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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Himmel stehenden Mondes sah Reacher neue Wohnsiedlungen, kleine Häuser in geraden Reihen, warmes Licht hinter Fenstern, Gehsteige, Einfahrten und Vorgärten unter einer alles einebnenden bläulichen Schneedecke. Auch die Hausdächer waren dick verschneit. Manche Straßen hatte man schon geräumt, sodass sich Schnee an den Randsteinen türmte. Andere waren noch frisch verschneit, aber die Schneedecke wirkte niedriger als in den Gärten. Dieser Schneefall war offenbar der zweite oder dritte binnen einer Woche gewesen. Die Straßen wurden in einem endlosen Winterrhythmus zugeschneit und geräumt, zugeschneit und geräumt.
    Reacher fragte: »Wie viele Verdächtige?«
    Peterson antwortete: »Zwei gemeldete.«
    »In einem Auto?«
    »Zu Fuß.«
    »Und sie tun was?«
    »Laufen nur herum.«
    »Dann halten Sie sich besser an die geräumten Straßen. Niemand läuft gern durch fünfzehn Zentimeter Neuschnee.«
    Peterson drosselte kurz das Tempo, dachte darüber nach. Dann wendete er, ohne ein Wort zu sagen, fuhr zu einer Räumspur zurück und folgte ihr. Der Schneepflug war im Zickzack durch Haupt- und Querstraßen gefahren. Er hatte den Schnee bis auf eine dünne weiße Schicht abgetragen und an beiden Straßenrändern aufgetürmt.
    Vier Minuten später entdeckten sie die Verdächtigen.
    Zwei Kerle, die Schulter an Schulter stehend einen Dritten konfrontierten. Bei dem dritten Mann handelte es sich um Chief Holland. Sein Wagen war fünf, sechs Meter entfernt geparkt: ein neutraler Crown Vic, dunkelblau oder schwarz. Im Mondschein schwer zu unterscheiden. Bei näherem Hinsehen ein Polizeifahrzeug mit Antennen auf dem Kofferraumdeckel und versteckten Blinkleuchten im Kühlergrill. Die Fahrertür stand offen, und der Motor lief. In der dünnen Schneedecke unter den beiden Auspuffen bildete kondensierter Dampf zwei kleine Pfützen. Holland war ausgestiegen und hatte sich den Kerlen unerschrocken in den Weg gestellt. So viel war klar.
    Die beiden Männer waren groß und bullig und wirkten un gepflegt. Zwei Weiße in schwarzen Stiefeln von Frye, schwarzen Jeans, schwarzen Jeanshemden, schwarzen Lederwesten, fingerlosen Handschuhen, schwarzen Halstüchern und offenen schwarzen Parkas. Sie sahen genauso aus wie der tote Kerl auf den Tatortfotos.
    Peterson bremste, hielt und blieb in zehn Metern Entfernung stehen. Seine Scheinwerfer beleuchteten die Szene. Die Konfrontation schien nicht gut für Holland zu stehen. Er wirkte nervös. Die beiden Kerle nicht. Der Polizeichef stand mit dem Rücken an einem Schneewall, sie bedrängten ihn körperlich. Holland wirkte geschlagen. Hilflos.
    Reacher erkannte, weshalb.
    Das Halfter an Hollands Gürtel war offen und leer, aber der Chief hielt keine Waffe in der Hand. Er schaute nach links unten.
    Seine Pistole war ihm in den Schnee gefallen.
    Oder sie war ihm aus der Hand geschlagen worden.
    Beides nicht gut.
    Reacher fragte: »Wer sind die beiden?«
    Peterson sagte: »Unerwünschte Personen.«
    »So unerwünscht, dass der Polizeichef sich an der Jagd beteiligt?«
    »Sie sehen, was ich sehe.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Das ist schwierig. Vielleicht sind sie bewaffnet.«
    »Sie aber auch.«
    »Ich darf Chief Holland nicht wie einen Idioten dastehen lassen.«
    Reacher erklärte: »Nicht seine Schuld. Kalte Hände.«
    »Er ist gerade erst ausgestiegen.«
    »Nicht gerade erst. Der Wagen steht seit zehn Minuten da. Sehen Sie sich die Pfützen unter den Auspuffen an.«
    Peterson gab keine Antwort. Bewegte sich nicht.
    Reacher fragte nochmals: »Wer sind die beiden?«
    »Was kümmert Sie das?«
    »Bin nur neugierig. Sie machen Ihnen Angst.«
    »Glauben Sie?«
    »Täten sie’s nicht, säßen sie jetzt mit Handschellen hinten in seinem Wagen.«
    »Sie sind Biker.«
    »Ich sehe keine Motorräder.«
    »Nicht im Winter«, sagte Peterson. »Im Winter fahren sie Pick-ups.«
    »Ist das jetzt illegal?«
    »Sie sind Tweaker.«
    »Was sind Tweaker?«
    »Leute, die kristallines Methedrin nehmen.«
    »Amphetamin?«
    »Methylamphetamin. Wird geraucht. Oder vielmehr ver dampft und inhaliert. Aus Glasröhrchen oder von halbierten Glühlampen oder Alufolie. Man erhitzt es und atmet die Dämpfe ein. Davon wird man sprunghaft und unberechenbar.«
    »Alle Leute sind sprunghaft und unberechenbar.«
    »Nicht wie diese Kerle.«
    »Sie kennen sie?«
    »Nicht persönlich. Aber ihren Typ.«
    »Sie leben in der Stadt?«
    »Fünf Meilen westlich. Es sind ziemlich viele. Haben dort eine Art Lager. Sie bleiben im Allgemeinen unter

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