Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Raummitte zusammengerückt. Ab Hüfthöhe verschwanden alle Wände hinter Korktafeln. Peterson war eben damit beschäftigt, die Tatortfotos vom Tag zuvor an die Wände zu pinnen. Die Gesamtaufnahme, die Nahaufnahmen. Schneebedeckter Boden, stumpfe Gewalteinwirkung gegen die rechte Schläfe. Kein Blut.
    Peterson erklärte: »Wir haben gerade den Autopsiebericht erhalten. Er ist eindeutig bewegt worden.«
    »Hat er noch andere Verletzungen?«
    »Ein paar Blutergüsse.«
    »Gibt es in Bolton gefährliche Gebiete?«
    »Manche sind übler als andere.«
    »Haben Sie die Bars kontrolliert?«
    »Worauf?«
    »Frisch geputzte Böden, verdächtige Flecken.«
    »Glauben Sie, dass er bei einer Schlägerei in einer Bar umgekommen ist?«
    »Irgendwo in einem Viertel mit niedrigen Mieten, nicht in der Kampfzone.«
    »Wieso?«
    »Erzählen Sie mir, was der Pathologe über die Waffe gesagt hat.«
    »Sie war stangenförmig rund, ziemlich glatt, vermutlich bearbeitetes Holz oder Metall, vielleicht ein Zaunpfahl oder das Fallrohr einer Regenrinne.«
    »Keines von beiden«, sagte Reacher. »Zaunpfähle und Fallrohre haben überall den gleichen Durchmesser. Schwer festzuhalten, schwer wirkungsvoll einzusetzen. Ich tippe auf einen Baseballschläger. Und die sind im Winter relativ selten zu finden. Sie werden in Schränken, Garagen, Kellern und auf Dachböden aufbewahrt. Manchmal liegen sie allerdings unter Theken, wo der Barkeeper rasch drankommt. Natürlich nicht in guten Stadtvierteln, und in der Kampfzone würde man vermutlich eine Schrotflinte nehmen.«
    Peterson sagte nichts.
    Reacher fragte: »Wo gehen die Gefängniswärter zum Trinken hin?«
    »Glauben Sie, dass es einer von ihnen war?«
    »Zum Tangotanzen braucht man zwei. Und Gefängniswärter sind Handgreiflichkeiten gewöhnt.«
    Peterson schwieg einen Augenblick. »Sonst noch was?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Ich bin mal unterwegs. Komme später wieder.«
    Es schneite noch immer stark. Petersons Streifenwagen war bereits unter einer dicken Schneedecke verschwunden. Reacher klappte die Kapuze des geliehenen Parkas hoch und ging daran vorbei. Er erreichte den Gehsteig und sah erst nach links, dann nach rechts. Schneeflocken wirbelten um ihn herum, gerieten unter die Kapuze, fingen sich in Haar und Augenbrauen und drangen sogar bis zu seinem Nacken vor. Genau gegenüber lag ein am Rand mit Bäumen bepflanzter Stadtplatz, dahinter eine Ladenzeile. Die Entfernung war zu groß und das Schneetreiben zu dicht, als dass genau zu erkennen gewesen wäre, was es dort drüben gab. Aber aus einem Abluftrohr eines dieser Gebäude stieg eine weiße Dampfwolke auf, die vermuten ließ, dass sich dort eine chemische Reinigung oder ein Schnellrestaurant befand, womit die Aussichten auf ein spätes Frühstück fünfzig zu fünfzig standen.
    Reacher machte sich auf den Weg, stapfte durch den von Räumfahrzeugen aufgehäuften hohen Schnee und überquerte den Platz mehr rutschend als gehend. Seine Nase, aber auch die Ohren und das Kinn wurden gefühllos. Die Hände ließ er in den Hosentaschen. Der Laden mit der Dampfwolke erwies sich als ein Coffeeshop. Reacher trat in schwüle Hitze. Eine Theke und vier Tische. An einem davon saß Jay Knox, der Busfahrer. Das Geschirr auf seinem Tisch zeigte, dass er vor längerer Zeit reichlich gefrühstückt haben musste. Reacher blieb ihm gegenüber stehen und legte eine Hand auf die Lehne, wie um den Stuhl herauszuziehen – eine stumme Frage. Sein Aufkreuzen schien Knox weder zu freuen noch zu ärgern. Er wirkte geistesabwesend und etwas mürrisch.
    Reacher setzte sich unaufgefordert hin und fragte: »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Knox zuckte mit den Schultern. »Ich bin bei Leuten untergebracht.«
    »Und?«
    »Na ja, wahrscheinlich sind sie ganz nett.«
    »Aber Sie haben dort nicht gefrühstückt.«
    »Ich dränge mich nicht gern auf.«
    »Hat man Ihnen keines angeboten?«
    »Ich mag sie nicht besonders, okay?«
    Reacher schwieg.
    Knox fragte: »Wo hat man Sie untergebracht?«
    »Bei dem Cop, der im Bus war.«
    »Warum sind Sie dann hier? Haben Sie bei Ihrem Cop kein Frühstück gekriegt?«
    Reacher fragte nur: »Gibt’s was Neues?«
    »Die Abschleppwagen sind heute Morgen gekommen. Sie haben den Bus aus dem Graben gezogen. Aus Minneapolis ist ein Ersatzbus unterwegs. Müsste eintreffen, sobald der Schneesturm nachlässt.«
    »Nicht so übel.«
    »Aber er kommt mit dem eigenen Fahrer. Was bedeutet, dass ich bis Seattle lediglich mitfahren werde. Was

Weitere Kostenlose Bücher