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617 Grad Celsius

Titel: 617 Grad Celsius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Telefonat. »Ich muss nach Flingern. Schon wieder eine Explosion.«
    »Noch ein Haus eingestürzt?«
    »Klang nicht nach dieser Größenordnung. Das KK 14 ist gerade erst verständigt worden und noch nicht vor Ort. Ich geb dir Bescheid, wenn es etwas mit der Schützenstraße zu tun haben sollte.«
    Der Gutachter bestand darauf, die Rechnung zu übernehmen, aber Anna legte einen Fünf-Euro-Schein neben den Teller.
    »Was ist mit diesem Chesterton?«, wollte sie wissen.
    »Er hat den berühmten Pater Brown erfunden. In einer seiner Kurzgeschichten geht es um einen korrupten Offizier, der einen unliebsamen Zeugen ermordet und eine völlig aussichtslose Schlacht anzettelt, nur damit die Leiche unter den vielen Gefallenen nicht auffällt.«
    »Wie im wirklichen Leben.«
    »Warum nicht?«
    »Und der Detektiv schließt messerscharf auf die richtige Lösung, weil er kraft seiner überragenden Intelligenz die Indizien richtig deutet, an denen sich die restliche Welt die Zähne ausbeißt.«
    »Also liest du doch Krimis.«
    »Nein. So lösen wir unsere Fälle. Kraft unserer überragenden Intelligenz.«
    »Klugscheißerin«, gab Jonas zurück und zwinkerte. »Weißt du, dass du die attraktivste Beamtin bist, die mir je an einem Tatort begegnet ist?«
    »So kurz nach einem Leichenfund bin ich nicht besonders empfänglich für solche Komplimente.«
    »Und die professionelle Distanz?«
    »Bei einem Fall vor zwei Jahren verloren gegangen. Ich such noch danach.«
    »Viel Erfolg dabei, Anna-Luna. «
    Sie fragte ihn nicht, woher er das hatte. Es machte ihr nichts aus.

22.
    September 1976
    Bernd Winkler fand eine Wendeltreppe, stürmte hoch und stieß Türen auf. Eine Küche mit weiteren Partygästen. Dann eine Rumpelkammer, in der sich ein Anzugträger um eine Frau kümmerte, die gerade auf den Teppich kotzte. Schließlich das Bad.
    Leer. Kein Popstar. Weiter.
    »Es ist Wahnsinn«, murmelte Lohse. »Für wen zum Teufel tun wir das?«
    Winkler setzte die Suche fort, die letzten Klinken drückend, bis er in ein Schlafzimmer gelangte, das ganz in Weiß gehalten war.
    Ein Spiegel über dem Bett. Kleidungsstücke auf dem Boden. Zwei Leute zwischen den Laken. Zuerst fiel Winkler nur das berühmte Piratentuch auf. Dann verschlug ihm der Anblick den Atem.
    Edgar Schwab poppte einen kleinen, blassen Typen, dessen Körperbehaarung Winkler an einen Affen denken ließ. Zwei Homos. Sie keuchten und japsten und bemerkten gar nicht, dass sie nicht mehr allein waren.
    Winkler schob den Zeitungsburschen vor, der nicht zögerte: Klick, klick, klick – die Kerle schreckten auf und zogen sich hastig die Hosen hoch. Der sensible Star des deutschen Elektro-Pop stolperte aus dem Bett und suchte Deckung. Sein behaarter Freund protestierte lautstark.
    »Maul halten, Arschficker!«, gab Lohse zur Antwort. Er schubste den Kleinen zur Seite und dröhnte: »Fass mich bloß nicht an!«
    Winkler öffnete das Pistolenholster für den Fall, dass der Plattenstar Widerstand leistete. Höchste Zeit, dass Sie den Bastard aus dem Weg räumen . Dann zerrte er Schwab aus seinem Versteck hervor und legte ihm Handschellen an.
    Dazu knipste Alex Vogel wie verrückt. Klick, klick, klick.
    Winkler zeigte seinen Dienstausweis und erklärte: »Edgar Schwab, Sie werden beschuldigt, mit Rauschgift zu handeln. Sicher haben Sie nichts dagegen, wenn wir uns mal umsehen.«
    Der Freund des Musikers empörte sich: »Habt ihr Faschisten verpennt, dass es inzwischen einen Rechtsstaat gibt? Noch nie etwas von Privatsphäre gehört?«
    Schwab starrte zu Boden und zitterte. Das Piratentuch war verrutscht. Tatsächlich: Der Kerl hatte Segelohren.
    Winkler stiefelte nach nebenan und zog Latexhandschuhe über. Da er nicht wusste, wo genau sein Partner den Stoff versteckt hatte, wirkte die Suche echt. Im Spülkasten wurde er fündig. Er hätte es sich denken können – Drogenbriefchen in wasserdichter Verpackung.
    Der Popstar schnappte nach Luft und hielt sich mit gefesselten Händen am Duschvorhang fest. Das Sensibelchen drohte, ohnmächtig zu werden. Schwarze Flammen greifen nach mir – vielleicht stand er tatsächlich unter Drogen und hatte ein schlechtes Gewissen.
    Mit einem Seitenblick auf Lohse bestätigte Winkler: »Die Verstecke sind immer die gleichen.«
    Nachdem er Verstärkung angefordert hatte, suchte er die Schwester des Staatssekretärs, um sie wegzubringen, bevor die Kollegen alles auf den Kopf stellen würden.
    Sie hockte im Saal auf dem Bühnenrand und drehte sich eine

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