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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dich unter den Masken zu erkennen. Halten wir uns jetzt fern voneinander, damit niemand meint, daß wir einen Plan haben!“
    Er kehrte zu Engelchen zurück, und Eduard war gezwungen, trotz seiner mehr als ernsten Stimmung an dem Vergnügen teilzunehmen. Er tanzte; er trank zuweilen einen Schluck Wein, welcher zur Disposition jedermanns stand, ließ aber dabei Seidelmann und Engelchen so wenig wie möglich aus dem Auge. Er hatte sich noch nie in solcher Gesellschaft befunden, aber er fand, daß es ihm nicht schwerfiel, sich ohne alle Fehler zu bewegen.
    Erst war er höchst begierig gewesen, zu erfahren, wer es war, der Engelchen eingeladen hatte. Nun wußte er es. Er hatte Seidelmann an seinem großen Siegelringe erkannt, und nun war ihm auf einmal vieles klar. Seidelmann betrachtete ihn als Nebenbuhler, und darum hatte er ihm in letzter Zeit auf alle mögliche Weise zu schaden gesucht.
    Eduard war mit dem festen Vorsatze hergekommen, die Geliebte zwar zu beobachten, sonst aber ganz und gar nicht handelnd einzugreifen. Sie war für ihn verloren. Jetzt aber, da er den erkannt hatte, dem sie zum Opfer fallen sollte, regte sich ein fürchterlicher Grimm in ihm, und zugleich ward er sich der ganzen Größe und Innigkeit seiner Liebe bewußt. Nein, dieser Seidelmann, dieser Mensch sollte nicht über die Reinheit Angelikas triumphieren; dieser Bube am allerwenigsten!
    Die Zeit verging, und die Gesellschaft wurde immer lustiger und lustiger. Einige Paare hatten sich erkannt, andere wieder nicht. Um Mitternacht sollte Demaskierung sein. Jetzt war es zehn Uhr. Da trat Seidelmann zu Eduard heran und raunte ihm zu:
    „Jetzt kannst du gehen!“
    „Will sie denn mit?“
    „Ja. Ich glaube, daß der Champagner gewirkt hat. Also mach schnell, denn ich komme gleich nach!“
    Er wendete sich ab, und Eduard folgte der erhaltenen Weisung. Er verließ den Saal. Draußen war die Magd, welche die Garderobe zu besorgen hatte, nicht zu sehen. Sie mochte geglaubt haben, sich entfernen zu können, da man ihrer Dienste wohl erst beim Aufbruch der Gesellschaft wieder bedurfte. Darum erreichte Eduard vollständig unbemerkt die Tür des betreffenden Stübchens, zog den Schlüssel hervor, öffnete und trat ein. Er verschloß die Tür natürlich nicht wieder.
    Auf dem Tisch stand ein Licht, welches, seit man es hierhergestellt hatte, fast ganz herabgebrannt war. Die Möbel waren dieselben, wie Seidelmann angegeben hatte. Zwischen dem Seitenvorhang des Betts und der Fensterwand gab es einen freien Raum, welcher ungefähr zwei Fuß breit war. Da hinein schob Eduard einen der Stühle und nahm darauf Platz.
    Der Bettvorhang verbarg ihn vollständig, und nun wartete er der Dinge, die da kommen sollten.
    Bereits nach kurzer Zeit hörte er nahende Schritte. Die Tür wurde geöffnet, und Eduard vernahm Engelchens Stimme:
    „Hier herein? Ich wollte doch hinab, um Luft zu schöpfen.“
    „Das würde nicht geraten sein, Fräulein Hofmann“, antwortete Seidelmann. „Da unten würde Ihre Maske eine Menge neugieriger Augen auf sich ziehen. Übrigens haben Sie zur Genüge frische Luft. Es ist ja nicht geheizt. Bitte, treten Sie ein!“
    Er zog sie sanft in das Zimmer, nahm den Schlüssel herein, steckte ihn ein, und daß er dann den Riegel vorschob, bemerkte das Mädchen gar nicht. Er führte Engelchen nach dem Sofa und sagte:
    „Bitte nehmen Sie einige Minuten hier Platz!“
    Sie ergriff einen Stuhl, um sich daraufzusetzen, er aber zog ihr denselben weg und bemerkte dabei:
    „O nein! Die Königin des Festes auf einem Holzstuhl! Das könnte ich gar nicht verantworten. Bitte, bitte!“
    Er schob sie bei diesen Worten auf das Sofa. Das war freilich nicht so, wie sie wollte; aber er war so höflich. Durfte sie ihn beleidigen? Das wäre undankbar gewesen. Um nur etwas zu sagen, strich sie sich mit der Hand über die feuchte Stirn und sprach:
    „Es war so heiß. Das viele Tanzen macht drehend, wenn man es nicht gewöhnt ist.“
    „Sie tanzen also wenig?“ fragte er.
    Dabei setze er sich neben sie auf das Sofa. Sie rückte so weit wie möglich zur Seite und antwortete:
    „Sehr wenig. Vater ist kein Freund davon.“
    „Um so mehr muß ich mich geehrt fühlen, daß er es Ihnen erlaubt hat, hierherzukommen! Aber bitte, wollen Sie nicht die Güte haben, Ihre Maske abzunehmen? Sie schwitzen doch!“
    Er langte selbst hin, knüpfte die Schnur auf und zog ihr die Verhüllung vom Gesicht. Ein von der Anstrengung des Tanzes und vor Verlegenheit rotes Gesicht

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