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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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war schwer, weil es kein Buch war. Reacher schlug den Ganzlederband auf und erwartete, vergilbte Seiten mit Lithografien oder handkolorierten Holzstichen, vielleicht mit dazwischen eingelegten schützenden Seidenblättern zu sehen. Stattdessen lag unter dem Buchdeckel eine mit braunem Samt ausgeschlagene Schatulle mit zwei Mulden. Auf dem Samt lagen zwei Revolver von Smith & Wesson, jeder mit dem Griff an der Mündung des anderen. Das Modell Military and Police mit zehn Zentimeter langem Lauf. Sie hätten hundert Jahre alt sein können – oder auch nur fünfzig. Schlichter Stahl, geriffelte Walnussgriffe, für die Patrone .38 Special vorgesehen, mit Ösen unten an den Griffen, damit Soldaten oder Polizisten eine Lederschnur durchziehen konnten.
    Janet Salter sagte: »Die haben meinem Großvater gehört.«
    Reacher fragte: »Hat er gedient?«
    »Er war Polizeichef ehrenhalber, als Bolton eine eigene Polizei bekam. Die Revolver sind ihm überreicht worden. Glauben Sie, dass sie noch funktionieren?«
    Reacher nickte. Revolver waren praktisch unbegrenzt zuverlässig. Sie mussten ernstlich beschädigt oder verrostet sein, damit sie versagten. Er fragte: »Sind sie jemals benutzt worden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Haben Sie irgendwelches Öl?«
    »Ich habe Nähmaschinenöl.«
    »Das reicht.«
    »Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Munition wäre gut.«
    »Ich habe welche.«
    »Wie alt?«
    »Ungefähr eine Woche.«
    »Sie sind gut vorbereitet.«
    »Ich hatte das Gefühl, es wird allmählich Zeit.«
    »Wie viel Munition?«
    »Eine Schachtel mit hundert Patronen.«
    »Gut gemacht.«
    »Stellen Sie das Buch wieder ins Regal«, sagte sie. »Die Polizistinnen brauchen nichts davon zu wissen. Meiner Erfahrung nach sind Profis schnell beleidigt, wenn Amateure Pläne schmieden.«
    Nach dem Abendessen klingelte das Telefon. Peterson rief aus der Polizeistation an. Er erklärte Janet Salter, das von Reacher benutzte Telefon im Bereitschaftsraum habe geklingelt. Der Anruf war vom 110th Special Unit gekommen. Doch die Frau hatte nicht mit ihm reden wollen. Sie hatte verlangt, Reacher solle zurückrufen.
    Janet Salters Telefon stand in der Eingangshalle. Es war jünger als das Haus, aber noch im vorigen Jahrhundert installiert. Es hatte schon Druckknöpfe, aber auch eine Telefonschnur und ungefähr die Größe einer Kofferschreibmaschine. Es stand auf einem Tischchen mit einem Stuhl daneben. Wie in der guten alten Zeit, als ein Telefon pro Haushalt genügte und seine Benutzung eine Art Zeremonie war.
    Reacher wählte die Nummer, die er noch auswendig wusste. Er wartete auf die Ansage, dann tippte er die 110 ein.
    »Ja?«
    »Amanda, bitte.«
    Er hörte ein Klicken, dann die Stimme. Dazwischen kein Wählton. Sie hielt den Hörer schon in der Hand. Jetzt sagte sie: »Entweder sind Sie verrückt oder die Welt.«
    Reacher sagte: »Oder beide.«
    »Egal. Jedenfalls hätte ich nicht übel Lust, Ihre Sache aufzugeben.«
    »Warum?
    »Weil die Anlage, wegen der Sie mich löchern, nicht existiert.«
    18.55 Uhr.
    Noch dreiunddreißig Stunden.

18
    Reacher lehnte sich auf dem Stuhl am Telefon zurück und sagte: »Die Anlage existiert. Todsicher. Steinen und Augenzeugen berichten würde ich mehr glauben als irgendwelchen Unterlagen der Army.«
    Die Stimme sagte: »Aber Sie haben die Steine nicht wirklich selbst gesehen.«
    »Noch nicht. Aber wozu sollte jemand eine derartige Story erfinden?«
    »Dann muss diese Anlage unglaublich geheim gewesen sein. Sie wurde gebaut, aber nirgends verzeichnet.«
    »Und dann wird zugelassen, dass darüber ein Bauarbeiterlager entsteht? Wie passt das zusammen?«
    »Weil sich alles geändert hat. Vor fünfzig Jahren war die Anlage streng geheim – und seit zwanzig Jahren völlig überflüssig. Ein typisches Szenario aus dem Kalten Krieg. Vermutlich ist sie seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr als geheim eingestuft.«
    »Wann das war, ist mir egal. Ich will nur wissen, wozu sie gedient hat.«
    »Ich könnte mich ins Flugzeug setzen. Aber Sie sind näher dran.«
    Reacher fragte: »Was macht Ihr Fall?«
    »Ich warte noch. Was mich nicht ermutigt. Wahrscheinlich stehen wir morgen früh wieder am Anfang.«
    »Sie arbeiten die Nacht durch?«
    »Sie wissen, wie’s ist.«
    »Dann nutzen Sie die Wartezeit. Gehen Sie für mich die vom Kongress bewilligten Mittel durch. Der Verwendungszweck ist bestimmt verschleiert, aber Geld taucht irgendwo auf. Das tut es immer. Damit kämen wir ein gutes Stück weiter.«
    »Wissen

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