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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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angenehmer war. Ansonsten fand er den Rückweg im Vergleich zum Hinweg besser und schlechter zugleich. Besser, weil sie nun die belebten Straßen hinter sich ließen und weniger Leute weniger Gefahren bedeuteten. Schlechter, weil die restlichen Gefahren sich nun hinter Reacher befanden und er sich nicht so leicht umdrehen konnte. Sein Oberkörper tendierte dazu, sich innerhalb des riesigen Parkas zu bewegen. Wollte er sich umsehen, rutschte sein Kopf nur tiefer in die Kapuze. Also war er darauf angewiesen, auf Petersons Wachsamkeit zu vertrauen. Er ging mit dem Gefühl weiter, jeder abgeschlossene sichere Schritt sei ein kleiner Triumph.
    Janet Salter sagte: »Das tut mir leid.«
    »Was?«
    »Ich war rücksichtslos. Ich habe Ihnen allen solche Mühe gemacht.«
    »Das war nicht viel Mühe. Kein Grund, weshalb Sie nicht ab und zu rausgehen sollten.«
    Sie marschierten auf knirschendem Schnee weiter, rutschten immer wieder aus und mussten hintereinander herlaufen, wo der um Hindernisse herumführende Trampelpfad sich verengte. Reacher hatte einen Schneewall zwischen sich und der Fahrbahn. Bei fast jedem Schritt trat sein linker Fuß auf die Ausläufer dieses Walls, sodass er sich wie hinkend fortbewegte. Er behielt den nicht sehr starken entgegenkommenden Verkehr im Auge. Ein paar Pick-ups, ein paar ältere Geländewagen, ein paar mit Streusalz verkrustete Limousinen. Nichts, was ihm Sorgen machen musste. Dann tauchte Lowell mit seinem Streifenwagen auf und bremste überrascht und winkte. Janet Salter winkte zurück. Lowell fuhr weiter. Danach geschah eine Zeit lang nichts, bis ihnen eine große dunkle Limousine aus Süden entgegenkam. Ein Crown Victoria von Ford. Dunkelblau, wie in dem hellen, klaren Licht deutlich zu sehen war. Chief Hollands Wagen. Der Mann hielt auf der Straßenseite gegenüber und fuhr sein Fenster herunter. Er ignorierte Reacher völlig, hatte nur Augen für Janet Salter, die er besorgt anstarrte. Sie blieb stehen und sagte: »Ich mache einen Spaziergang. Das ist alles. Kein Grund zur Sorge. Mr. Peterson macht seine Arbeit sehr gut.«
    Holland erkundigte sich: »Wollen Sie jetzt wieder nach Hause?«
    »Wir sind auf dem Rückweg.«
    »Soll ich Sie mitnehmen?«
    »Danke, ich möchte lieber gehen. Etwas frische Luft und Bewegung waren der Zweck dieses kleinen Abenteuers.«
    »Okay.«
    »Aber bitte leisten Sie uns im Haus beim Kaffee Gesellschaft, wenn Sie möchten.«
    »Okay«, sagte Holland wieder.
    Er sah in den Rückspiegel, dann wendete er auf der Straße. Das Eis der Spurrinnen zersplitterte unter den Rädern des schweren Wagens. Aber Holland fuhr nicht voraus, sondern hielt so mit ihnen Schritt, dass er selbst am Steuer, der leere Beifahrersitz, der Schneewall, Reacher und ganz außen Janet Salter eine gerade Linie bildeten. Seine Vorderreifen krallten sich knirschend ein. Die Hinterreifen waren mit Schneeketten versehen. Ein Querglied nach dem anderen kam leicht klirrend auf dem Boden auf. Er schaltete seine Blinkleuchten ein, um den Verkehr hinter sich vor seinem Kriechtempo zu warnen. Sie waren auf der Ablage unter der Heckscheibe und hinter dem Kühlergrill montiert. Sie würden genügen, vermutete Reacher. Aus einiger Entfernung sähe Hollands neutraler Dienstwagen wie ein richtiger Streifenwagen aus.
    Janet Salter meinte: »Das ist lächerlich.«
    Reacher sagte: »Er tut nur seine Pflicht.«
    »So viel Aufmerksamkeit ist mir zuwider.«
    »Sie sind für ihn wichtig.«
    »Aber nur, weil ich ihm nützlich sein kann.«
    »Sie sind eine prominente Bürgerin. Also gehören Sie zu den Leuten, deren Wohlergehen einem Polizeichef am Herzen liegt.«
    Janet Salter sagte: »Prominent sind in dieser Stadt nur Leute, die im Gefängnis arbeiten. Das können Sie mir glauben. So ist’s heutzutage leider.«
    Sie gingen weiter, und der Crown Vic rollte auf Eis und Schnee knirschend langsam neben ihnen her. Wo rechts von ihnen keine Gebäude standen, traf der auffrischende Wind sie ungehindert: eine Kaltluftmasse, die erbarmungslos übers flache Land hinwegfegte, auf dem es keine Hindernisse gab, die Wirbel oder Turbulenzen hätten erzeugen können. Er brachte noch immer winzige Eiskristalle mit, die waagrecht herangeweht kamen und seitlich gegen Reachers Kapuze prasselten. Vielleicht hatten sie schon Hunderte von Meilen zurückgelegt, vielleicht kamen sie direkt aus den Rocky Mountains.
    Janet Salter fragte: »Ist Ihnen etwa kalt?«
    Reacher lächelte, so gut sein vor Kälte steifes Gesicht das

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