Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
in Arizona generalüberholt, entlackt und mit einem grauen Schutzlack überzogen worden, der das blanke Metall dunkel und böse glänzen ließ. Leute, die ihm Dienstleistungen schuldig waren, verbrachten Tage und Wochen damit, die 737 zu polieren, bis sie wie neu glänzte. Plato war stolz auf sie. Er war der Erste in seiner Familie, der eine Boeing besaß.
    Ein staubiger Pick-up mit nur einem Scheinwerfer kam auf der innen um den Platz führenden Straße heran und hielt am Tor. Ein Mann stieg aus, sperrte das Vorhängeschloss auf und nahm rasselnd die Kette ab. Er hob das Tor etwas an und zog es rückwärtsgehend auf. Die Dreierkolonne fuhr hindurch.
    Plato war Plato, und Range Rover waren Range Rover, deshalb hielten sie sich nicht damit auf, der Straße zu folgen. Stattdessen fuhren sie geradewegs über holprige Rasenflächen, glatte Rollwege, über die Landebahn, übers Vorfeld. Dort machten sie einen respektvoll weiten Bogen um die Boeing und parkten zwischen zwei Cessnas und einer Piper. Die sechs Männer stiegen aus und bildeten einen lockeren Kordon. Plato blieb in ihrer Mitte. Ihm drohte keine Gefahr, aber das konnte nicht schaden und trug außerdem dazu bei, seinen Ruf zu festigen. An der vorderen Tür der Boing stand eine altmodische Fahrgasttreppe, auf der in abblätternder, verblassender Schrift noch das Wort Mexicana zu lesen war. Drei Männer stiegen hinauf. Wenig später streckte einer von ihnen den Kopf ins Freie und nickte: alles okay.
    Plato stieg hinauf und nahm seinen gewohnten Platz ein: Sitz 1A, erste Reihe links. Beinfreiheit bis zur Querwand war kein Thema für ihn. Die frühere Erste-Klasse-Kabine mit vier Reihen zu je vier Ledersesseln hatte man erhalten. Aber die Bestuhlung der Economyklasse war ausgebaut worden, sodass dort hinten Leere gähnte. Das Flugzeug war für hundertachtzig Personen zugelassen. Vor zwanzig Jahren hatte der Durchschnittspassagier mit Gepäck nur neunzig Kilo gewogen. Das ergab eine Nutzlast von gut sechzehn Tonnen.
    Plato saß gelassen da, während seine Männer ihre Ausrüstung kontrollierten. Sie war von einem Kerl geliefert worden, der Plato einen Gefallen schuldig war. Weil sonst die Todesstrafe gedroht hätte, war alles korrekt vorhanden. Aber seine Männer kontrollierten es trotzdem. Winterkleidung, Aluminiumleitern, Hand scheinwerfer, Pistolen, etwas Proviant und Wasser. Was noch nötig war, würden sie am Zielort vorfinden.
    Die Piloten hatten ihre Vorflugkontrollen durchgeführt. Der Kopilot trat aus dem Cockpit und wartete an der Tür, bis Plato ihm zunickte. Wie ein Mann, der seinem Butler das Zeichen gibt, die Suppe zu servieren. Der Kopilot verschwand wieder im Cockpit, und die Triebwerke wurden angelassen. Das Flugzeug rollte zur Startbahn, machte an der Linie halt, erzitterte, als die Triebwerke auf Touren kamen, rollte los, beschleunigte und stieg dann majestätisch in den Nachthimmel empor.
    Reacher fuhr mit Peterson in die Stadt zurück. Holland folgte ihnen in seinem eigenen Wagen. Reacher stieg an der Einmündung von Janet Salters Straße aus und winkte beiden zu, sie sollten weiterfahren. Dann zwängte er sich an dem quer stehenden Streifenwagen vorbei und stapfte durch den Schnee zum Haus. Janet Salter war noch auf, als er hereinkam. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, wie um zu kontrollieren, ob er Schaden genommen hatte. Dann fragte sie: »Erfolgreich?«
    Reacher sagte: »So weit, so gut.«
    »Dann sollten Sie die Frau in Virginia anrufen und es ihr sagen. Sie waren vorhin schrecklich kurz angebunden. Sie haben praktisch aufgelegt.«
    »Sie ist bestimmt nicht mehr im Dienst. Es ist spät.«
    »Versuchen Sie’s.«
    Also schlüpfte Reacher aus dem Parka, hängte ihn auf und setzte sich in der Eingangshalle ans Telefon. Er wählte die Nummer, die er auswendig wusste. Verlangte Amanda.
    Sie war noch im Dienst.
    Er sagte: »N06 BA 03 ist eindeutig ein pharmazeutischer Code für Methamphetamin.«
    Sie fragte: »Vierzig Tonnen?«
    »Fast vollständig.«
    »Jesus.«
    »Das haben wir auch gedacht.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Nichts. Die hiesige Polizei ist dran.«
    »Wie sehen vierzig Tonnen aus?«
    »Eintönig.«
    »Wie, zum Teufel, können vierzig Tonnen Methamphetamin innerhalb des Systems verloren gehen?«
    »Weiß ich nicht. Aber bestimmt geht dauernd etwas verloren. Scheiße passiert eben. Vielleicht waren sie nicht sehr stolz auf dieses Zeug. Beim Übergang von Krieg zu Frieden können sich Wertvorstellungen plötzlich ändern. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher