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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Weltwirtschaftskrise, Staubstürme, Dürreperioden, Schneestürme, warum, zum Teufel, seid ihr nicht alle nach Kalifornien gegangen?«
    »Das haben viele Leute getan. Der Rest musste eben bleiben. Und im selben Jahr hatten wir ohnehin einen warmen Sommer.«
    »Das hat Peterson mir erzählt. Fast hundert Grad Temperaturunterschied.«
    »Hat er Ihnen auch von den Chinooks erzählt?«
    »Nein.«
    »Die Chinooks sind heiße Fallwinde aus den Black Hills. An einem Tag im Januar 1943 hatten wir minus zwanzig Grad, und nur zwei Minuten später waren es sieben Grad plus. Ein Unterschied von siebenundzwanzig Grad binnen hundertzwanzig Sekunden. Der dramatischste Wetterumschwung seit Beginn der amerikanischen Wetteraufzeichnungen. Bei fast allen Leuten sind wegen des Temperaturschocks Fensterscheiben zu Bruch gegangen.«
    »Kriegszeiten«, meinte Reacher.
    »Schicksalsträchtig«, sagte Janet Salter. »An genau diesem Tag haben die Deutschen viele tausend Meilen entfernt die Kontrolle über die Flugplätze von Stalingrad verloren. Für sie war das der Anfang vom Ende. Vielleicht hat es der Wind gewusst.«
    Sie stapften weiter. Peterson lief ein gutes Stück voraus, eine der Beamtinnen blieb ein gutes Stück hinter ihnen, ihre Kollegin hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite Schritt mit ihr. Sie erreichten den Parkplatz des Restaurants. Er war voller ein- und ausfahrender Autos.
    »Gefängnisbesucher«, erklärte Janet Salter. »Offenbar ziehen wir jetzt mehr Besucher an als jeder andere Ort in South Dakota mit Ausnahme des Mount Rushmore.« Wobei Reacher an den Ersatzbus aus Minneapolis denken musste, der um vierzehn Uhr abfahren sollte. Monumentale Präsidentenköpfe interessierten ihn nicht besonders, aber er wusste, dass von dort aus eine Straße nach Süden führte. Und im Süden lagen Nebraska, dann Kansas, dann Oklahoma, dann Texas, wo es warm war. Alternativ konnte man in Kansas links abbiegen und Missouri, die Südspitze von Illinois und Kentucky durchqueren, um so nach Virginia zu gelangen.
    Janet Salter fragte: »Sie denken an sie, nicht wahr?«
    Reacher sagte: »Nein.«
    Während sie weitergingen, schaute er nach links und rechts, behielt ihre Umgebung im Auge. Vor ihnen waren mehr Leute unterwegs, als er seit Langem auf der Straße gesehen hatte. Und mehr Autos, die langsam über die vereisten Fahrbahnen rollten. Riesige Eisplatten knackten und zersplitterten unter ihrem Gewicht. Tendenziell gefährlich, aber durch das Wetter zu schwer fälliger Fortbewegung in Zeitlupe gezwungen. Und zwischen ihnen tauchten immer wieder Streifenwagen auf. Jeder zehnte oder zwölfte war mit einem Cop besetzt, der wachsam kreuz und quer durch die Stadt fuhr.
    Reacher fragte: »Wohin gehen wir?«
    Janet Salter fragte: »Wohin möchten Sie gehen?«
    »Dies ist Ihr Ausflug.«
    »Bolton ist eine eher langweilige Stadt. Hier gibt’s keine aufregenden Ziele.«
    »Wir könnten zu Mittag essen.«
    »Dafür ist’s noch zu früh.«
    »Dann gehen wir zum Brunch.«
    »Brunch ist eine Kombination aus Frühstück und Lunch, und ich habe schon gefrühstückt. Also kommt er heute nicht infrage.«
    »Tasse Kaffee?«
    »Alles ist voll. Besuchstage sind immer schwierig. Wir bekämen niemals einen Fünfertisch.«
    »Dann bin ich dafür, dass wir umkehren.«
    »Schon?«
    Reacher gab keine Antwort. Janet Salter schien zunächst weitergehen zu wollen, aber dann blieb sie stehen und nickte. Reacher versuchte zu pfeifen, um Peterson auf sie aufmerksam zu machen, aber dazu waren seine Lippen zu kalt und steif. Deshalb warteten sie nebeneinander stehend, bis Peterson sich wieder einmal nach ihnen umwandte. Reacher winkte, alle machten kehrt, und die kleine Prozession marschierte denselben Weg zurück – diesmal mit einer Polizeibeamtin an der Spitze und Peterson als Nachhut.
    11.55 Uhr.
    Noch sechzehn Stunden.
    Zweitausendsiebenhundert Kilometer weiter südlich war es Essenszeit. Schon zum zweiten Mal ließ Plato das Mittagessen ausfallen. Und zum zweiten Mal nacheinander verstieß er gegen eine lebenslängliche Gewohnheit. Er rief seinen Mann in South Dakota selbst an. Und der meldete sich. Was Plato ziemlich aufbrachte, weil es bedeutete, dass sein Mann sein Mobiltelefon eingeschaltet hatte, was wiederum hieß, dass der nicht in diesem Augenblick die verdammte Zeugin beseitigte.
    Sein Mann sagte: »Sie war nicht im Haus.«
    Plato sagte: »Finden Sie sie.«
    Auf dem Rückweg traf der Westwind Reachers andere Gesichtshälfte, was auch nicht

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