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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schutzraum geplanten Keller verfügte. Er stieg die von der Küche aus zugängliche Kellertreppe hinunter und fand eine befriedigende Lösung. Weil es nicht möglich gewesen war, bis zu gewachsenem Fels hinunterzugraben, war der ganze Keller im Prinzip eine große Holzkiste, deren Wände, Boden und Decke aus massiven Balken bestanden, die von Eisenbändern zusammengehalten wurden. Den freien Raum nahm ein Dickicht aus Stützbalken ein, die jeweils aus einem vollen Baumstamm herausgesägt waren. Vier von ihnen hatte man mit raumhohen Holzpaneelen verkleidet, um einen Heizungsraum zu bilden. Der Heizkessel war ein grünes Ungetüm mit dunklen Ölflecken. Der Brenner wurde durch eine dünne Kupferleitung versorgt, die vermutlich von einem im Garten vergrabenen Erdtank kam. Zu der Heizung gehörten eine Pumpe und ein kompliziertes Netz aus isolierten Wasserrohren, die durch die Kellerdecke führten. Eine alte Anlage. Vielleicht die erste in Bolton. Aber sie arbeitete einwandfrei. Der Bren ner röhrte, die Pumpe surrte, und die Rohre knackten. Nebenbei hielt die Heizung den gesamten Keller warm.
    Die Kellertreppe ließ sich unten mit einer massiven Tür verschließen, die sich nach außen öffnete. Sie konnte vom Keller aus mit schweren Eisenriegeln gesichert werden. Alles zusammen ergab einen erstklassigen Schutzraum gegen Wirbelstürme. Vermutlich auch gegen Bomben. Jedenfalls mehr als ausreichend gegen Schüsse aus irgendwelchen Handfeuerwaffen. Reacher hatte erlebt, dass Feuerstöße aus 12,7-Millimeter- MG s ziemlich al les durchsieben konnten, aber hundert Jahre altes Hartholz von einem Viertelmeter Dicke würde wahrscheinlich standhalten, bis ihre überhitzten Läufe sich verbogen.
    Er kam zuversichtlich nach oben und stellte fest, dass die Beamtinnen der Nachtschicht inzwischen auf den Beinen waren. Sie hielten sich mit ihren Kolleginnen von der Tagschicht in der Küche auf. Janet Salter bewegte sich innerhalb ihres Kordons, in dem eine behagliche, vertraute Atmosphäre herrschte. Die zusammengewürfelten Hausgenossinnen begannen offenbar, sich aneinander zu gewöhnen. Das eingeschaltete Bratrohr erwärmte die Küche. Die Scheiben der Küchenfenster waren leicht beschlagen. Reacher ging in die Bibliothek und sah nach draußen. Dort gab es außer einer im Unendlichen verschwimmenden Schneewüste nichts zu sehen. Der Schneefall hatte nachgelassen. Die Kälte schien die fallenden Flocken zu paralysieren.
    Als Reacher sich von der Terrassentür abwandte, betrat Janet Salter gerade die Bibliothek. Sie fragte: »Können wir miteinander reden?«
    Reacher antwortete: »Klar.«
    Sie sagte: »Ich weiß natürlich, weshalb Sie wirklich hier sind. Ich weiß auch, weshalb Sie das Haus inspiziert haben. Sie haben angeboten, mich zu beschützen, falls die Sirene ertönt, und wollen sich mit dem Terrain vertraut machen. Und ich bin Ihnen dafür sehr dankbar. Auch wenn Ihre psychologischen Zwänge es vielleicht mit sich bringen werden, dass Sie nicht lange genug bleiben können. Der Prozess beginnt möglicherweise erst in einem Monat. Wie viele neue Hemden wären das?«
    »Acht«, meinte Reacher.
    Sie äußerte sich nicht dazu.
    Reacher sagte: »Es wäre keine Schande, jetzt auszusteigen, wissen Sie. Das würde Ihnen niemand verübeln. Und diese Typen werden früher oder später ohnehin wegen irgendetwas verknackt.«
    »Doch, es wäre eine große Schande«, entgegnete sie. »Und ich tu’s auf keinen Fall.«
    »Dann erzählen Sie mir nichts von psychologischen Zwängen«, sagte Reacher.
    Sie lächelte. »Sind Sie bewaffnet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Laufen pensionierte Klempner für den Rest ihres Lebens mit Schraubenschlüsseln herum?«
    Sie deutete auf ein unteres Regalfach. »Dort steht ein Buch, das Sie interessieren könnte. Ein Geschichtswerk. Der Großband in Leder.«
    Der Folioband war ungefähr fünfundvierzig Zentimeter hoch und zehn Zentimeter dick. Er hatte einen Lederrücken mit fünf Bünden und einem seltsamen Rückentitel in Goldschrift: Illustrierte Geschichte der Handfeuerwaffen von Mr. Smith & Mr. Wesson . Das klang viktorianisch, aber nicht vernünftig. Smith & Wesson hatte Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts viele Waffen hergestellt – aber sicher nicht genügend Modelle, um ein zehn Zentimeter dickes Buch zu füllen.
    Janet Salter sagte: »Sehen Sie mal hinein.«
    Reacher zog das Buch aus dem Regal. Es war schwer.
    Sie erklärte: »Ich denke, Sie sollten es heute Abend im Bett lesen.«
    Es

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