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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
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anderweitig abreagieren!«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Ich bin ein Kinderbuchautor, der gerade versucht, einen neuen Roman zu schreiben!«
    Sie nickte bedächtig. »Ich werde ihn bitten, Sie nicht weiter zu belästigen.«
    »Das wäre herzallerliebst!« Mit diesem ironischen Dank wandte ich mich ab und betrat den Treppenabsatz.
    »Ich habe gedacht, als Kinderbuchautor müsste man Kinder mögen«, sagte sie, während ich mich bereits auf dem Weg nach unten befand.
    Die sich schließende Wohnungstür verhinderte eine Fortsetzung unseres Disputs.
    In meinen vier Wänden wurde mir plötzlich schwindelig. Die Diele schwankte vor meinen Augen und ich befürchtete, gleich umzukippen. Vorsichtig drückte ich die Tür zu und setzte mich auf den Boden. Mein Puls beruhigte sich langsam, gleichzeitig verschwand das Schwindelgefühl.
    Schließlich stand ich auf und ging zurück ins Arbeitszimmer, den Blick zur Decke gerichtet. So wartete ich ungefähr eine Minute auf einen provozierenden Ballaufpraller, doch offenbar hatte meine Nachbarin ihren Sohn einigermaßen unter Kontrolle. Also setzte ich mich an den Schreibtisch und rief mein E-Mail-Programm auf, als das Telefon klingelte. Das Display übertrug die Nummer meiner Mutter. Ich überlegte, den Anruf nicht entgegenzunehmen. Nach dem vierten Klingeln hatte ich mich anders entschieden.
    »Ja?«, meldete ich mich mit bewusst nüchterner Stimme.
    »Bist du gut nach Hause gekommen?«
    »Hm-mh.«
    »Hast du viele Bücher verkauft?«
    »Wie denn, wenn die Hälfte des Publikums angestachelt von meiner Mutter den Raum vor dem Ende der Lesung verlässt?«, fuhr ich sie an. Jede Emotionslosigkeit war verschwunden.
    »Ich hatte Rückenschmerzen. Diese kleinen Kinderstühle waren Gift für meine Bandscheibe. Bestimmt lande ich bald im Rollstuhl, so schlimm ist es in letzter Zeit.«
    »Die Lesung war fast beendet. So lange hättest du jawohl aushalten können!«
    »Mein Rücken hat übel wehgetan. Aber du hast dich ja schon früher nicht für meine Krankheiten interessiert.«
    »Und wie kam deine Verspätung zustande? Warum bist du dem Jungen auf den Fuß getrampelt?«
    »Tante Martha hatte angerufen, gerade als ich –«
    »Ständig redest du davon, wie toll du meine Bücher findest. Wie gerne du mich mal live lesen hören würdest. Dann hast du mal die Chance und kommst zu spät und gehst zu früh?«
    »Mein Rücken!«
    »Und Tante Martha! Das erwähntest du bereits.« Ich spürte einen erneuten Schwindelanfall, der meinen Redefluss stoppte. Für eine Weile schwiegen wir uns an.
    »Du bist sauer auf mich«, stellte sie schließlich fest.
    Ich sagte gar nichts.
    »Bist du noch dran?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid, doch mein Rücken war wirklich schlimm.«
    Darauf antwortete ich ebenfalls nicht.
    »Außerdem rufe ich an, um mich zu verabschieden.«
    »Verabschieden?«, wunderte ich mich. Was kam jetzt? Die nach Mitleid heischende Ankündigung, in vier Wochen zu sterben?
    »Übermorgen trete ich eine sechswöchige Kreuzfahrt über den Atlantik an.«
    Sechswöchige Kreuzfahrt über den Atlantik? Vor meinem inneren Auge tauchte eine höhere vierstellige Zahl auf, die ein solcher Urlaub sicherlich kostete.
    »Darüber hast du bislang nichts erzählt.«
    »Wir haben ganz kurzfristig gebucht. War ein Schnäppchen.«
    »Wir?«
    »Karl-Günther und ich. Du kennst ihn nicht. Ich habe ihn vor zwei Monaten beim Seniorentreff kennengelernt.«
    »Du machst mit einem quasi fremden Mann eine sechswöchige Kreuzfahrt?«, fragte ich fassungslos. »Vater liegt erst seit drei Jahren im Grab!« Was erlaubte sich meine Mutter, einen neuen Partner zu finden, während ich erfolglos auf der Suche war?
    »Wie lange soll ich denn allein die trauernde Witwe mimen?«
    »Zumindest solltest du keinen Dauerurlaub mit einem anderen Mann antreten.«
    »Er würde dir gefallen«, versuchte sie meinen Segen zu erhalten.
    »Na ja, du bist alt genug. Du kannst tun und lassen, was du willst.«
    Auf meinem Bildschirm poppte ein Fenster auf, das mir den Eingang einer E-Mail signalisierte.
    »Ich melde mich nach dem Urlaub.«
    »Bis dann.« Ich öffnete die Nachricht.
    Lieber Herr Frost,
    anbei eine aktuelle, betrüblicherweise negative Rezension.
    Ich hoffe, Ihre heutigen Lesungen waren erfolgreich.
    Herzliche Grüße
    Justus Wirth
    Justus Wirth war der Verleger meiner beiden letzten Bücher und hatte vor einigen Jahren den ambitionierten Kinderbuchverlag
Galaxia
gegründet, der sich derzeit sehr positiv entwickelte. Er sah in

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