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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesprochen haben.“
    „Ich brauche kein Wort zu wissen. Ich weiß dennoch alles. Schau, da kommt ein Wagen. Er gehört dem Fürsten von Befour. Jetzt werden sie aufbrechen, und wir müssen gehen, um zu sehen, was geschehen wird mit Bertram.“
    „Was soll geschehen mit ihm?“
    „Ich muß wissen, ob er mit fortfährt oder ob er bleibt bei dem Obersten von Hellenbach!“
    Sie begaben sich vor die Tür und brauchten nicht lange zu warten. Drüben stieg der Fürst mit Bertram und der Baronesse von Helfenstein ein. Dabei hörten sie die laut gesprochenen Worte des Obersten:
    „Also, Herr Bertram, vergessen Sie ja nicht, daß Sie zu jeder Zeit bei mir offenen Zutritt haben. Betrachten Sie sich ganz als in mein Haus gehörig!“
    Der Wagen rollte fort. Judith hatte Sarahs Hand ergriffen. Sie drückte dieselbe mit aller Macht und fragte:
    „Hast du es gehört? Deutlich gehört? Er hat offenen Zutritt! Nicht?“
    „Ja.“
    „Und gehört in das Haus des Obersten! Weißt du, was das bedeutet? Er gehört zum Haus, er gehört zur Familie! Er ist der Verlobte der Tochter!“
    „Vielleicht irrst du dich!“
    „Nein, nein, ich irre mich nicht! Er ist mir untreu geworden! Er liebt mich nicht! Er liebt eine andere! Aber ich kenne ein Mittel, ihn zu zwingen, zu mir zu kommen! Gute Nacht! Ich muß nach Hause!“
    Sie ließ die Freundin stehen und eilte fort. Sie konnte lieben, und sie konnte hassen, beides als echte Tochter des Orients. Sie haßte nicht Bertram, aber sie haßte diejenige, von der sie glaubte, daß sie ihn ihr abtrünnig gemacht habe.
    Ihr Vater war bereits wieder von dem Goldarbeiter zurück. Sie erzählte ihm, was sie gesehen und gehört hatte, und begab sich dann zur Ruhe, doch vergebens. Sie konnte keinen Schlaf finden und warf sich, an Rache und Vergeltung denkend, ruhelos von einer Seite auf die andere. –
    Derjenige aber, an den sie dachte, lag unterdessen im tiefsten Schlaf. Als er erwachte, war es längst Tag geworden. Er begab sich hinab und wurde von den beiden Alten und den Geschwistern freudig empfangen. Nachdem der Kaffee eingenommen worden war, nahm der alte Förster den Jüngling beiseite.
    „Ich habe heute bereits mit dem Fürsten gesprochen“, sagte er. „Ich weiß, was passiert ist. Sind Sie ein guter Fechter?“
    „Nein“, gestand Bertram. „Ich hatte weder die Zeit noch die Mittel, mich mit solchen Künsten zu befassen.“
    „Hm! Das werden Sie nachzuholen haben. Und wie steht es mit dem Schießen?“
    „Nicht viel besser.“
    „Sapperment! Und Sie erwarten eine Forderung!“
    „Ich denke doch, eine Pistole abdrücken zu können!“
    „Hm! Schießen und schießen ist ein Unterschied, und hier handelt es sich um das Leben. Haben Sie bereits einen Blick in Ihren Schrank droben geworfen?“
    „Nein.“
    „Sie finden Kleider darin, welche Ihnen passen werden. Ziehen Sie sich warm an. Wir gehen jetzt in den Wald.“
    „Wozu?“
    „Wir schießen.“
    „Ah! Auf Befehl des Fürsten?“
    „Ja. Sie sollen wenigstens einigermaßen in Übung sein.“
    Nach kurzer Zeit wanderten beide zur Residenz hinaus, und dann konnte man im Wald den Schall zahlreicher Schüsse hören. Es war bereits nach Mittag, als sie zurückkehrten.
    Nachdem sie das Mittagsmahl eingenommen hatten, ging Bertram allein aus. Er begab sich zunächst nach der Ufergasse, um zu sehen, ob seine Schwester noch nicht zurückgekehrt sei. Er stieg die erste Treppe des betreffenden Hauses empor. Droben öffnete sich eine Tür, und vor ihm stand – eine sehr vornehme Dame, dachte er. Sie war noch jung und scheinbar sehr schön. Sie hatte ein kostbares, seidenes Schleppenkleid an und duftete nach Odeurs. Das Kleid war so tief ausgeschnitten, daß sich seine Wangen röteten. Aber er hatte gehört, daß die Damen der höchsten Aristokratie sich in dieser Weise zu kleiden pflegten.
    Daß das Gesicht dieses Mädchens voller Puder war, daß das scheinbar kostbare Kleid aus dem schlechtesten und billigsten Stoff bestand, das wußte er nicht. Er begrüßte sie mit einer tiefen, ehrfurchtsvollen Verneigung und wollte weitergehen, nach der nächsten Etage hinauf. Sie lächelte überlegen und fragte ihn:
    „Wo wollen Sie hin?“
    „Zu Madame Groh.“
    „Was wollen Sie dort?“
    „Ich will mit meiner Schwester sprechen.“
    „Ah! Wer sind Sie?“
    „Ich heiße Bertram.“
    „Dann bemühen Sie sich nicht umsonst. Madame Groh ist mit Ihrer Schwester verreist und kehrt vor zwei Wochen nicht zurück.“
    „Ich danke sehr, meine

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