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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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stapeln, nicht einmal bei meinem Vater.
    Ich denke, ich werde mich bei Matthew Sweet beschweren. Dafür muss ich einen neuen grünen Aktenordner anlegen.
    Mr Sweet,
    es ist schwer für mich, Ihnen diesen Brief schreiben zu müssen, da ich ein großer Fan von Ihnen bin. Dennoch stören mich zwei Dinge.
    Erstens kann ich Ihre Musik nicht hören, während ich auf meinen Termin bei meiner Therapeutin Dr. Buckley warte. Sie bevorzugt ruhige, besinnliche Musik, und obwohl es unfair wäre zu sagen, Sie seien nicht besinnlich, denke ich doch, dass man »Sick of Myself« nicht gerade als förderlich für die Art von Heilung und den Selbstrespekt bezeichnen kann, die Dr. Buckley in ihrer Praxis anstrebt. Vielleicht könnten Sie einmal an etwas Fröhlicheres denken, wenn Sie selbst sich irgendwann ein wenig optimistischer fühlen.
    Zweitens ist Ihnen sicher gleichermaßen bewusst, dass die mittleren Songs auf Ihrem Album
Blue Sky on Mars
unterdurchschnittlich sind. Von »Hollow«, dem vierten Lied, bis zu »Heaven and Earth«, dem achten, scheinen Sie die Halbherzigkeit der Songs akzeptiert zu haben. Sie haben Ihr Talent vergeudet und Ihre Fans betrogen, indem Sie nicht auf einem höheren Leistungsniveau bestanden.
    Jedoch möchte ich hinzufügen, dass Sie Ihre Sache auf dem nächsten Album,
In Reverse,
recht gut gemacht haben.
    Ich verbleibe Ihr treuer Fan,
    Edward Stanton

MITTWOCH, 15. OKTOBER
    Als meine Augen sich öffnen, liege ich auf dem Rücken. Der Wecker zeigt 7:38 Uhr. Nach dem gestrigen Aufwachzeitdebakel empfinde ich das als Erleichterung. Damit sind es 222 von 289 Tagen in diesem Jahr (weil es ein Schaltjahr ist), an denen ich um 7:38 Uhr aufgewacht bin. Irgendetwas in meiner Physiologie scheint diese Zeit zu bevorzugen. Ich weiß nicht, was es ist. Ich bin kein Physiologe.
    Ich greife nach meinem Notizbuch und Stift, blättere auf die heutige Seite, notiere meine Aufwachzeit, und meine Daten sind vollständig.

    Heute werde ich die Garage streichen. Seit acht Jahren wohne ich in diesem Haus, das mein Vater für mich als Unterkunft gekauft hat (acht Jahre und achtundachtzig Tage), und ich streiche das Haus und die Garage immer abwechselnd. Ich würde gern beides im selben Jahr streichen, aber dafür ist das Wetter zu unberechenbar.
    Technisch gesehen müsste ich nicht so oft streichen. Ein guter Anstrich, was die einzig akzeptable Art eines Anstrichs ist, hält zehn Jahre oder länger, selbst in klimatisch so unsteten Gebieten wie Montana. Dr. Buckley sagt, ich fühle mich besser, wenn ich mich so viel wie möglich beschäftige, und ich habe festgestellt, dass körperliche Betätigung dabei effektiver ist als geistige. Ich bastele zum Beispiel gern Kunststoffmodelle von Eisenbahnen und Autos und dergleichen zusammen, aber es passiert häufig, dass ich plötzlich nicht mehr nur über den Klebstoff oder die Farbe für das Modell nachdenke, sondern über irgendetwas, das irgendjemand getan hat, um mich zu ärgern – wobei dieser Irgendjemand oft mein Vater ist.Am Ende schreibe ich dann Beschwerdebriefe, die ich gern abschicken würde, und das behindert mein Projekt. Dr. Buckley will nicht, dass ich meine Beschwerdebriefe abschicke. Ich streiche also mit Vergnügen das Haus und die Garage, denn meine Gedanken wandern dabei nicht zu anderen Dingen, weil die Arbeit eher körperlich anstrengend ist. Deshalb werde ich heute die Garage streichen.
    Ich kann aber nicht an jedem beliebigen Tag streichen. Zum einen braucht die Farbe Zeit zu trocknen. Zum anderen ist das Wetter in Montana dergestalt, dass es jeden Monat Niederschlag gibt, also Regen oder Schnee. Selbst wenn die Farbe durch irgendeine Zauberei zwei Sekunden nach dem Auftragen trocknen würde (und es gibt keine Zauberei), müsste man immer noch mit Regen und Schnee klarkommen. Eines Tages erfinden die Wissenschaftler vielleicht eine superschnell trocknende Farbe. Das Wetter zu kontrollieren, wäre viel schwieriger, selbst für Wissenschaftler.
    Es gibt noch einen dritten Grund, über den ich nicht allzu lange sprechen möchte, weil er mich wütend macht. Der dritte Grund ist mein Vater. Mein Vater würde mir niemals so viel Farbe kaufen, um jeden Tag das Haus und die Garage zu streichen, selbst wenn ich es könnte. Ich muss schon mit ihm kämpfen, um jedes Jahr zu streichen, und ich weiß, er wird wütend sein, wenn er sieht, dass ich sechsunddreißig Liter Farbe für eine winzige Garage für nur ein Auto gekauft habe. Aber das war nicht meine Schuld. Im

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