mir einen aufsteigenden Stern am Kinderbuchhimmel und hatte mich bisher vorbehaltlos unterstützt. In jüngster Zeit gewann ich allerdings immer öfter den Eindruck, dass sein Glaube an meine Karriere durch die geringen Verkaufszahlen geschmälert wurde. Von
Konstantin Klever
waren im ersten Jahr nach dem Erscheinen lediglich eintausendvierundfünfzig Exemplare verkauft worden. Der Absatz von
Tamara und der Fluch der hässlichen Warzenhexen
bewegte sich in einem ähnlichen Bereich. Wahrscheinlich waren meine Romane ein Verlustgeschäft und er reagierte deswegen so wenig euphorisch, sobald sich unsere Konversation um ein neues Projekt drehte.
Ich klickte auf die angehängte Datei.
Schade eigentlich.
Kinderbücher müssen vor allem eins bieten: Lesespaß. Sven Frosts Buch ›Tamara und der Fluch der hässlichen Warzenhexen‹ klingt nach einer amüsanten, wenn auch nicht sonderlich originellen Idee. Ein guter Autor hätte aus der Grundidee sicherlich ein schönes Buch für Kinder ab acht geschaffen. Sven Frost hingegen scheitert weitestgehend.
Schade eigentlich.
Die Geschichte beginnt spannend und verpulvert ihre Höhepunkte bereits auf den ersten Seiten. Als die Koboldfreunde der Hauptfigur in Gefahr geraten, bricht Tamara zu einer Rettungsaktion auf, die sich langatmig über einhundert Seiten erstreckt. Spannung ist Mangelware, Humor und Fantasie sucht man vergeblich. Die lieblosen schwarz-weißen Illustrationen tragen ebenso zum schlechten Gesamtbild bei. Obwohl das Druckwerk aus dem aufstrebenden Galaxia-Verlag stammt, erhält es keine Empfehlung.
Schade eigentlich.
Ursula Rehbein
Die Rezension war in der vorigen Woche erschienen. Auf der Suche nach Rehbein-Artikeln surfte ich zur Homepage der entsprechenden Zeitung. In den letzten Tagen hatte sie zwei Theateraufführungen, einen Kinofilm, drei Bücher und zwei CDs besprochen. Vor allem an den Theateraufführungen und dem Kinofilm hatte sie keinen Gefallen gefunden.
Mit einer E-Mail-Adresse, die keinen Rückschluss auf meine Identität zuließ, sendete ich ihr eine Nachricht:
Wenig geehrte Frau Rehbein,
ich frage mich, wie oft der Verleger Ihrer Zeitung Sie noch Ihren Schmutz ausschütten lässt.
Früher setzten sich Ihre Einschätzungen kritisch, aber wohlwollend mit der Kunst auseinander. Seit einigen Wochen jedoch machen Sie alles schlecht. Die Theatervorstellungen, die Sie verrissen haben, bescherten meinem Mann und mir herrliche Abende. Der Kinofilm ›Glaskugelsommergewitter‹ war ebenfalls jeden Cent der Eintrittskarte wert. Das von Ihnen geschmähte Kinderbuch ›Tamara und der Fluch der hässlichen Warzenhexen‹ hat meine achtjährige Tochter verschlungen und zu ihrem Lieblingsbuch erklärt.
Warum nehmen Sie nicht einfach ein entspannendes Rosenduftbad, sofern Sie das nächste Mal das Bedürfnis verspüren, uns mit ihrer Meinung zu behelligen? Zwischen den Zeilen Ihrer Texte ist deutlich zu erkennen, dass Sie unter Depressionen leiden. Wie lange hält dieser Zustand, alles schlecht zu finden und kein Interesse an den schönen Dingen des Lebens zu haben, bei Ihnen schon an? Vielleicht ist Ihre Krankheit noch heilbar, ehe Sie in eine psychiatrische Anstalt zwangseingewiesen werden müssen.
Ich möchte nicht in der Haut der Schauspieler stecken, wenn sie Ihre abstrusen Kritiken lesen. Was stimmt nicht mit Ihnen? Hat Ihr Mann Sie verlassen und wollen Sie es nun der ganzen Welt heimzahlen?
Wie soll sich ein Kinderbuchautor fühlen, der sein Herzblut in seine Geschichten steckt und dann von Ihnen bepöbelt wird?
Ihretwegen werden mein Mann und ich unser Abonnement kündigen!
Ohne die besten Wünsche für Ihre Zukunft
Rosalinde Schulz
Bevor ich den Sende-Button drückte, vergewisserte ich mich ein weiteres Mal, nicht die falsche E-Mail-Adresse ausgewählt zu haben. Diesen Leserbrief wollte ich ungern von
[email protected]losschicken.
Danach vertrödelte ich den Rest des Abends, ehe ich ins Bett ging, um ein paar Stunden später einem metrosexuellen Jenseitsbegleiter zu begegnen.
Anpfiff
Eine über mich gebeugte Notärztin hält mir eine kleine Taschenlampe ins rechte Auge und überprüft meine Pupillenreaktion.
»Sie bleiben schön bei mir«, verlangt sie erschöpft.
Nachdem mein Kreislauf stabilisiert ist, werde ich von zwei Rettungssanitätern vorsichtig auf eine Bahre gelegt.
»Was ist mit meinem Auto?«, flüstere ich dabei matt.
»Darum kümmert sich die Polizei«, antwortet die Ärztin beruhigend.
Ich versuche, ihr ein