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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zurückgeworfenen Licht wirkte er geisterhaft, fast unwirklich. Das Fahrerfenster war ganz geöffnet. Der Tote wurde von dem Sicherheitsgurt aufrecht sitzend festgehalten. Sein Oberkörper war leicht verschneit. Sein Kinn ruhte auf der Brust. Wäre das Loch in seinem Kopf nicht gewesen, hätte er schlafen können.
    Das Loch war auf Foto Nummer fünf abgebildet. Es saß genau in der Stirnmitte des Toten. Wie ein drittes Auge. Der Mann hatte offenbar halb schräg aus dem Fenster geschaut. Er war entlang seiner Sehachse erschossen worden, hatte in die Mündung der Waffe geblickt. Blut und Gehirnmasse aus der Austrittswunde hatten das diagonal hinter ihm liegende Seitenfenster bespritzt. Dann war der Kopf herabgesunken und hatte diese natürliche Ruhelage eingenommen.
    Die restlichen Aufnahmen zeigten den Toten und das Wa geninnere aus allen nur denkbaren Blickwinkeln. Machen Sie reichlich Fotos, hatte Reacher gesagt, und Peterson hatte sich genau daran gehalten. Im Fußraum vor dem Beifahrersitz standen Überschuhe aus Gummi ordentlich nebeneinander. In der Mitte des Instrumentenbretts war ein verchromter kleiner Mehrzweckhammer montiert. Werbung dafür hatte Reacher schon öfter in Zeitungen gesehen. Mit dem Hammer ließ sich die Frontscheibe h erausschlagen, wenn die Türen nach einem Unfall klemmten. Und mit der in seinem Griff versteckten Klinge konnte man Sicherheitsgurte durchschneiden. Ideales Zubehör für vorsichtige, pedantische, methodische Autofahrer. Doch Reacher bezweifelte, dass in der Geschichte des Autoverkehrs jemals eines dieser Dinger tatsächlich benutzt worden war.
    Der Wählhebel des Infinitis befand sich auf P. Sein Zündschlüssel steckte. Der Drehzahlmesser zeigte eine Leerlaufdrehzahl von 800 U/min an. Der Meilenzähler stand unter zehntausend. Als Innentemperatur waren einundzwanzig Grad gewählt. Das Autoradio war auf einen hiesigen UKW -Sender eingestellt, der Lautstärkeregler weit nach links gedreht. Fast unhörbar leise. Die Tankanzeige stand auf halb voll.
    Reacher sagte: »Erzählen Sie mir, wie’s passiert ist.«
    Peterson erwiderte: »Okay, Knox sitzt in einem Auto. Er fährt nach Osten. Der Anwalt ist nach Westen unterwegs. Wegen des schlechten Straßenzustands fahren beide langsam. Knox sieht den Anwalt kommen. Er öffnet sein Fenster. Streckt den Arm ins Freie und winkt, damit der Entgegenkommende anhält. Der Anwalt bremst und hält an. Auch er fährt sein Fenster herunter. Vielleicht glaubt er, dass Knox ihn vor einer Gefahrenstelle warnen will. Von Fahrer zu Fahrer, wie Leute es bei widrigen Verhältnissen tun. Stattdessen erschießt Knox ihn und fährt weiter.«
    »Wer hat den Toten gefunden?«
    »Ein weiterer Mann, der nach Osten unterwegs war. Schätzungsweise zehn Minuten später. Er hat kurz gebremst, sich den Mann angesehen und uns von der nächsten Tankstelle aus angerufen. Hatte kein Handy.«
    »Ist Knox Rechtshänder?«
    »Weiß ich nicht. Aber das sind die meisten Leute.«
    »Haben Sie eine Patronenhülse gefunden?«
    »Nein.«
    »Ist Knox Rechtshänder, hat er schräg über den Oberkörper hinweg geschossen. Er hätte den Arm einigermaßen gestreckt halten müssen. Die Pistolenmündung hätte vermutlich ein kleines Stück aus dem Fenster geragt. Bei der Glock wird die leere Patronenhülse nach rechts ausgeworfen. Also musste er sorgfältig auf seine Haltung achten und dafür sorgen, dass die Auswurföffnung im Wageninneren blieb. Reichlich verkrampft. Keine Möglichkeit, über den Lauf hinweg zu zielen. Trotzdem hat er den Kerl mitten zwischen die Augen getroffen. Nicht eben leicht. Ist Knox ein so guter Schütze?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie sollten versuchen, das herauszufinden.«
    Peterson sagte: »Ich vermute, dass die Patronenhülse vom Türrahmen oder der Frontscheibe abgeprallt und im Inneren von Knox’ Wagen geblieben ist.«
    »Erzählen Sie mir also von seinem Auto.«
    »Vorher abgesprochen. Er ist gestern hier angekommen und hat sich heute mit jemandem getroffen. Vielleicht mit einem Biker. Der Biker hatte ein Fahrzeug für ihn, vielleicht einen Pick-up. Knox hat seinen Auftrag ausgeführt, den Wagen zurückgebracht und war zu Fuß auf dem Rückweg, als wir ihn geschnappt haben.«
    Reacher schwieg.
    Peterson fuhr fort: »Nach Auskunft der Leute, bei denen wir ihn gestern Abend untergebracht haben, ist er heute den ganzen Tag unterwegs gewesen. Er war nicht sehr gesellig, sagen sie. Als beschäftigte ihn irgendwas.«
    »Ich habe ihn heute Morgen im

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