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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zum Schweigen gebracht wurde. Er würde seinen Mann losschicken, sobald sich das praktisch machen ließ.
    Und er würde noch einen Schritt weiter gehen und die Liste um einen fünfzehnten Punkt erweitern. Dass der nicht schon vorgeschlagen worden war, enttäuschte ihn ein wenig. Andererseits war er Plato, und die anderen nicht.
    Er würde aus Sicherheitsgründen die Beweiskette unterbrechen.
    Er würde auch den Anwalt zum Schweigen bringen lassen.

5
    Peterson ging mit Reacher in die eisige Nacht hinaus und erkundigte sich, ob er hungrig sei. Reacher sagte, er sei am Verhungern. Also fuhr Peterson zu einem Schnellrestaurant neben einer Tankstelle an der Ausfallstraße zur Interstate. Sein Wagen war das Standardfahrzeug vieler Polizeien: ein Ford Crown Victoria, vorn mit Winterreifen und hinten zusätzlich mit Schneeketten ausgestattet. Sein Inneres roch nach Kunststoff, Gummi, Hamburgerfett und heißen Platinen. Draußen schneite es fast nicht mehr.
    »Wird zu kalt, um zu schneien«, meinte Peterson, was zu stimmen schien. Der Nachthimmel war nur mehr teilweise bewölkt, weil immer mehr Polarluft einströmte. Sie drang durch Reachers dünne Kleidung und ließ ihn auf dem kurzen Weg über den Parkplatz des Restaurants erneut zittern.
    Er sagte: »Ich dachte, ein großer Sturm wäre im Anzug.«
    Peterson erwiderte: »Sogar zwei Stürme. Sie schieben Kaltluft vor sich her.«
    »Wann sind sie da?«
    »Ziemlich bald.«
    »Und dann wird es wärmer, stimmt’s?«
    »Nicht viel. Eben genug, damit es schneien kann.«
    »Gut. Schnee ist mir lieber als Kälte.«
    Peterson fragte: »Finden Sie das kalt?«
    »Warm ist’s nicht gerade.«
    »Das hier ist nichts.«
    »Ich weiß«, sagte Reacher. »Ich habe einen Winter in Korea verbracht. Kälter als jetzt.«
    »Aber?«
    »Die Army hat mir einen anständigen Mantel gegeben.«
    »Und?«
    »Korea war wenigstens interessant.« Das ärgerte Peterson ein wenig. Das Restaurant sah leer aus und würde vielleicht bald schließen. Doch sie gingen trotzdem hinein und setzten sich an einen sechzig mal sechzig großen Resopaltisch, der zwischen ihnen viel zu klein wirkte.
    Peterson sagte: »In Bolton gibt’s viel Interessantes.«
    »Der tote Kerl?«
    »Ja«, antwortete Peterson. Dann machte er eine Pause. »Welcher tote Kerl?«
    Reacher grinste. »Zu spät, um es zurückzunehmen.«
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie das von Chief Holland haben.«
    »Nein. Aber ich war lange in seinem Dienstzimmer.«
    »Allein?«
    »Nicht eine Minute.«
    »Aber er hat Sie die Fotos sehen lassen?«
    »Er hat sich bemüht, sie nicht sehen zu lassen. Aber Ihr Reinigungspersonal hat sein Fenster blitzblank poliert.«
    »Sie haben sie alle gesehen?«
    »Ich konnte nicht beurteilen, ob der Typ tot oder bewusstlos war.«
    »Deshalb haben Sie mich mit dieser Spitze über Korea geködert.«
    »Ich weiß gern, was Sache ist. Mich dürstet nach Wissen.«
    Eine Bedienung trat an ihren Tisch: eine müde Frau Anfang vierzig, die zu ihrer Dienstkleidung – Khakirock, Khakibluse mit Krawatte – Sneakers trug. Peterson bestellte den Schmorbraten. Reacher folgte seinem Beispiel und wählte als Getränk Kaffee.
    Peterson fragte: »Wie lange waren Sie in der Army?«
    »Dreizehn Jahre.«
    »Und Sie waren Militärpolizist?«
    Reacher nickte.
    »Mit medizinischer Ausbildung?«
    »Sie haben mit den Reisenden gesprochen.«
    »Und dem Fahrer.«
    »Sie haben mich überprüft.«
    »Natürlich habe ich das getan. Wie verrückt. Was, denken Sie, habe ich sonst gemacht?«
    »Und ich soll heute bei Ihnen übernachten.«
    »Haben Sie eine bessere Unterkunft?«
    »Wo Sie mich im Auge behalten können.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Warum?«
    »Dafür gibt’s Gründe.«
    »Wollen Sie mir die nicht verraten?«
    »Nur weil es Sie nach Wissen dürstet?«
    »Vermutlich.«
    »Ich kann nur so viel sagen: Wir müssen wissen, wer kommt oder geht.«
    Dann schwieg Peterson, und zwei Minuten später kam das Essen. Hoch aufgeladene Teller, Kartoffelbrei, reichlich Soße. Der Kaffee war eine Stunde alt; was er an Geschmack verloren hatte, hatte er an Stärke gewonnen.
    Peterson fragte: »Was genau haben Sie bei den MP s gemacht?«
    Reacher antwortete: »Was immer man mir befohlen hat.«
    »Schwere Verbrechen?«
    »Manchmal.«
    »Morde?«
    »Alles von versucht bis mehrfach.«
    »Wie viel medizinische Ausbildung haben Sie bekommen?«
    »Macht Ihnen das Essen hier Sorgen?«
    »Auch ich weiß gern, was Sache ist.«
    »Tatsächlich ist meine medizinische

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