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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Reacher kehrte in den kreisrunden Hauptraum zurück und rief nochmals. Peterson hielt sich in einem der Radialgänge auf. Als Reacher sich dort zu ihm gesellte, begutachtete Peterson einen Treibstofftank: ein großes hässliches Ding, das aus gebogenen Segmenten zusammengeschweißt war, die klein genug waren, um durch die Lüftungsrohre heruntergelassen zu werden. Er stand auf einem der Borde. Der Tank war ungefähr zwölf Meter lang und konnte schätzungsweise zwanzigtausend Liter fassen. Er schwitzte leicht und roch nach Kerosin. Dass er nicht hierhergehörte, sah man. Die Schweißnähte wirkten primitiv. Spezialisten der Air Force hätten bessere Arbeit geleistet.
    Peterson trat vor und klopfte an den Tank. Der Ton klang dumpf. Reacher erinnerte sich an den Tanklaster, der ihn auf schneebedeckter Fahrbahn an der Einmündung der alten Landstraße beinahe gerammt hatte.
    »Großartig«, sagte er »Wir stehen siebzig Meter unter der Erde vor einem selbstgebauten Tank mit zwanzigtausend Liter Düsentreibstoff.«
    »Wieso Düsentreibstoff?«, fragte Peterson. »Hier riecht’s nach Kerosin.«
    »Düsentreibstoff ist im Prinzip Kerosin. Der Unterschied ist unwesentlich. Und hier lagert weit mehr, als die Biker gebraucht hätten, um ihre Hütten zu beheizen. Und der Tank wurde erst vor Kurzem gefüllt. Als sie schon wussten, dass sie das Lager aufgeben würden, und nachdem sie die Landebahn geräumt hatten. Also wird hier ein Flugzeug landen. Vermutlich schon bald. Vor dem Rückflug soll es betankt werden. Das muss Holland der DEA melden, damit sie schnellstens eingreifen kann.«
    »Es landet nicht nachts. Hier gibt es keine Landebahnbefeuerung.«
    »Trotzdem bleibt nicht viel Zeit. Wie weit ist die nächste DEA -Dienststelle entfernt?«
    Peterson gab keine Antwort. Stattdessen fragte er: »Wie haben sie den Tank hier unten gefüllt?«
    »Sie sind mit dem Tanklaster rückwärts an die Tür herangefahren und haben den Schlauch durch ein Lüftungsrohr geschoben.«
    »Das muss ein sehr langer gewesen sein.«
    »Sie haben lange Schläuche für Häuser auf großen Grundstücken.«
    Dann rief Holland: »Jungs, seht euch das hier an!«
    Seine Stimme erreichte die beiden mit seltsam zischendem Echo, das wie in einer Flüstergalerie um den runden Hauptraum zu laufen schien. Er befand sich in dem Korridor genau gegenüber. Reacher rutschte auf dem Hintern, und Peterson, der den Kopf eingezogen hielt, watschelte mit gebeugten Knien zum Chief hinüber. Holland leuchtete die Wand, vor der er stand, mal dicht vor sich, mal fünfundzwanzig Meter entfernt mit seiner Stablampe ab.
    Ein Bild wie aus einem Märchenbuch.
    Wie die Schatzhöhle in »Ali Baba und die vierzig Räuber«.

34
    Der Strahl von Hollands Stablampe ließ Gold, Silber und Platin glänzen. In seinem Licht glitzerten, funkelten und leuchteten bläuliche Diamanten und dunkelgrüne Smaragde, sattrote Rubine und strahlend blaue Saphire. Es zeigte alte Pastellfarben, Landschaften, Porträts, Stillleben, Öl auf Leinwand, vergoldete Rahmen. Es gab Ketten und Medaillons, Broschen und Halsketten, Armbänder und Ringe. Sie bedeckten das gesamte Bord. Gelbgold, Rotgold, Weißgold. Alte Dinge. Neue Dinge. Vierzig Meter lang nichts als Beute. Gemälde, Schmuck, Kerzenleuchter, Silbertabletts, Uhren. Silberbesteck, kleine Wildlederbeutel mit Zugbändern, eine große Kristallglasschale voller Eheringe.
    »Nicht eingelöste Pfänder«, sagte Peterson. »Aus Platos Leihhäusern auf dem Transport zu ihm.«
    »Tauschware«, meinte Reacher. »Für seine Drogen.«
    »Vielleicht beides«, erklärte Holland. »Wahrscheinlich macht das letztlich keinen Unterschied.«
    Sie schlurften alle drei den Tunnel entlang. Dieser Versuchung konnte keiner widerstehen. Das Bord war etwa vierzig Meter lang und gut achtzig Zentimeter breit. Eine Fläche von über zweiunddreißig Quadratmetern – wie ein größeres Zimmer. Sie war so dicht bedeckt, dass man sich nirgends mit einer Hand hätte aufstützen können. Manche Schmuckstücke waren exquisit, manche Gemälde erstklassig. Alle Gegenstände wirkten traurig. Die Früchte der Verzweiflung. Das Treibgut vernichteter Existenzen. Schwere Zeiten, Drogensucht, Diebstahl, Verlust. Unter den Lichtstrahlen der drei Stablampen funkelten und glitzerten die aufgehäuften Kostbarkeiten und wirkten gleichzeitig fantastisch und bedrückend. Anderer Leute Träume, anderer Leute Alb träume, alle hier unten in siebzig Meter Tiefe versteckt.
    Hundert Kilo schwer oder

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