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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ging, und der Fürst kehrte nun in die Wasserstraße zurück, um zu erfahren, ob der Diamant dort verkauft worden sei. Er klopfte an die Tür, und Rebekka öffnete halb.
    „Wer ist da?“ fragte sie.
    Er hatte keine Lust, hier auf der Straße eine lange Vorverhandlung anzuknüpfen; darum stieß er die Tür auf, so daß die Alte zurück und gegen die Mauer flog.
    „Herr Sabaoth!“ schrie sie auf. „Salomonleben, komm heraus, zu retten dein Weib Rebekka aus den Händen dieses Sohnes der Hethiter und Jebusiter.“
    „Schweig, dummes Weib!“ herrschte sie der Fürst an. „Ich tue dir nichts; aber es kann mir gar nicht einfallen, mich da draußen von dir verhören zu lassen!“
    Da wurde die Tür zur Stube geöffnet; Salomon streckte die Nase vor undfragte:
    „Was ist's, Rebekkchen? Warum hast du geschrien?“
    „Dieser Mann ist hereingekommen, ohne zu warten, bis ich es ihm erlaube, und hat mich geworfen gegen die Mauer, daß mir gesprungen ist das Feuer aus den Augen, gerade als ob ich wäre der Zunder und die Mauer der Feuerstein!“
    Der Jude hatte den Fürsten noch gar nicht bemerkt. Jetzt trat er weiter heraus, betrachtete ihn und fragte dann:
    „Herr, warum werfen Sie mein Weib an die Wand?“
    „Nur nicht grob, Jude, sonst fliegst du auch daran! Kommt einmal herein miteinander!“
    Er schob die beiden in die Stube. Sie blickten ihn ganz erschrocken an. Er aber betrachtete sie sich lächelnd und sagte dann:
    „Ich komme, um mich nach etwas zu erkundigen, und ich hoffe, daß ihr mir die Wahrheit sagt.“
    „Salomon Levi sagt niemals eine Lüge, Herr! Und Rebekka, sein Weib, ist die Wahrheit selbst, die Wahrheit personifiziert, so daß sie könnt werden gemalt auf die Leinwand als junge Göttin der Wahrheit und gehängt an die Wände, eingerahmt in Gold und mit einer Glastafel für einen Gulden.“
    „Werden sehen, ob es stimmt! Habt Ihr vor kurzem Besuch gehabt, Salomon Levi?“
    „Besuch? Ja, den haben wir vor kurzem gehabt.“
    „Wer war es?“
    „Der Herr Rabbiner Ben Johaba, welcher ist bei uns geblieben fast eine ganze Woche lang.“
    „So meint ich es nicht. Ich spreche von heute abend. Wer war die letzte Person, welche bei euch war?“
    „Das war Fräulein Sarah Rubinenthal, welche ist die letzte und einzige Freundin meiner Tochter Judithleben.“
    „Wann ging sie fort?“
    „Sie ist gegangen, als die Glocke schlug die zehnte Stunde.“
    „Später war niemand da?“
    „Kein Mensch.“
    „Jude, du lügst!“
    „Rebekka, Weib, sage, ob ich lüge!“
    „Herr, er hat die reine Wahrheit gesprochen!“ beteuerte sie.
    „Du lügst ebenso, Alte! Du kannst allerdings an die Wand gehängt werden, aber ohne Glas und Rahmen, einfach mit einem Strick an den Nagel und zwar als Göttin der Lüge!“
    Das war dem alten Salomon denn doch zuviel. Er stellte sich in Positur, stemmte die Hände in die Seiten und rief:
    „Herr! Wissen Sie, daß ich habe das Recht meines Hauses!“
    „Ihr Hausrecht meinen Sie, Verehrtester? Ja!“
    „Und daß ich kann Sie werfen hinaus?“
    „Ja, bitte, versuchen wir es!“
    „Nein, ich werde nicht eher legen meine Hand an Sie, als bis ich Sie habe aufgefordert dreimal, sofort zu verlassen meine Wohnung. Gehen Sie dann noch nicht, so werde ich nicht nur legen eine Hand an Sie, sondern alle beide Hände!“
    „Schön! Also beginnen wir!“
    „Verlassen Sie mein Haus!“
    „Das ist einmal!“
    „Verlassen Sie mein Haus augenblicklich!“
    „Zweimal!“
    „Verlassen Sie sofort mein Haus!“
    „Dreimal!“
    „Sie gehen nicht?“
    „Nein.“
    „So werde ich legen meine Hand an Sie und Sie werfen hinaus auf die Straße, wo da ist der Schnee am tiefsten und das Eis am kältesten!“
    „Tun Sie es! Ich warte darauf, Wertester!“
    Salomon blickte seine Frau an und sie ihn; beide waren wortlos. Der gute Hehler und Handelsmann war niemals ein Held gewesen. Jetzt fühlte er sogar Furcht.
    „Ich werde Sie verklagen wegen Friedensbruch des Hauses!“ drohte er, indem er sich ein fürchterliches Aussehen zu geben versuchte.
    „Und ich werde sagen, daß Sie ein alter Luchs sind, ein Lügner, wie er im Buche steht! War wirklich nach Fräulein Sarah Rubinenthal niemand hier bei euch?“
    „Kein Mensch, sage ich!“
    „Und doch wurde euch ein Diamant zum Kauf angeboten!“
    Die beiden erschraken.
    „Ein Diamant?“ fragte der Alte.
    „Ja.“
    „Was weiß ich davon? Weißt du es, Rebekkchen?“
    „Kein Wort weiß ich!“
    „Nun geht! Seht einmal her! Da! Und wenn

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