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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geschmack, welcher sich durch ein glattes Gesichtchen verführen läßt, einer wirklich charakteristischen Formvollendung die gebührende Anerkennung zu versagen! Prinzeß – ah, wollte sagen, die betreffende Dame war von Ihrer Physiognomie vollständig enthusiasmiert. Sie sah sich auf einmal am Ziel ihrer heißesten Wünsche. Sie sah ihre Kleopatra, wie sie sich dieselbe geträumt und gedacht hatte, nun plötzlich vor Augen, lebend, wirklich als Weib, als seiendes, atmendes Wesen, und um so tiefer beklagte sie die Schranke, die sie doch noch von ihrem Ziel trennte.“
    „Welche Schranke?“
    „Nennen Sie es die gesellschaftliche Schranke; nennen sie es auch anders! Es ist der betreffenden Dame leider nicht erlaubt, sich Ihnen in der Weise zu nähern, wie sie es wünscht. Darum bin ich beauftragt worden, einmal vorsichtig zu sondieren. Ich tue das mit wenig Vorsicht, aber mit sehr viel Offenheit, wie Sie mir wohl zugeben werden, gnädige Frau.“
    „Aufrichtig sind Sie allerdings, mein Herr. Aber bitte, mir doch zu sagen, was Sie zu sondieren beabsichtigen!“
    „Ihre Bereitwilligkeit.“
    „Bereitwilligkeit? Wozu?“
    „Sich malen zu lassen.“
    „Ah! Überraschend! Mich malen zu lassen?“
    „Ja.“
    „Von Prinzeß –“
    „Pst, keinen Namen!“ fiel Holm schnell ein.
    „Gut, ich schweige! Aber Sie scherzen wohl?“
    „Wie könnte ich das wagen?“
    „Sie sprechen da etwas aus, was ich für unglaublich halte.“
    „So sehe ich leider meine Mission gescheitert.“
    Er erhob sich von seinem Fauteuil; aber sie sprang ebenso rasch empor, drückte ihn wieder nieder und fragte:
    „Halt, keine Übereilung! Hat man wirklich gefunden, daß ich eine Kleopatra bin?“
    „Wäre ich sonst zu Ihnen gekommen?“
    „Und man will mich malen, so wie ich bin? Dieses Gesicht? Ganz ähnlich?“
    „Portrait ähnlich!“
    „Und was wird mit dem Gemälde?“
    „Es kommt zunächst in die Ausstellung und dann voraussichtlich in die königliche Gemäldegalerie.“
    „Wird bei der Ausstellung die Künstlerin genannt, die Malerin?“
    „Das versteht sich!“
    „Und auch das Original des Bildes?“
    „Auf jeden Fall.“
    „Mein Gott! So wird es ja bekannt, daß ich es bin!“
    „Jawohl.“
    „Und daß ich von der Prin – von einer so hohen, so allerhöchsten Dame gemalt wurde.“
    „Ich hoffe, daß Ihnen dies nicht hinderlich sein wird, sich mit meiner Mission zu befreunden!“
    „Ganz und gar nicht!“
    Sie war in eine unbeschreibliche Aufregung geraten. Sie schritt im Zimmer auf und ab. In ihren scharfen, eckigen Bewegungen glich sie einer wütenden Harpyie, und doch wollte sie für eine – Kleopatra gelten.
    Holm ließ ihr Zeit, sich in die Sache hineinzudenken. Dann fragte er in seiner höflichen Weise:
    „Erlauben gnädige Frau, daß ich weiterspreche? Oder soll ich dieses Thema lieber fallenlassen?“
    „Sprechen Sie, sprechen Sie!“
    „So darf ich annehmen, daß diese Angelegenheit Ihnen nicht ganz unsympathisch ist?“
    „Sympathisch, sogar höchst sympathisch –“
    „Ich danke! Auch halte ich es für meine Pflicht, Sie auf die Vorteile aufmerksam zu machen, welche Ihnen aus dieser Angelegenheit ganz sicher erwachsen werden.“
    „Welche Vorteile?“
    „Sie verkehren mit der betreffenden Dame, oft in ungewöhnlich naher, ich möchte sagen, inniger Weise. Man wird gar nicht anders können: man wird Sie emporziehen müssen. Der Zufall oder vielmehr Ihre ungemeine Ähnlichkeit mit Kleopatra eröffnet Ihnen eine Zukunft, deren Perspektive sich in diesem Augenblick gar nicht messen und absehen läßt.“
    „Sie haben recht, das sehe ich ein. Ich wäre eine große Törin, wenn ich die Hand, welche Sie mir bieten, von mir stoßen wollte.“
    „Sie willigen also ein?“
    „Ja, gewiß!“
    „Das freut mich, obgleich ich Ihnen bemerken muß, daß man keine Früchte ohne Mühe pflückt. Dieses Stichwort bewahrheitet sich auch in dem gegenwärtigen Fall.“
    „Sie sprechen von Mühe, von Anstrengung?“
    „Ich unterziehe mich jeder derselben.“
    „Machen Sie sich auf besondere Anstrengungen gefaßt.“
    „Welche sind es?“
    „Zuvorderst strengste Verschwiegenheit.“
    „Was sonst noch? Ich bin zu allem bereit.“
    „Ich hoffe das und will Ihnen die weiteren Schwierigkeiten, welche ich meine, bezeichnen. Zunächst werden Sie einsehen, daß Ihr Umgang mit meiner Bevollmächtigerin wenigstens in der ersten Zeit kein öffentlicher sein kann.“
    „Das gebe ich unumwunden zu.“
    „Die

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