Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
so viel?«
    »Genau.«
    Platos Blick glitt über drei seiner Kerle hinweg, dann fixierte er den vierten Mann. Sein Spanisch war wegen der Kälte so langsam, dass Reacher ihm leicht folgen konnte, als er fragte: »Kennst du dich mit diesen Geräten aus?«
    Der vierte Mann sagte: »Ich denke schon.«
    »Denkst du’s, oder weißt du’s?«
    »Ich hab’s schon gemacht. Flugzeuge betanken, meine ich. Viele Male. Mit der Enteisung kenne ich mich nicht so aus. Die brauchen wir bei uns nicht. Aber wie schwierig kann sie schon sein? Im Prinzip werden die Klappen und Ruder nur eingesprüht.«
    »Sag mir ja oder nein.«
    »Ja.«
    Plato drehte sich wieder nach den Kerlen aus Rapid City um. Packte mit behandschuhten Händen seine MP 5K und durchsiebte die Oberkörper der beiden. Einfach so. Mit der auf Dauerfeuer eingestellten Maschinenpistole. Erst einen, dann den anderen. Zwei kurze Feuerstöße knapp nacheinander. Jeder mit neun oder zehn Schuss. Unglaublich hohe Feuergeschwindigkeit. Ohrenbetäubender Krach. Heißes, blendend helles Mündungsfeuer. Ein Strom von ausgeworfenem Messing. Die leeren Patronenhülsen sprangen und rollten klirrend davon. Die beiden Kerle brachen in einem Blutnebel aus ihren durchsiebten Körpern und in einer Federwolke aus ihren zerfetzten Jacken zusammen: erst einer, dann der andere, beide mit einem faustgroßen blutigen Loch in der Brust. Sie fielen Seite an Seite und waren mit auseinandergerissenem Herzen tot, bevor sie den Boden berührten. Sie plumpsten hin und blieben liegen, Lumpen und Fleisch, zwei kleine Haufen nebeneinander.
    Der Wind riss den Pulverdampf mit sich, die Schussknalle verhallten, und das Heulen der Triebwerke kam zurück.
    Sechs Meter über ihnen schaute der Pilot aus der Kabinentür der Boeing.
    Reacher war beeindruckt. Lange Feuerstöße, eng zusammengefasst. Sehr gute Kontrolle über den Abzug, großartig gezielt, fast kein Ansteigen der Mündung. Und das alles mit Handschuhen. Darin hatte Plato Übung. Das stand außer Zweifel.
    Niemand sprach.
    Plato bewegte den rechten Daumen, betätigte die Entriegelung und ließ das zu zwei Dritteln leere Magazin scheppernd auf den Beton fallen. Dann streckte er die flache Hand aus und wartete. Der ihm am nächsten stehende Mann hastete um ihn herum, öffnete Platos Rucksack und holte ein volles Magazin heraus. Er klatschte es in Platos wartende Hand. Plato ließ es klickend einrasten, ruckte kurz daran, um sich zu vergewissern, dass es festsaß, und wandte sich dann Reacher zu.
    Er sagte: »Sie müssen Chief Holland sein.«
    Reacher sagte: »Ja.«
    »So lernen wir uns endlich kennen.«
    »Ja.«
    »Wieso ist die Tür nicht offen und die Ausrüstung bereitgestellt?«
    Reacher gab keine Antwort. Er fragte sich: Welche Ausrüstung?
    Plato sagte: »Ich habe Ihre Tochter weiter in der Hand, wissen Sie.«
    Reacher fragte: »Wo ist sie?«
    »Sie ist mit den anderen weitergezogen. Sie lebt ihren Traum.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Bisher schon. Aber meine Drohung gegen sie besteht weiter.«
    Reacher sagte: »Mein Wagen hat eine Panne. Die Ausrüstung liegt noch im Kofferraum.«
    »Wo ist Ihr Wagen?«
    »Am anderen Ende der Landebahn.«
    Plato antwortete nicht direkt. Das Zeichen eines guten Führers. Sinnlos, sich über etwas aufzuregen, was sich nicht ändern ließ. Er wandte sich nur einem seiner Kerle zu und befahl ihm auf Spanisch: »Nimm den Enteisungswagen, und hol das Zeug, das wir brauchen, aus Chief Hollands Wagen.«
    Der Mann ging zu dem Enteisungswagen. Plato wandte sich wieder an Reacher und fragte: »Wo ist der Schlüssel des Gebäudes?«
    Reacher zog ihn aus der Tasche und hielt ihn hoch. Plato trat aus seinem menschlichen Kordon. Reacher wusste, dass sich ihm zwei Möglichkeiten boten: den Schlüssel in Platos Auge treiben oder ihn fallen lassen und Platos Kinn mit einem gewaltigen Uppercut treffen, der dem Mexikaner das Genick brach.
    Aber er tat nichts dergleichen. Plato hatte fünf Maschinenpistolen hinter sich. Binnen Sekunden würden fünfundsiebzig Neun-Millimeter-Geschosse in der Luft sein. Die meisten würden ihn verfehlen. Aber nicht alle.
    Der Enteisungswagen rumpelte davon.
    Plato blieb vor Reacher stehen. Sein Schädeldach befand sich genau auf Höhe von Reachers Brustbein, sein Kinn auf Höhe von Reachers Taille. Ein winziger Mann. Ein taffer Bursche en miniature . Ein Spielzeug. Was den Uppercut betraf, musste Reacher umdenken. Schlechte Idee. Es war fast unmöglich, einen Schlag so tief anzusetzen. Da war es

Weitere Kostenlose Bücher