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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Beruf.
    Er begann am hinteren Ende des Ostflügels unten. Ging dort bis ans Ende des Korridors, drehte um, schaltete seine Stablampe ein und kam langsamer zurück. Die Zellen lagen links von ihm. Er hielt die Maglite mit der rechten Hand auf der linken Schulter fest, was nicht nur cool aussah, sondern auch dafür sorgte, dass der Lichtstrahl parallel zu seiner Sehachse verlief. Die Zellen hatten Stahlgittertüren, Feldbetten rechts, Waschbecken und Toilette hinten links und schmale Schreibtische den Betten gegenüber. In den Feldbetten lagen Männer. Die meisten schliefen, ächzten, murmelten und schnarchten unter dünnen grauen Wolldecken. Manche waren wach, und ihre zusammengekniffenen Augen reflektierten das Licht wie die von Ratten.
    Caleb kam an dem V an und kontrollierte den Westflügel unten. Fünfzehn Zellen, fünfzehn Feldbetten, fünfzehn Männer darin, zwölf schlafend, drei wach, keiner hilfsbedürftig.
    Er stieg die Treppe zum Ostflügel oben empor. Das gleiche Ergebnis. Er wusste gar nicht, weshalb sie sich die Mühe mit den Kontrollen machten. Dieser Bau stellte eine Art Lagerhaus dar, das war alles. Gewissermaßen ein billiges Hotel. Sah Hotelpersonal nachts jede Stunde nach den Gästen? Bestimmt nicht.
    Dieses Routinezeug war echt scheiße.
    Er bog an der Treppe in den Westflügel oben ab, ging etwas schneller als sonst. Die Schatten der Gitterstäbe bewegten sich, als der Lichtstrahl der Maglite über sie hinweghuschte. Zelle Nummer eins, freier Raum links, eine zusammengerollte Gestalt unter der Decke rechts, wach; Zelle Nummer zwei, freier Raum, links, eine zusammengerollte Gestalt unter der Decke rechts, schlafend; Zelle Nummer drei, das gleiche Bild.
    Und so weiter und so fort die ganze Reihe entlang. In Zelle sechs saß dieser fette Kerl, der mit niemandem redete. Außer mit dem Biker in Zelle sieben.
    Nur war der Biker nicht in Zelle sieben.
    Zelle sieben, Westflügel oben, war leer.

37
    Reacher war zu langsam, um Kim Peterson auffangen zu können, als sie zusammenbrach. Er beugte sich in dem übergroßen Parka unbeholfen nach vorn, packte sie unter den Armen und setzte sie auf. Sie war weg, einfach ohnmächtig geworden. Absurderweise galt seine Hauptsorge der Tatsache, dass die Haustür offen stand und Wärme entweichen ließ. Also schob er den anderen Arm unter ihre Knie und hob sie auf. Er drehte sich um, schloss die Tür hinter sich mit dem Fuß, trug Kim durch den Wohnraum und legte sie auf das alte Sofa in der Nähe des Ofens.
    Er hatte schon früher Frauen in Ohnmacht fallen gesehen und wusste, was er zu tun hatte. Wie alles andere war auch dies in der Army gründlich erklärt worden. Eine Ohnmacht nach einem Schock war ein einfacher vasovagaler Reflex. Der Puls verlang samte sich, die Blutgefäße erweiterten sich, der hydraulische Druck, der Blut ins Gehirn beförderte, fiel ab. Die Behandlung umfasste fünf Schritte. Erstens: die betroffene Person auffangen. Das hatte er schon mal verpasst. Zweitens: sie so hinlegen, dass die Füße höher als der Kopf waren, damit das Blut durch die Schwerkraft ins Gehirn zurückströmte. Das tat er jetzt. Er legte Kim Peterson so hin, dass sich ihre Füße auf der Sofalehne befanden und ihr Kopf etwas tiefer auf einem Kissen ruhte. Drittens: den Puls fühlen. Das tat er. Er zog die Handschuhe aus und legte zwei Finger an ihr Handgelenk – genau wie bei ihrem Mann. Diesmal mit anderem Ergebnis. Ihr Herzschlag war deutlich zu spüren.
    Der vierte Punkt des Behandlungsplans: die betreffende Person durch lautes Rufen oder leichte Schläge stimulieren. Das war ihm bei jungen Witwen schon immer unerträglich grausam erschienen. Aber er versuchte es trotzdem. Er sprach ihr ins Ohr, berührte ihren Arm und tätschelte sanft ihre Hand.
    Keine Reaktion.
    Er versuchte es nochmals, diesmal etwas energischer. Mit lauterer Stimme, etwas kräftiger zupackend. Wieder nichts, außer dass von oben ein leises Knarren zu hören war, als einer der Jungen sich im Bett umdrehte. Er hielt kurz inne. Im Haus wurde es wieder still. In dem Wohnzimmer war es warm, aber nicht heiß. Er nahm die Mütze ab, zog den Reißverschluss seines Parkas auf, beugte sich über Kim und sprach sie erneut an. Berührte ihre Wange, berührte ihre Hand.
    Kim Peterson schlug die Augen auf.
    Punkt fünf des Behandlungsplans: die betreffende Person dazu überreden, noch mindestens eine Viertelstunde liegen zu bleiben. Das war in diesem Fall leicht. Keine Überredungskunst nötig, denn Kim

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