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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach Hause gegangen. In der Försterei wartete das Abendbrot auf ihn. Als sie bei demselben saßen, meinte der alte Wunderlich:
    „Nun, was hat er vorgebracht?“
    „Nichts Gescheites und Positives. Ich glaube sehr, daß es auf eine Geldprellerei abgesehen ist.“
    „Das mag möglich sein. Diesem Halunken ist alles zuzutrauen. Er hat wohl Missionsgelder eingesammelt?“
    „Ja.“
    „So soll der Teufel den Kerl holen, wenn er die armen Hungerleider um ihre Kreuzer prellt. Ich hänge ihn lebendig bei den Beinen auf, mit dem Kopf in einen Ameisenhaufen!“
    „Das würde Ihnen jetzt im Winter schwer werden, lieber Vetter!“
    „So warte ich den Sommer ab; aber hängen muß er! Wohin?“
    Diese Frage war an Arndt gerichtet, der sich vom Tisch erhob.
    „In meine Stube“, antwortete er. „Bekümmert Euch nicht um mich. Es ist möglich, daß ich einmal in den Wald gehe.“
    Draußen auf dem Flur begegnete ihm Eduard, welcher dem Förster melden wollte, daß er den Schlitten gebracht habe. Er dankte auf den Gruß, den ihm der junge Mann sagte, und stieg dann die Treppe empor. Droben in seiner Stube trat er an das Fenster und blickte hinaus auf die schneehelle, winterliche Landschaft. Er mußte etwas Auffälliges entdeckt haben, denn er murmelte:
    „Was ist das? Hm! Täusche ich mich etwa?“
    Er trat ein wenig vom Fenster zurück, um auf keinen Fall gesehen zu werden, und blickte wieder hinaus.
    „Ja, das ist eine menschliche Gestalt, in ein weißes Bettuch gehüllt!“ fuhr er fort. „Der Kerl scheint das Forsthaus zu beobachten. Oder sollte er vielleicht auf den Eduard Hauser warten? Wollen doch einmal sehen!“
    Er öffnete rasch einen Koffer, steckte ein Bettuch und einige Bärte zu sich und nahm auch zwei eigentümliche Gegenstände hervor, über deren Bestimmung der Uneingeweihte sicherlich nicht ins klare gekommen wäre. Es waren nämlich zwei Schneeschuhe, nicht so lang wie die in Norwegen gebräuchlichen, aber desto breiter.
    Er eilte hinab, trat durch die vordere Tür und legte da die Schneeschuhe an, mit deren Hilfe man in größter Geschwindigkeit, völlig geräuschlos und ohne eine auffallende Spur zu hinterlassen, über den tiefsten Schnee hinwegzugleiten vermag.
    Dann wickelte er das weiße Bettuch um sich und setzte sich in Bewegung. So schnell wie auf Schlittschuhen schlug er einen weiten Bogen um das Forsthaus, in der Absicht, hinter die Gestalt zu gelangen, die er bemerkt hatte.
    Hier war der Wald nicht dicht. Der Schnee lag selbst zwischen den Bäumen über eine Elle hoch; darum kam Arndt außerordentlich schnell vorwärts. Als er den Ort erreichte, nach dem er getrachtet hatte, nahm er das Tuch wieder ab. Dieses gewährte auf freiem Feld mehr Schutz als zwischen den Bäumen. Im freien Feld war es nicht von dem Schnee zu unterscheiden, im Wald aber stach es so von den dunklen Baumstämmen ab, daß der Träger Gefahr lief, bemerkt zu werden. Dies war ja auch schuld gewesen, daß Arndt die Gestalt bemerkt hatte.
    Jetzt duckte er sich nieder und bewegte sich nur sehr langsam und vorsichtig weiter. Ja, da stand sie vor ihm, die Gestalt, bis über den Kopf in das Tuch gehüllt, bewegungslos.
    „Er scheint auf Hauser zu warten“, dachte Arndt. „Ah, das Gesicht ist verhüllt! Sollte es der Waldkönig sein? Ich darf ihn auf keinen Fall aus dem Auge lassen. Will er mit Hauser reden, so tut er es nicht in der Nähe des Forsthauses, sondern er wird warten, bis der Bursche aus dem Haus tritt, und sich dann unter den Bäumen schnell parallel mit der Straße hinabbegeben, um dann plötzlich auf diese letztere hinauszutreten und Hauser zu überraschen. In diesem Fall muß ich aber hören, was er mit ihm zu sprechen hat!“
    Seine Vermutung erwies sich als ganz richtig. Als Eduard nach einiger Zeit drüben aus der Tür des Forsthauses trat, setzte sich die Gestalt in Bewegung, in weiten, schnellen Schritten durch den tiefen Schnee watend. Arndt folgte ihr, indem er hinter jedem Baum vorsichtig Deckung suchte. Er konnte nicht bemerkt werden, da die hohen Stiefel des anderen in dem tiefen Schnee ein nicht unbeträchtliches Geräusch hervorbrachten.
    Eduard Hauser hatte keine Ahnung davon, daß er beobachtet werde. Er schritt langsam und in Gedanken versunken die Straße hinab, bis ihn plötzlich ein lautes, barsches „Halt!“ aus seinem düsteren Sinnen emporschreckte. Er blieb stehen. Rechts aus dem Wald kam eine schwarze Gestalt über den zugewehten Straßengraben gesprungen und stellte sich vor

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