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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schuldig.«
    Der Schwarze reagierte nicht darauf. Wozu denn auch? Weiß und braun gingen ihn nichts an.
    Der Weiße fuhr fort: »Die Mexikaner sagen, dass ihr ihnen zwei Stangen Kippen schuldig seid.«
    Keine Reaktion.
    »Also kassieren wir direkt bei euch. Was rumgeht, kommt wieder rum.«
    Was ein theoretisch annehmbarer Vorschlag war. Auch in die sem Gefängnis war eine Zigarettenwährung eingeführt. Aber wirtschaftliche Zusammenarbeit setzte Regeln und Verträge sowie Kooperationswillen voraus, und zwischen Schwarz und Weiß waren alle diese Dinge praktisch nicht existent.
    Dann sagte der Weiße: »Diesmal kassieren wir in Form von Arsch. Irgendwas Zartes. Den jüngsten und knackigsten Arsch, den ihr habt. Für zwei Nächte, dann kriegt ihr ihn wieder.«
    In Janet Salters Villa fand der Schichtwechsel statt. Die Tag schicht ging, die Nachtschicht trat ihren Dienst an. Eine Beamtin kam aus der Küche und nahm ihren Platz in der Eingangshalle ein. Die andere verschwand in der Bibliothek. Janet Salter kündigte an, sie gehe in den Salon. Reacher vermutete, sie wolle allein sein. Tag und Nacht beschützt zu werden war für alle Beteiligten belastend. Aber sie forderte ihn auf, ihr Gesellschaft zu leisten.
    Der Salon unterschied sich praktisch nicht von der Bibliothek. Der gleiche offene Kamin, die gleichen Sessel, die gleichen Vorhänge, die gleichen wandhohen Schränke mit wieder Tausenden von Büchern. Nur führten hier die Fenstertüren auf die Veranda und die Straße hinaus. Inzwischen schneite es fast nicht mehr. Der Cop in dem Streifenwagen vor dem Haus war immer wieder ausgestiegen, um die Scheiben freizukratzen. Auf Motorhaube, Dach und Kofferraumdeckel lag der Schnee zwanzig Zentimeter hoch, aber die Scheiben waren eisfrei. Und der Cop schien weiterhin wach und wachsam zu sein. Er blickte nach vorn, in den Rückspiegel, halb nach rechts, halb nach links. Nicht übel, wenn man bedachte, dass dies die zwölfte Stunde einer Zwölfstundenschicht sein musste. Gut die Hälfte des Bolton Police Departments war eine brauchbare Truppe.
    Janet Salter trug eine lange Wolljacke mit ausgebeulten Taschen, in denen ein Lappen und ein Ölkännchen steckten. Sie legte den Putzlappen auf einen Beistelltisch und stellte das Kännchen daneben. Der Lappen war weiß, das altmodische Ölkännchen bestand aus grünem Blech mit dem Firmennamen Singer .
    Sie sagte: »Holen Sie das Buch, das ich Ihnen gezeigt habe.«
    Die Polizeibeamtin in der Bibliothek drehte sich um, als Reacher hereinkam. Sie war eine kleine, kompakte Frau mit runden Schultern, die durch ihren Gürtel mit Ausrüstungsgegenständen breiter wirkte. Ihr Blick glitt über ihn hinweg. Keine Bedrohung. Sie wandte sich wieder der Terrassentür zu. Hinter ihr zog Reacher das angebliche Buch aus dem Regal, klemmte es sich unter den linken Arm und nahm es in den Salon mit. Janet Salter schloss die Tür hinter ihm. Er klappte den Deckel der Lederschatulle auf und nahm den ersten Revolver heraus.
    Das Modell Military and Police von Smith & Wesson war im Jahr 1899 erstmals hergestellt und zuletzt im Jahr 1902 modifiziert worden. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Durchschnittsamerikaner einen Meter siebzig groß gewesen, und seine Hände hatten seiner Größe entsprochen. Reacher war fast zwei Meter groß und hatte gewaltige Pranken, in denen der Revolver zierlich wirkte. Aber sein Zeigefinger passte in den Abzugbügel, und nur darauf kam es an. Er entriegelte die Trommel mit dem Daumen und klappte sie heraus. Sie war leer. Er verriegelte sie wieder und drückte ab. Der Mechanismus arbeitete einwandfrei, aber er spürte den Reibungswiderstand von Stahlteilen, die vor vielen Jahrzehnten im Werk eingefettet und seit damals nicht mehr bewegt worden waren. Also machte er sich mit Putzlappen und Ölkännchen an die Arbeit und war sehr viel zufriedener, als er fünf Minuten später erneut abdrückte. Diesen Vorgang wiederholte er mit dem zweiten Revolver. Dann verschloss er das Ölkännchen, faltete den Lappen zusammen und fragte: »Wo ist die Munition?«
    Janet Salter antwortete: »Im Spiegelschrank oben im Bad.«
    »Kein sehr logischer Aufbewahrungsort, wenn sich die Waffen in der Bibliothek befinden.«
    »Ich dachte, ich würde im Ernstfall genügend Zeit haben.«
    »Das haben viele tote Leute gedacht.«
    »Das ist Ihr Ernst, nicht wahr?«
    »Diese Sache ist ernst.«
    Sie gab keine Antwort, stand nur auf und verließ den Raum. Reacher hörte Treppenstufen knarren. Sie kam mit

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