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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ausbildung nicht der Rede wert. Ich habe versucht, die alten Leute zu beruhigen, das war alles.«
    »Sie haben gut von Ihnen gesprochen.«
    »Trauen Sie ihnen nicht. Sie kennen mich nicht.«
    Peterson gab keine Antwort.
    Reacher fragte: »Wo ist der tote Kerl aufgefunden worden? Da, wo der Streifenwagen die Seitenstraße blockiert hat?«
    »Nein. Das war etwas anderes. Der tote Mann hat woanders gelegen.«
    »Er ist nicht dort ermordet worden.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Kein Blut im Schnee. Ist ein Hieb über den Schädel stark genug, um zu töten, gibt’s eine Platzwunde. Das ist unvermeidlich. Und die blutet wie verrückt. Er hätte in einer riesigen Blutlache liegen müssen.«
    Peterson aß eine Minute lang schweigend weiter. Dann fragte er: »Wo leben Sie?«
    Eine schwierige Frage. Nicht für Reacher selbst, der sie leicht beantworten konnte. Er lebte schon immer nirgends. Seit seiner Geburt als Sohn eines amerikanischen Berufsoffiziers in einer Berliner Kinderklinik war er durch die ganze Welt geschleppt worden: eine endlose Folge von Militärstützpunkten und Billigwohnungen außerhalb der Stützpunkte. Und dann war er selbst zur U.S. Army gegangen und hatte auf eigene Rechnung das gleiche Leben geführt. Vier Jahre in West Point waren seine längste Zeit in stabilen Wohnverhältnissen gewesen, und ihm hatte weder West Point noch die Stabilität gefallen. Seit er nicht mehr beim Militär war, kultivierte er Flüchtigkeit und Unstetigkeit, etwas, das er sich nicht abgewöhnen konnte.
    Allerdings hatte er’s nie ernstlich versucht.
    Er sagte: »Ich bin ein Nomade.«
    Peterson erklärte: »Nomaden haben Vieh. Sie ziehen auf der Suche nach Weidegründen umher. So lautet die Definition.«
    »Okay, ich bin ein Nomade ohne Vieh.«
    »Sie sind ein Landstreicher.«
    »Schon möglich.«
    »Sie haben kein Gepäck.«
    »Ist das ein Problem für Sie?«
    »Das ist seltsames Verhalten. Cops mögen kein seltsames Verhalten.«
    »Wieso ist es seltsamer herumzureisen, als ständig am selben Ort zu bleiben?«
    Peterson schwieg eine Weile, dann sagte er: »Jeder besitzt etwas.«
    »Ich brauche nichts. Leicht reisen, weit reisen.«
    Peterson gab keine Antwort.
    Reacher sagte: »Jedenfalls brauchen Sie sich meinetwegen keine Sorgen zu machen. Ich hatte noch nie von Bolton gehört. Wäre der Busfahrer nicht in den Graben gefahren, wäre ich jetzt am Mount Rushmore.«
    Peterson nickte widerstrebend.
    »Das stimmt wohl«, meinte er.
    21.55 Uhr.
    Noch vierundfünfzig Stunden.
    Zweitausendsiebenhundert Kilometer weiter südlich, in dem hundertfünfzig Kilometer von Mexico City entfernten, von einer Mauer umgebenen Komplex, aß auch Plato zu Abend: Rinderfilet, das er eigens aus Argentinien einfliegen ließ. Fast schon dreiundzwanzig Uhr Ortszeit. Ein spätes Abendessen. Plato trug Chinos, ein weißes Hemd mit Button-down-Kragen und schwarze Lederslipper, alles aus der Boys’ Collection von Brooks Brothers. Diese Kleidungsstücke passten sehr gut, aber er sah darin merkwürdig aus. Sie waren für dicke amerikanische Kinder hergestellt, doch Plato war alt, braun und stämmig und hatte einen kahl rasierten Rundschädel. Aber ihm war es wichtig, passende Sachen aus einem Katalog kaufen zu können. Maßkleidung kam aus verständlichen Gründen nicht infrage. Schneider würden mit dem Maßband hantieren, schweigsam werden und dann mit angestrengter und gespielter Neutralität kleine Zahlen diktieren. Änderungen von Konfektionskleidung waren nicht weniger stressig. Besuche von nervösen Näherinnen und die heimliche Entsorgung überschüssiger Stoffmengen brachten ihn in Rage.
    Er legte Messer und Gabel beiseite und tupfte sich die Lippen mit einer weißen Serviette ab. Dann griff er nach seinem Handy und drückte zweimal auf die grüne Taste, um den letzten Anrufer zurückzurufen. Als der sich meldete, sagte er: »Wir brauchen nicht länger zu warten. Der Kerl soll die Zeugin umlegen.«
    Der Mann in der Villa fragte: »Wann?«
    »Sobald es vernünftig ist.«
    »Okay.«
    »Und lassen Sie auch den Anwalt liquidieren. Damit die Beweiskette unterbrochen wird.«
    »Okay.«
    »Und sorgen Sie dafür, dass diese Idioten wissen, dass sie mir verdammt viel schuldig sind.«
    »Okay.«
    »Und sagen Sie ihnen, dass sie mich bloß nicht wieder mit solchem Scheiß belästigen sollen.«
    Als sein Schmorbraten halb aufgegessen war, fragte Reacher: »Warum war die Straße also blockiert?«
    Peterson antwortete: »Vielleicht ist eine Stromleitung

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