Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Honorar hat man Ihnen für die Briefe gezahlt?“
    „Dreißig Gulden.“
    „Welch ein Lumpengeld! Ich engagiere Sie; ich engagiere Sie, und Sie sollen sich nicht schlecht dabei stehen. Unter diesen Verhältnissen werden Sie allerdings diese interessante Arbeit selbst übernehmen.“
    Er nahm dabei die amerikanischen Zeitungsberichte in die Hand. Sein Auge fiel auf einige Zeilen und blieb darauf haften.
    „Erschossen – Violinvirtuose – ein Deutscher –“, sagte er dabei. „Ah, jene Geschichte, welche damals die Runde durch alle Zeitungen machte! Ob etwas daran ist?“
    „Gewiß!“
    „Nun, Sie sind ja drüben gewesen; Sie wissen das vielleicht; Sie haben davon gehört?“
    „Nicht nur gehört. Ich war dabei.“
    „Was Sie sagen! Sie Glückskind! Sie haben es mit angesehen?“
    „Vom Anfang bis zum Ende.“
    „Prächtig! Prächtig! Die Starton ist jetzt hier. Getrauen Sie sich, eine kleine Novelle zu schreiben?“
    „Warum nicht?“
    „Nun, so schreiben Sie! Das Sujet ist ein prächtiges! Ein deutscher Virtuose schießt sich wegen der Starton mit einem Yankee und jagt ihm eine Kugel durch den Kopf, so daß er flüchten muß. Die Tänzerin ist hier; sie sucht Engagement. Denken Sie, welches Aufsehen diese Novelle machen muß! Das Publikum wird über unser Journal förmlich herfallen.“
    „Ich gebe zu, daß dieses Sujet ein höchst interessantes ist, möchte aber doch auf die Bearbeitung verzichten.“
    „Warum? Sie als Augenzeuge sind ja ganz der richtige Mann dazu.“
    „Ich weiß aber nicht, ob Miß Starton es gutheißen würde, diese Episode veröffentlicht zu sehen.“
    „Warum nicht? Sie ist Amerikanerin; die Amerikaner lieben die Reklame. Und könnte es eine bessere Reklame für die Starton geben, als diese Novelle?“
    „Aber jener Virtuose! Was würde er dazu sagen?“
    „Pah! Der wird gar nicht gefragt.“
    „Ich meine, daß er doch wohl zu berücksichtigen wäre, da sein Name ebenso wie sein Erlebnis der Öffentlichkeit übergeben wird.“
    „Man weiß ja gar nicht, wo er steckt!“
    „Das dürfte doch zu erfahren sein.“
    „Haben denn Sie keine Ahnung davon, da Sie ja Augenzeuge gewesen sind? Waren Sie nahe dabei?“
    „So nahe, daß mir die Kugel des Amerikaners hier durch die Hand gegangen ist.“
    Er hielt dem Rat seine Hand hin. Dieser wich einige Schritte zurück, riß die Augen weit auf, machte eine Miene höchster Überraschung und sagte:
    „Wetter noch einmal! Ich beginne, zu ahnen.“
    „Das sollte mir lieb sein!“
    „Sie waren in Amerika –“
    „Ja.“
    „Sie kennen die Tänzerin –“
    „Genau.“
    „Sie waren bei dem Duell zugegen –“
    „Persönlich.“
    „Sie spielen Violine –“
    „So leidlich.“
    „Mit der verkehrten Hand –“
    „Notgedrungen.“
    „Die Kugel hat Sie getroffen – Mensch, Sie selbst sind jener Virtuose! Habe ich es erraten?“
    „Ich muß es zugestehen.“
    „Das ist ja eine förmliche Entdeckung! Violinvirtuose, Doktortitel, und macht den Reporter! Herr Holm, ich engagiere Sie! Schlagen Sie ein!“
    „Das kann ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Wenigstens nicht so unbedingt. Reporter bin ich nur notgedrungen gewesen, da ich doch leben mußte. Inzwischen habe ich mich auf der Violine fortgeübt. Sobald ich technisch das mir gesteckte Ziel erreiche, konzertiere ich wieder. Höchstens bis dahin könnte ich ein festes Engagement eingehen.“
    „Gut! Auch das wird angenommen. Wie stehen Sie sich augenblicklich pekuniär?“
    „Nicht gut, aufrichtig gestanden.“
    „Ich werde ihnen unter die Arme greifen. Nehmen Sie eine Abschlagszahlung auf Späteres von mir an?“
    „Oh, nur zu gern, Herr Kommissionsrat.“
    „Schön! Sollen Sie haben!“
    Er zog ein Blanquet hervor und füllte es aus.
    „Hier haben Sie!“ sagte er. „Gehen Sie dann an die Kasse.“
    Es war eine Anweisung auf hundert Gulden. Holm war tief gerührt. Er streckte ihm die Hand entgegen und sagte:
    „Herr Kommissionsrat, Sie machen mich zu Ihrem großen Schuldner. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen!“
    „Pah! Hundert Gulden sind kein Reichtum! Aber nun sagen Sie, wie steht es mit der Novelle?“
    „Möchten wir da nicht erst Miß Starton fragen?“
    „Tun Sie es, wenn Sie es für nötig halten.“
    „Ich halte es allerdings für geraten.“
    „Handeln Sie nach Belieben. Und den Angriff auf dieses noble Residenzblatt –?“
    „Werde ich sofort beginnen.“
    „Wann kann ich das Manuskript erwarten?“
    „Baldigst.“
    „Gut. Dann

Weitere Kostenlose Bücher