Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
tausend.
    Eine Million Dollar wert oder zehn.
    »Kommt, wir gehen«, sagte Reacher. »Wir haben Wichtigeres zu tun. Wir sollten hier keine Zeit vergeuden.«
    Der Aufstieg zur Oberfläche war lang, schwierig und anstrengend. Reacher zählte die Stufen. Es waren zweihundertachtzig. Wie in einem zwanzigstöckigen Hochhaus. Er konnte jeweils nur mit den Zehenspitzen auftreten. Das mochte ein gutes Training sein, aber im Augenblick brauchte er keines. Die Luft wurde stetig kälter. Tief unter der Erde hatten ungefähr null Grad geherrscht. Oben waren es minus achtundzwanzig. Pro zehn Stufen ein Grad Temperaturabnahme. Deutlich genug, um wahrnehmbar zu sein, aber kein jäher Schock. Nach einem Drittel der Stufen zog Reacher den Reißverschluss seines Parkas hoch, setzte die Mütze auf und zog die Handschuhe an. Holland war der Nächste. Peterson schaffte die Hälfte der Strecke, bevor auch er kapitulierte.
    Oben rasteten sie eine Minute lang in dem Bunker. Draußen schien der Mond noch immer hell. Peterson sammelte die Stablampen ein und schaltete sie aus. Holland stand mit einer Hand auf dem Treppengeländer da. Sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet, und er atmete schwer.
    Reacher sagte zu ihm: »Sie müssen telefonieren.«
    »Muss ich?«
    »Die Sirene könnte geheult haben, während wir dort unten waren.«
    »Dann wären wir ohnehin zu spät dran.« Holland zog sein Handy heraus und drückte eine Kurzwahltaste. Er nannte seinen Namen, stellte eine Frage, bekam eine Antwort.
    Und lächelte.
    »Alles bestens«, sagte er. »Manchmal pokert man und ge winnt.«
    Dann wartete er, bis Peterson vorausging, um die Stablampen wieder in den Fahrzeugen zu verstauen. Er sah ihm nach, drehte sich dann zu Reacher um und sagte: »Sie und ich haben rausgekriegt, wo der Schlüssel sein musste. Sie haben gewusst, dass das Meth dort unten ist. Aber ich möchte den Erfolg Andrew zuschreiben. Er wird der nächste Chief. Nach diesem Erfolg wäre er bei unseren Leuten gut angeschrieben. Und bei unseren Bürgern. Das wäre ein idealer Start.«
    »Zweifellos«, entgegnete Reacher.
    »Könnten Sie damit leben?«
    »Mir nur recht«, sagte Reacher.
    »Gut.«
    Reacher drückte die Tür mit den kreischenden Angeln zu, Holland schloss sie ab und steckte den Schlüssel ein. Sie gingen zu den Autos. Dort zog Holland trotz der eisigen Kälte den rechten Handschuh aus und streckte Peterson die Hand hin. Peterson streifte rasch seinen Handschuh ab und schüttelte sie.
    »Jetzt hör zu«, begann Holland.
    Er beugte sich in seinen Wagen, griff nach dem Mikrofon und zog das Spiralkabel lang. Dann drückte er die Sprechtaste, kündigte eine Mitteilung an alle an und sprach.
    Er sagte: »Ladys und Gentlemen, heute Abend hat Deputy Chief Peterson den bestimmt größten Drogenfund in der Geschichte unseres Countys gemacht. Morgen früh bei Dienstbeginn wird er ihn der DEA in Washington melden, und ungefähr eine halbe Minute später wird das Boston Police Department zu den Stars in Amerika gehören. Dazu gratuliere ich ihm herzlich. Wie euch anderen auch. Wieder mal gute Arbeit in einer langen, ehrenvollen Tradition.«
    Er ließ die Taste los und warf das Mikrofon auf den Beifahrersitz.
    Peterson sagte: »Danke, Chief.«
    Holland sagte: »Nichts zu danken. Aber du hättest trotzdem nicht herkommen sollen.«
    22.55 Uhr.
    Noch fünf Stunden.
    Zweitausendsiebenhundert Kilometer weiter südlich wartete Platos Kolonne aus drei Wagen an einem unauffälligen Tor in dem Streckmetallzaun, der einen Flugplatz umgab. Das verbeulte Tor hing schief in den Angeln und war mit Kette und Vorhängeschloss gesichert. Der Zaunfuß war zugemüllt und mit Gras überwuchert, der Flugplatz jedoch voll betriebsfähig. Er war militärisch, dann zivil, dann wieder militärisch, dann wieder zivil gewesen. Er hatte eine lange Start- und Landebahn, Hangars und Verwaltungsgebäude sowie Abstellplätze für Sportflugzeuge auf dem Vorfeld. Dort standen sie in dieser Nacht in ordentlichen Reihen und mit sorgfältig abgedeckten Cockpits.
    Platos Maschine war kein Sportflugzeug. Er verfügte über eine Boeing 737, das bei Weitem größte Flugzeug auf dem Platz. Es war zwanzig Jahre alt und Plato der dritte Besitzer. Das wusste allerdings niemand. Nur Fachleute konnten sagen, wie alt ein Flugzeug war, und diese Leute behielten ihr Wissen wohlweislich für sich. Plato erzählte aller Welt, es sei vor einem Jahr droben im Bundesstaat Washington speziell für ihn gebaut worden. Tatsächlich war es

Weitere Kostenlose Bücher