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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zurücklaufen, weil ein Telefon klingelte. Dann schaffte er es auf den Korridor hinaus. Er sah sich nach Reacher um und fragte: »Wollen Sie mitfahren?«
    Reacher fragte: »Soll ich mitkommen?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Ich müsste eigentlich woanders hin.«
    »Wohin?«
    »Ich sollte mich Mrs. Salter vorstellen.«
    »Wozu?«
    »Ich möchte die dortige Situation kennenlernen. Für alle Fälle.«
    Peterson erklärte: »Mrs. Salter kann nichts passieren. Dafür habe ich gesorgt.« Er machte eine Pause, dann fragte er: »Was? Sie glauben, dass heute ein Anschlag auf sie verübt werden soll und dieser tote Anwalt nur ein Ablenkungsmanöver ist?«
    »Nein, ich denke, dass sie die Beweiskette unterbrechen wollen. Aber ich werde wohl noch ein paar Tage hier sein. Wegen des Schnees. Heult in dieser Zeit die Ausbruchssirene los, bin ich alles, was Sie haben. Aber ich sollte mich der Lady erst mal vorstellen.«
    Peterson schwieg.
    Reacher sagte: »Ich bin nicht Ihr Mann.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber?«
    »Sie könnten am Tatort nützlich sein.«
    »Sie kommen schon zurecht. Sie wissen, was zu tun ist, oder? Machen Sie möglichst viele Fotos, und achten Sie auf Reifenspuren und Fußabdrücke. Suchen Sie nach Patronenhülsen.«
    »Okay.«
    »Aber rufen Sie vorher noch Ihre Leute in Mrs. Salters Haus an. Ich will keine große Panik erleben, wenn ich die Einfahrt entlangkomme.«
    »Sie wissen nicht mal, wo sie wohnt.«
    »Keine Angst, ich finde hin.«
    Im Sommer hätte es vielleicht zehn Minuten gedauert, Mrs. Salters Haus zu finden. Im Schnee brauchte er fast dreißig, weil die Sichtweite beschränkt und das Vorankommen schwieriger war. Reacher ging entlang der Route des Gefängnisbusses zurück, kämpfte sich durch Schneewehen, stapfte durch ungeräumte Bereiche und rutschte in vereisten Fahrspuren aus. Es schneite noch immer stark. Er fand die nach Süden führende Hauptstraße. Irgendwo vor ihm musste das kleine Schnellrestaurant liegen. Dann würde der geparkte Streifenwagen kommen. Er stapfte weiter. Ihm war sehr kalt, aber er funktionierte noch. Seine neuen Sachen reichten gerade so, um ihn nicht erfrieren zu lassen.
    Auf der Straße waren nur wenige Autos unterwegs, aber doch so viele, dass Reacher nicht auf der Fahrbahn gehen konnte, auf der er besser vorangekommen wäre. Unter dem Schnee schien die Straße ziemlich breit zu sein, aber der Verkehr begnügte sich mit zwei schmalen Spuren zu je zwei Rillen in der Fahrbahnmitte. Alle Autos bleiben in der Mitte. Jeder Reifen grub die Rillen etwas tiefer.
    Reacher kam an dem Schnellrestaurant vorbei, in dem jetzt zu Mittag kein Platz mehr frei war. Die beiden großen Fenster waren innen beschlagen. Er kämpfte sich weiter. Nach vierhundert Metern sah er den parkenden Streifenwagen. Er war aus den nach Süden führenden Rillen ausgebrochen und hatte eine eigene Spur hinterlassen. Jetzt stand er parallel zur Fahrbahn quer über der Seitenstraße, die er fast ganz blockierte. Der Motor war abgestellt, aber seine Blinkleuchten drehten sich. Der Cop auf dem Fahrersitz saß reglos da. Er starrte durch die Frontscheibe nach vorn, wirkte weder wachsam noch diensteifrig. Reacher beschrieb einen weiten Bogen und näherte sich von links vorn an. Er wollte den Mann nicht erschrecken.
    Der Cop fuhr sein Fenster herunter, rief: »Sind Sie Reacher?«
    Reacher nickte. Sein Gesicht war so steif gefroren, dass er nicht hätte zusammenhängend sprechen können. Auf dem Namensschild des Cops stand Montgomery . Er war unrasiert und übergewichtig. Irgendwo Ende zwanzig. In der Army wäre er mit Fußtritten zum Teufel gejagt worden. Er sagte: »Mrs. Salters Haus liegt vorn links. Gar nicht zu verfehlen.«
    Reacher kämpfte sich weiter. In der Seitenstraße gab es keine tiefen Rillen. Nur zwei Spuren von ankommenden oder wegfahrenden Wagen. Weil der Schichtwechsel einige Stunden zurücklag, waren sie schon fast wieder zugeschneit.
    Die Straße beschrieb eine leichte Rechtskurve und war auf beiden Seiten von großen alten Villen auf weitläufigen Grundstücken mit altem Baumbestand gesäumt. Die Häuser im viktorianischen Stil schienen ungefähr hundert Jahre alt zu sein. Die meisten wirkten auch heute noch gepflegt. Details waren im Schneetreiben nicht zu erkennen, aber sie besaßen Solidität und Verzierungen im Zuckerbäckerstil. Peterson hatte Janet Salter als Großmutter aus dem Bilderbuch bezeichnet, und Reacher erwartete ein entsprechendes Lebkuchenhäuschen mit Baumwollvorhängen. Vor allem

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