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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehr.“
    „Gut! Also hundertzwanzigtausend Gulden. Du zahlst mir jetzt die Hälfte und in einer Woche die zweite Hälfte.“
    Der Jude machte ein Gesicht, als ob er vor einem Abgrund zurückschaudere, der sich plötzlich vor ihm geöffnet habe.
    „Zahlen? Ich?“ fragte er.
    „Ja! Natürlich!“
    „Für den Stein?“
    „Wofür sonst?“
    „Und hundertzwanzigtausend Gulden?“
    „Gewiß!“
    „Habe ich denn geboten dieses Geld, he?“
    „Du hast doch gesagt, daß ich so viel erhalten würde!“
    „Ja, aber vom Juwelier!“
    „Von dir nicht?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil der Juwelier kauft am Tag und nur von Leuten, die er kennt; ich aber muß kaufen des Abends und des Nachts, und weiß nicht, wer es ist, der mir bringt Diamanten und alte Handschuhe.“
    „Nun, der Unterschied ist nicht bedeutend.“
    „Aber wenn nun kommt die Polizei und nimmt mir den Stein, weil sie sagt, er sei gestohlen?“
    „Lege ihn nicht her.“
    „Was soll ich sonst machen damit?“
    „Ihn schleifen lassen. Dann kannst du ihn offen verkaufen.“
    „Muß ich nicht haben beim Schleifer eine Legitimation, um nachweisen zu können, von wem ich habe den Diamant?“
    „Das geht mich nichts an!“
    „Aber mich geht es an, wenn man sagt, daß Salomon Levi habe gekauft gestohlene Sachen.“
    „Jude, werde nicht anzüglich! Mach es kurz und nenne mir das höchste Geld, welches du tun kannst!“
    „So werde ich geben heute dreißigtausend Gulden, aber mehr keinen Kreuzer und keinen Pfennig!“
    „Nicht mehr?“
    „Nein.“
    „Ist das dein Ernst?“
    „Ich gebe darauf einen Schwur, daß –“
    „Gute Nacht, dummer Mensch!“
    Jetzt machte sie Ernst. Sie war schnell wie der Wind zur Tür hinaus. Zwar sprang ihr der Handelsmann nach, um sein Gebot zu erhöhen, aber als er den Hausflur erreichte, stand Rebekka allein da.
    „Wo ist der Mann?“ fragte er ganz atemlos.
    „Fort!“
    „Und du hast ihn gelassen fort?“
    „Was soll ich machen? Er kam heraus und riß zurück den Riegel und machte auf die Tür, ohne daß ich sagen konnte ein Wort, oder ihn fassen bei der Hand.“
    „Nun ist auch fort der Stein!“ wehklagte Salomon.
    „Was für ein Stein?“
    „Ein Demantstein.“
    „Gott Jakobs! Ein Demantstein! War er groß und schön?“
    „Er war wert eine halbe Million, und ich habe geboten dreißigtausend. Ich hätte ihn bekommen für sechzig- oder achtzigtausend! Rebekkchen, warum hast du lassen fortgehen den Mann?“
    Während diese beiden nun jammerten und klagten, kehrte die Baronin nach ihrer Wohnung zurück. Sie brauchte das Geld nicht zur Not und sah sich also nicht gezwungen, den Stein zu verschleudern. Sie konnte warten bis später.
    Der Fürst hatte auf der anderen Straßenseite an einer dunklen Tür gestanden. Er begriff die Baronin vollständig. Sie wußte, daß er heute bestohlen werden solle, und hatte die Steine für sich genommen, um hinter dem Rücken ihres Mannes auch Besitz zu haben. Der Diamantendiebstahl mußte natürlich den Einbrechern zugeschoben werden.
    Da sah er, daß die Baronin wieder aus dem Haus trat und sich eilig entfernte. Er mußte wissen, wo der Stein blieb, ob sie nach Hause ging oder einen anderen Hehler aufsuchte. Er folgte ihr also bis zum Pförtchen, hinter dem sie verschwand. Dann suchte er Anton auf, der noch immer auf seinem Posten stand.
    „Ist jemand passiert?“ fragte er.
    „Niemand.“
    „Der Baron also noch nicht zurückgekehrt?“
    „Nein.“
    „Man sollte wissen, wo er sich befindet!“
    „Oh, das weiß ich genau, Durchlaucht!“
    „Wirklich?“
    „Ja, ich weiß es von der Zofe, die es vom Kammerdiener erfahren hat. Er ist in sein Kasino und hat zurückgelassen, daß er wohl sehr spät wiederkommen werde.“
    Dies hatte der Baron, der sonst nie sagte, wohin er gehe, mit Absicht getan. Er setzte sich den Fall, daß er ein Alibi zu beweisen haben werde. Dann war es gut, wenn seine Leute als Zeugen zu seinen Gunsten auszusagen vermochten.
    „Kennst du das Kasino?“ fragte der Fürst.
    „Sehr gut.“
    „Ich würde hingehen, aber ich bin zu Hause unentbehrlich. Hier ist nichts zu erreichen. Begib dich also nach dem Kasino. Du gehst in das allgemeine Gastzimmer und wirst wohl scharfsinnig genug sein, zu erfahren, wann der Baron fortgeht.“
    „Soll ich ihm folgen?“
    „Nein. Er könnte das bemerken. Ich hätte nur Schaden davon. Auf alle Fälle aber mußt du halb drei Uhr daheim sein. Man weiß nicht, wie du mir notwendig werden kannst.“
    Anton

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