Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wartete noch kurze Zeit, dann begab er sich hinab vor die Tür. Es war keine Spur des Geschehenen zu bemerken. Erst nun gab er seinen Leuten die Erlaubnis, ihr Zimmer zu verlassen und Licht anzuzünden. Es zeigte sich, daß der Schrank vollständig leer war. Sonst aber hatte man nicht das geringste entfernt oder beschädigt.
    „Anton, jetzt schnell zum Baron“, sagte der Fürst. „Wir müssen Gewißheit haben. Nimm für Adolf die Maske mit!“
    Kaum zehn Minuten später stand er wieder am Brunnen, als alter Mann verkleidet. Er hatte Anton nach dem Kasino gesandt. Dieser kehrte nach einiger Zeit mit der Meldung zurück, daß der Baron sich noch dort befinde.
    „Wunderbar!“ meinte der Fürst.
    „Er kann also der ‚Hauptmann‘ unmöglich sein!“
    „Fast scheint es so. Aber warten wir!“
    Nach ungefähr einer Stunde kam auch Adolf.
    „Hast du Erfolg gehabt?“ fragte der Fürst.
    „Wohl gar keinen. Hoffentlich sind der gnädige Herr glücklicher gewesen als ich.“
    „Wir haben gar kein Glück gehabt.“
    „Und ich ebenso. Als ich nach unten kam, sprang der letzte über die Mauer. Die anderen waren bereits fort. Er trug ein Paket auf dem Rücken. Ich machte ihm nach durch eine Menge Gassen und Gäßchens bis zur Mauerstraße. Dort aber verlor ich ihn leider aus dem Gesicht.“
    „Mauerstraße?“ meinte der Fürst. „Vielleicht kann uns das als Fingerzeig dienen. Die Gegend dort ist einsam. Es ist sehr möglich, daß sich gerade dort der geheime Schlupfwinkel der Bande befindet, wohin sie den Raub schafft. Man muß diese Gegend beobachten.“
    „Nun möchte ich wissen, wo sich jetzt der Baron befindet“, sagte Adolf.
    „Noch immer im Kasino“, antwortete Anton.
    „Wirklich? So haben wir uns geirrt. Er kann der Hauptmann dann unmöglich sein!“
    „Aber die Baronin hat ja die Diamanten?“
    „Das kann Zufall sein und braucht gar nicht mit dem Einbruch des Hauptmanns zusammenzuhängen.“
    „Wir werden hierüber schon noch Klarheit erlangen“, sagte der Fürst. „Haben wir die Spur des Hauptmanns verloren, so werde ich wenigstens meine Diamanten festhalten. Legt eure Masken an. Wir werden den Baron erwarten, und ihr sollt dabei sein, weil es möglich ist, daß ich später Zeugen brauche, da ich jetzt die Baronin noch schonen will.“
    Die Bärte und Perücken wurden angelegt. Dann warteten die drei Männer, bis der Baron kam. Als dies geschah, war es bereits fast fünf Uhr. Er schritt, das Pförtchen gar nicht beachtend, auf das vordere Entrée zu und streckte bereits die Hand nach dem Glockenzug aus, um den Portier zu rufen, als plötzlich ein alter Herr vor ihm stand – der Fürst, den er aber, ganz natürlich, nicht kannte.
    „Der Herr Baron von Helfenstein?“ fragte er.
    „Ja. Was gibt es?“
    „Darf ich vielleicht um eine kleine Audienz ersuchen?“
    „Wie kommen Sie mir vor! Eine Audienz? Jetzt?“
    „Allerdings!“
    „Was wollen Sie?“
    „Ich werde mir gestatten, es Ihnen in Ihrem Zimmer zu sagen.“
    „Ah! Also ins Zimmer wollen Sie mit?“
    „Meinen Sie, daß man Audienzen auf der Straße erteilt?“
    „Was ist das für ein Ton? Sie wissen doch, mit wem Sie sprechen?“
    „Mit dem Herrn Franz von Helfenstein.“
    „Wer sind denn Sie?“
    „Hier meine Legitimation.“
    Der Baron erblickte die bekannte Medaille. Es fuhr ihm wie ein Stich durch alle Glieder. Was war das? Was wollte die Polizei bei ihm? Jetzt, zu dieser Tageszeit? Er sammelte sich jedoch schnell und sagte:
    „Einem Polizeibeamten gibt man nur im Notfall einen abschlägigen Bescheid; aber konnten Sie denn keine andere Zeit für den Vortrag Ihrer Wünsche finden?“
    „Leider nein!“
    „So kommen Sie!“
    Er schellte.
    „Sie gestatten vielleicht, daß diese beiden Herren auch mit Zutritt nehmen, Herr Baron!“
    Helfenstein drehte sich rasch um. Hinter ihm standen, ohne daß er es bemerkt hatte, Adolf und Anton. Das vermehrte die Verlegenheit des Barons noch mehr. Drei Personen! Das konnte doch wohl nichts Unwichtiges und Gewöhnliches sein!
    „Sind diese Herren auch Polizisten?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Ihre Medaillen!“
    „Die meinige genügt. Sie legitimiert mich, und ich hinwiederum legitimiere meine beiden Kollegen. Hoffentlich genügt Ihnen das!“
    „Kommen Sie!“
    Eben hatte der Portier geöffnet und Licht angebrannt. Er wunderte sich nicht wenig, zu dieser Stunde drei Fremde in Begleitung seines Herrn zu sehen. Er leuchtete die vier nach oben und brannte im Zimmer des Barons die Kerzen

Weitere Kostenlose Bücher