Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
Vom Netzwerk:
Weg stellte. Mit einer Handbewegung im Stil eines Verkehrspolizisten forderte er mich zum Halten auf. Abrupt bremste ich, da ich mir nicht sicher war, ob mein Wagen einen Zusammenprall mit seinem Fettairbag schadlos überstanden hätte.
    Er rief etwas, das ich wegen der geschlossenen Seitenscheibe nicht verstand. Gereizt kurbelte ich das Fenster hinunter. »Warum versperren Sie die Zufahrt?«
    »Das ist ein Lehrerparkplatz. Sie sind kein Lehrer!«, klärte er mich dankenswerterweise auf.
    »Ich bin der Autor, der beim Schulfest liest. Frau Schreiters hat mir erlaubt, hier zu parken.«
    »Welcher Autor? Welche Lesung?«
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Frank Fischer. Der Schulhausmeister. Ich bin auf diesem Gelände für Recht und Ordnung zuständig. Wie lautet Ihr Name?«
    »Sven Frost.«
    »Sven Frost? Nie gehört!«
    Super! Für meinen Auftritt schien ja reichlich Werbung gemacht worden zu sein. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Ausdruck der E-Mail. Wortlos drückte ich dem Hausmeisternazi das Papier in die Finger. Er überflog es und trat enttäuscht beiseite.
    »Das wird ja dann seine Richtigkeit haben«, murmelte er. »Vorausgesetzt, Sie haben das nicht gefälscht.«
    Ich fühlte mich ertappt, denn natürlich fälschte ich solche Nachrichten, um stundenweise exklusive Parkmöglichkeiten in Anspruch nehmen zu können.
    »Passen Sie ja auf, dass Sie keine Macken in die Lehrerautos fahren!«
    »Jawohl, mein Führer!« Ich salutierte mit der rechten Hand und ließ den Wagen anrollen. Grimmig schaute er mir hinterher.
    ***
    Erinnerungen an die Grundschulzeit tauchten aus den Tiefen meines Gedächtnisses auf, während ich mich dem Eingang näherte: Auf dem Platz links von mir hatten meine Freunde und ich in den großen Pausen mit einem Tennisball Fußball gespielt. Meistens hatte meine Mannschaft gewonnen, oft dank meiner Tore. Zur Eingangstür führte eine Treppe mit insgesamt zwölf steinernen Stufen. Ich entsann mich an die zittrigen Beine, mit denen ich diese bei der Einschulung erklommen hatte, unsicher darüber, was für Erfahrungen dieser Lebensabschnitt bereithalten würde.
    Hinter mir liefen ein paar Kinder leichtfüßig den Aufgang hoch. Unterdessen zog ich erfolglos an der geschlossenen Holztür.
    »Wird erst um drei aufgemacht«, klärte mich ein blondes Mädchen in einem bunten Blumenkleid auf.
    »Und wie komme ich jetzt hinein?«, fragte ich.
    Sie sah mich an, als sei ich vom Himmel gefallen. »Sie müssen einfach klingeln.«
    Die hochbegabte Schülerin übernahm das für mich. Wenige Sekunden später öffnete uns eine ältere Frau, die ein graues Kostüm und farblich abgestimmte Schuhe trug. Ihre grauweißen Haare waren kurz geschnitten.
    »Herr Frost!«, begrüßte sie mich mit einem Lächeln und einem unangenehm schlaffen Händedruck. »Schön, Sie zu sehen! Ich dachte schon, Sie hätten es sich anders überlegt.«
    »Auf der Autobahn war ein kilometerlanger Stau«, rechtfertigte ich mich. Warum fühlte ich mich getadelt wie ein einfältiger Junge?
    »Ich zeige Ihnen den für Sie vorbereiteten Raum.«
    Beim Betreten des Gebäudes kam mir das schwarz-weiß-karierte Bodenfliesenmuster ungemein vertraut vor. Uns unterhaltend liefen wir die Stufen bis zum Dachgeschoss hinauf. Selbst an das Treppenhaus konnte ich mich deutlich erinnern. Die Grundschulzeit hatte sich unauslöschlich eingeprägt. Allerdings hatte mir früher das Treppensteigen nicht den Atem geraubt. Schließlich erreichten wir den obersten Absatz und betraten ein geräumiges Zimmer, in dem die Tische an den Rand gestellt und circa dreißig Kinderstühle in einem Halbkreis aufgebaut waren. Für mich hatte man einen Erwachsenenstuhl und einen hölzernen Tisch vorgesehen.
    »Ich organisiere Ihnen Mineralwasser. Wenn Sie ein Stück Kuchen möchten, sagen Sie einfach am Kuchenstand Bescheid. Als unser Ehrengast benötigen Sie keine Wertmarken. Gleich erfolgt übrigens der Startschuss in der Turnhalle. Darf ich Sie dort begrüßen?«
    »Wird ziemlich knapp. Ich muss meine Tasche und die Bücher aus dem Auto holen. Wahrscheinlich muss ich sogar zweimal gehen.«
    »Dann viel Glück! Plaudern wir nach Ihren Lesungen.«
    Der Grund, warum ich mich letztlich auf die honorarfreien Auftritte bei diesem Schulfest eingelassen hatte, war die Anwesenheit der Eltern mit hoffentlich prall gefüllten Geldbörsen. Gewiss würden sie ihren kleinen Lieblingen das Werk eines Autors kaufen, der diese Schule besucht hatte und damit den lebenden Beweis antrat, dass

Weitere Kostenlose Bücher