59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
Maßregeln“, sagte jetzt der General zu Müller.
„Die aber sehr notwendig sind“, erklärte dieser. „Sie bekommen nämlich Besuch, Exzellenz, welcher nicht wissen darf, daß Sie sich hier befinden.“
„Sonderbar. Welcher Art ist dieser Besuch?“
„Vater Main.“
Bei diesen Worten fuhren alle empor.
„Vater Main? Vater Main?“ erklang es von aller Lippen.
„Ja. Es ist endlich gelungen, dieses Menschen habhaft zu werden, meine Herrschaften.“
„Und er kommt hierher?“
„Ja, und zwar in Begleitung eines seiner Komplizen, den Fräulein von Sainte-Marie kennt. Ich meine nämlich den Bajazzo, welcher in Thionville seine eigene Tochter vom hohen Seil stürzen ließ.“
Das war eine Kunde, welche alle in die größte Aufregung versetzte. Königsau erklärte den Zusammenhang, aber ohne Belmonte und Martin namhaft zu machen.
„Erstaunlich!“ sagte der General.
„Oh, für den Herrn Doktor ist nichts erstaunlich“, schaltete Marion ein.
„Bitte, bitte“, meinte Müller. „In dieser Angelegenheit bin ich ohne alles Verdienst. Hören Sie, es fährt ein Wagen vor. Das sind sie. Wir haben also die Lichter gar nicht zu früh verlöscht.“
„Aber wer sind denn die beiden Männer, welche mir die Gefangenen bringen?“ fragte der General.
„Ich bin nicht beauftragt, es zu sagen“, lächelte Müller. „Der eine gilt, wie bereits bemerkt, als der Sohn Ihres Beschließers Melac. Es wird gut sein, Exzellenz, sich mit einigen Waffen zu versehen. Den beiden Menschen ist nicht zu trauen. Lassen Sie die Messer von der Tafel entfernen.“
Die Ankömmlinge waren indessen aus dem Wagen gestiegen und bei dem Beschließer eingetreten. Belmonte gab diesem die Hand und sagte:
„Guten Abend, Vater. Endlich wieder da!“
„Guten Abend, mein Sohn“, antwortete Melac. „Wie ich sehe, ist die Reise nicht umsonst gewesen?“
„Ja. Hier ist der Gärtner, und hier die beiden Männer für den Forst. Ich habe ihre Papiere bereits geprüft und für gut befunden.“
„Schön! Es trifft sich da recht zufällig, daß der gnädige Herr selbst bestimmen kann.“
„Der Baron?“
„Ja. Er kam heute hier an, um für einen Tag im Schloß abzusteigen. Denkst du nicht, daß wir ihm diese drei Männer vorstellen?“
„Hm, ja; besser ist es. Es ist sogar unsere Pflicht und Schuldigkeit, da er einmal anwesend ist. Aber erst wollen wir einige Minuten ausruhen.“
Sie nahmen Platz. Es war Vater Main und dem Bajazzo natürlich gar nicht recht, daß sie zum Baron sollten, doch ließen sie es sich nicht merken.
„Essen wir etwas oder gehen wir vorher hinauf?“ fragte Belmonte.
„Fertig ist fertig. Am besten, wir gehen erst hinauf.“
„Wird er zu sprechen sein?“
„Jedenfalls.“
„Na, versuchen wir es. Kommen Sie, meine Herren.“
Oben angekommen, ging der Beschließer hinein, um anzumelden, während die anderen warteten. Bald öffnete ein Diener die Tür und ließ sie eintreten. Im Speisesaal befanden sich Müller und Melac. Der Diener trat zurück, und die beiden Gefangenen bemerkten nicht, daß er von außen die Tür verschloß.
Müller, Belmonte und Martin hatten die Hände in den Taschen, in denen ihre Revolver steckten.
„Das dauert lange“, flüsterte Main, dem es unheimlich zu werden begann.
„Geduld“, sagte Belmonte. „Ah, man kommt!“
Die Nebentür öffnete sich, und der General trat ein. Seine Enkelin und Marion folgten.
Vater Main fuhr zurück. Seine Augen vergrößerten sich und waren mit einem Blick des Entsetzens auf die Eintretenden gerichtet. Aber er war ein zu hartgesottener Sünder, als daß er sich gänzlich um seine Besinnung hätte bringen lassen. Er ermahnte sich.
„Tausend Teufel. Wir sind verraten!“ schrie er. „Fort! Hinaus, Bajazzo!“
Er fuhr herum, nach der Tür zu, und sah drei Revolverläufe auf sich gerichtet.
„Pah. Nicht jede Kugel trifft. Kehrt! Schnell, schnell!“
Er sprang nach der Tür, um sie aufzureißen. Sie war verschlossen. Und nun traten auch von der anderen Seite zwei bewaffnete Diener ein.
„Gebt euch keine Mühe“, sagte der General. „Ihr seid gefangen!“
„Mit welchem Recht?“ fragte Main, dem es einfiel, daß er ja verkleidet sei.
„Macht euch nicht lächerlich! Ihr seid erkannt. Eure Maske nützt euch nichts.“
„Also entdeckt“, knirschte er. „Verraten! Und durch wen? Wart, euch Halunken zeige ich es doch noch!“
Er erhob beide Fäuste und stürzte sich auf Martin, erhielt aber von Müller, an dem er vorüber
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