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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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identifiziert. Seine Hände und seine Kleidung wurden auf Schmauchspuren untersucht und positiv getestet. Jay Knox hatte in den letzten drei bis vier Stunden eine Waffe abgefeuert. Die Glock 17 war voll mit seinen Fingerabdrücken. Man hatte ihn über seine Rechte belehrt. Er saß in einer Arrestzelle. Er hatte keinen Anwalt verlangt, aber er redete auch nicht.
    Holland ging hinaus, um sich Knox in der Zelle anzusehen. Diesen Drang hatte Reacher schon häufig erlebt. Das Ganze glich einem Zoobesuch. War ein Schwerverbrecher geschnappt worden, kamen Leute, bloß um den Kerl anzustarren. Sie bauten sich kurz vor den Gitterstäben auf und ließen alles auf sich einwirken. Anschließend behaupteten sie, in der Miene des Kerls liege ein Ausdruck, der ihnen schon gleich verdächtig vorgekommen sei. Oder sie sprachen von der Banalität des Bösen. Und davon, dass es keine sicheren äußerlichen Anzeichen gebe.
    Peterson blieb im Bereitschaftsraum. Er war dabei, seine Gedanken zu sortieren. Auch ein Drang, den Reacher von früher kannte. Ein gefährlicher Drang. Ging man rückwärts, sah man am Ende, was man sehen wollte.
    »Wie viele Schüsse in dem Toten?«, fragte Reacher.
    »Einer«, sagte Peterson. »Im Kopf.«
    »Neun Millimeter?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Das ist ein häufiges Kaliber.«
    »Ich weiß.«
    »Stimmt die Geografie?«
    »Knox ist ungefähr vier Meilen vom Tatort entfernt aufgegriffen worden.«
    »Zu Fuß? Das ist zu weit.«
    »Er muss ein Fahrzeug gehabt haben.«
    »Wieso?«
    »Warten Sie, bis Sie die Fotos sehen.«
    Die Fotos wurden eine halbe Stunde später gebracht. Sie lagen in einem Ordner, wie Reacher ihn am Abend zuvor auf Hollands Schreibtisch gesehen hatte. Viele Hochglanzfotos im Großformat mit unten aufgeklebten Erläuterungen. Eigentlich Farbfotos, aber die meisten waren grau und weiß. Schnee auf dem Boden, Schnee in der Luft. Das Blitzlicht hatte die fallenden Schneeflocken in vielfältigen Formen eingefroren, die an Flocken aus Vulkanasche erinnerten.
    Das erste Foto war eine Übersichtsaufnahme des Tatorts – mit Blick nach Osten – aus einiger Entfernung. Es zeigte eine schneebedeckte Landstraße mit je zwei Fahrspuren links und rechts der Straßenmitte. Mitten auf der nach Westen führenden Spur parkte ein einzelnes Auto. Seine Scheinwerfer waren eingeschaltet. Der Wagen stand nicht schräg, war nicht von der Fahrbahn abgekommen, sondern wie ein Zug auf Gleisen einfach nur ausgerollt.
    Die zweite Aufnahme war aus ungefähr dreißig Metern weniger Abstand gemacht worden. Drei Dinge fielen sofort auf. Erstens: Am Steuer saß eine Gestalt. Ein Mann, dessen Oberkörper von dem straff angezogenen Sicherheitsgurt gehalten wurde, während sein Kopf nach unten hing. Zweitens: Das hintere rechte Seitenfenster wies einen großen rosa Fleck auf. Und drittens: Auf der Straße war außer jungfräulichem Schnee und den vier Spurrinnen absolut nichts zu sehen. Keine sonstigen Spuren.
    Das dritte Foto bestätigte diese Tatsache. Diesmal hatte der Fotograf das Auto völlig ignoriert. Stattdessen zeigte die Aufnahme die Straßenmitte, deren gelber Mittelstrich unter einer Schneedecke verborgen lag, in Ost-West-Richtung. Ein Bild ohne große Kontraste. Nichts zu sehen. Autoreifen hatten Rinnen gegraben, ihre Sohle war festgedrückt worden, kleine Seitenwälle hatten sich aufgetürmt, kleine Schneebäche waren nach außen abgeflossen, und Neuschnee hatte sie wieder zugedeckt.
    Das war alles.
    »Gute Bilder«, sagte Reacher.
    »Ich hab mein Bestes getan«, meinte Peterson.
    »Klasse Arbeit.«
    »Danke.«
    »Keine Fußabdrücke.«
    »Zugegeben«, sagte Peterson.
    Das vierte Foto war eine Nahaufnahme einer der nach Osten führenden Fahrspuren. Wieder nichts zu erkennen außer den kleinen Gittern und Rauten, die Reacher überall in der Stadt gesehen hatte. Keine Möglichkeit, irgendwas zu rekonstruieren, das sich lohnte, ins Labor eingeschickt zu werden.
    Die fünfte Aufnahme zeigte den ganzen Wagen von rechts vorn. Eine kleine, kompakte Limousine, deren Marke Reacher nicht bekannt war.
    »Infiniti«, erklärte Peterson. »Kommt aus Japan. Die Luxusmarke von Nissan. Dieses Modell hat einen V-6-Motor und permanenten Allradantrieb. Bereift ist es mit vier Winterreifen. Ein praktischer Wagen, der nicht protziger ist, als ein Anwalt in South Dakota wirken möchte.«
    Der Infiniti war in Metallicsilber lackiert. Eigentlich frisch gewaschen, aber nach mehreren Winterfahrten nicht mehr ganz sauber. In dem vom Schnee

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