der französischen Polizei überliefern, so wird er zwar wegen Unterschlagung der Kasse und fahrlässiger Tötung seiner eigenen Stieftochter bestraft, aber für dich geht er verloren, zumal bei den jetzigen Kriegsverhältnissen. Besser wäre es, es würde ihm in Preußen der Prozeß gemacht. Er hat doch die beiden Kinder geraubt. Ich wollte ihn auf irgendeine Weise über die Grenze locken. Das geht aber nicht, da er mich ja nun als denjenigen kennt, der ihn festgenommen hat.“
„Aber wenn du die Verkleidung ablegst?“
„So ist es noch schlimmer; da erkennt er mich als den sogenannten Changeur, welcher damals die Komtesse von Latreau befreite.“
„Hm! Wie nun, wenn ich ihn herüberlockte?“
„Dieser Gedanke ist nicht schlecht.“
„Aber wie es anfangen?“
„Freilich, es ist schwierig.“
„Nun, weißt du, es ließe sich doch vielleicht machen.“
„Hast du einen Gedanken?“
„Er wird auf Malineau natürlich ebenso wie Vater Main eingesteckt?“
„Natürlich!“
„Ich befreite ihn, aber –“
„Alle Wetter! Ja, das ist gut, das lasse ich gelten!“
„Er gewinnt Vertrauen zu mir und wird mir sehr gern über
Weitere Kostenlose Bücher