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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Bord nehmen, als vier nutzlose Aluleitern einzuladen.
    Das Gleiche galt natürlich für sechs nutzlose Männer. Auch sie würden zurückgelassen werden. Fünfhundert Kilo mühelos ersetzbares Fleisch und Blut gegen zusätzliche fünfhundert Meth-Ziegel? Gar keine Frage.
    Plato stellte sich bereits den Rückflug vor. Er wusste, dass er Erfolg haben würde. Er hatte viele Vorteile auf seiner Seite. Die meisten ergaben sich aus der Natur der Sache und waren überwältigend. Sein Mann vor Ort war eine zusätzliche Versicherung, sonst nichts.
    Caleb Carter galt als der unterste Mann des Totempfahls. Was seiner Meinung nach ziemlich paradox war. Mit Totempfählen und der Kultur der indianischen Ureinwohner kannte er sich ein bisschen aus. Er kannte sich mit vielen Dingen ein bisschen aus – aber auf eher zufällige, unstrukturierte Weise, die sich nie in Schulnoten oder Stellenangeboten niedergeschlagen hatte. Also hatte er sich für den Wachdienst im Gefängnis entschieden. Ein Job, der sich Absolventen seines Jahrgangs aufdrängte. Der sich vermutlich noch vielen Jahrgängen aufdrängen würde. Er war ausgebildet worden, hatte ein Funkgerät und eine Polyesteruniform erhalten und war der Nachtschicht im Bezirksgefängnis zugeteilt worden. Dort war er der jüngste und neueste Angehörige eines Viermannteams – und somit der Untermann des Totempfahls.
    Nur hieß es die Dinge auf den Kopf stellen, wenn man einen Neuen als den Untermann bezeichnete. Totempfähle waren was? Acht bis zehn Meter hoch? Die amerikanischen Indianer waren nicht dumm. Sie postierten den wichtigsten Mann ganz unten. In Augenhöhe. Welcher wichtige Mann wollte in acht bis zehn Metern Höhe sein, wo ihn niemand sehen konnte? Ganz ähnlich war’s in Supermärkten. Dort reservierte man die Regale für die beste Ware in Augenhöhe. Die Sachen mit den höchsten Gewinnspannen. Die großen Firmen beschäftigten Experten, die solche Dinge untersuchten. Auf Augenhöhe kam es an. Somit war der unterste Mann eigentlich der oberste und umgekehrt. Aber dieses falsche Bild hatte sich nun einmal in den Köpfen festgesetzt. Eine verbreitete irrige Auffassung. Eine Art linguistischer Inversion. Caleb Carter konnte sich nicht erklären, wie sie entstanden war.
    Die Nachtschicht hatte am wenigsten zu tun. Die Zellen waren zugesperrt, wenn sie zum Dienst kam, und erst wieder geöffnet, wenn sie gegangen war. Im Prinzip hatte Calebs Team nur eine wirkliche Aufgabe: Es musste auf etwaige medizinische Notfälle achten. Inhaftierte konnten plötzlich Schaum vor dem Mund haben oder mit dem Kopf gegen die Zellenwand rennen. Manche wussten nicht genau, wann sie welche Medikamente nehmen sollten. Wieder andere versuchten, sich mit den zusammengedrehten Beinen ihrer Overalls zu erhängen. Insgesamt ein trauriger Haufen.
    Zur Überwachung gehörten zehn Kontrollgänge, jede Stunde einer. Natürlich fielen viele aus. Manchmal sogar alle. Es war einfacher, im Bereitschaftsraum zu sitzen und Poker um Pennys zu spielen oder sich am Computer Pornos reinzuziehen oder mit eingesteckten Ohrstöpseln zu chillen. Anfangs hatte Caleb sich Sorgen wegen dieser Nachlässigkeit gemacht. Ein neuer Job, ein neues Leben – also war er mit Schwung und Energie an diese Sache herangegangen. Er hatte sie ernsthaft betreiben wollen. Aber wie jeder Neue musste er sich vor allem einfügen. Genau das hatte er getan. Nach einem Monat wusste er gar nicht mehr, warum er sich Sorgen gemacht hatte. Was konnte das Justizministerium für lausige zehn Bucks Stundenlohn schon erwarten?
    Aber die gestrigen Unruhen drüben im großen Haus hatten auch die Nachtschicht etwas aufgeschreckt. Anschließend hatte der Wachleiter drei Kontrollgänge angeordnet und einen davon sogar selbst übernommen. Heute Nacht sollten wenigstens zwei durchgeführt werden, aber nach vier Stunden war noch nicht mal der erste gemacht worden, sodass es heute bestimmt wieder bei einem bleiben würde. Der war allmählich fällig, und natürlich würde Caleb ihn als oberster Mann des Totempfahls übernehmen müssen. Was aus seiner Sicht in Ordnung war. Er würde bald losziehen, aber nicht sofort, weil er sich noch durch einen Haufen Pornoseiten mit schwarzen Schönheiten mit großen Titten durchklicken wollte. Die Arbeit konnte warten.
    Reacher stieg in der Einfahrt der Petersons aus einer klapprigen Limousine und blieb stehen, um zu beobachteten, wie der Cop vom Empfang wendete und wegfuhr. Dann ging er wie durch einen weißen Tunnel in

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