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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen und werde hier solange aufpassen und spionieren, bis ich Ihnen das beweisen kann.“
    Sie gingen.
    Im Innern der Veranda erhob sich der Fürst vom Boden. Die letzten Worte Simeons sagten ihm, daß er vorsichtig zu sein habe. Er beschloß, die Baronin nach einem der vorderen Zimmer, welche man unmöglich belauschen konnte, zu bringen.
    Am anderen Vormittag begab er sich nach dem Gerichtsgebäude, um sich nach den Aussagen Salomon Levis zu erkundigen. Zander hatte ihm das Erlebnis erzählt.
    Von da ging er dann nach der Wasserstraße in das Haus des Juden, wo die alte Rebekka ihn nach seinem Begehr fragte. Sie hatte ein sehr verweintes Gesicht.
    „Ich möchte ein Geschenk machen“, antwortete er. „Haben Sie Schmuck- oder überhaupt Goldsachen?“
    „Ja, genug zur Auswahl.“
    „So zeigen Sie einmal.“
    „Kommen Sie herein in das andere Zimmer!“
    Sie zeigte sich außerordentlich freundlich, ganz gegen ihre Gewohnheit; aber dieser Herr hatte ein so nobles Aussehen, daß sie sofort geneigt war, ihn für einen vornehmen Mann zu halten. Diese Ansicht befestigte sich, als er einige der Goldsachen kaufte und sie, ohne einen Kreuzer abzuhandeln, bezahlte.
    Ihre Neugierde war erregt. Sie mußte wissen, wer er sei, und darum sagte sie in ihrem freundlichsten Ton:
    „Ich habe den Herrn noch nie gesehen. Sie sind wohl nicht aus der Residenz, sondern hier fremd?“
    In diesem Augenblick trat Judith ein. Sie erstaunte, denn sie kannte den Fürsten und begrüßte ihn mit einer tiefen Verneigung. Ihr Kommen war ihm lieb. Er dankte ihr in herablassender Weise und antwortete ihrer Mutter:
    „O doch, ich wohne hier. Ich pflege zwar nie bei Althändlern zu kaufen; ich gehe zum Juwelier, aber ein junger Herr, welcher sich bei mir befindet, hat mir Ihr Geschäft warm empfohlen und mir gesagt, daß Sie auch wirklich gute Sachen haben. Er ist, glaube ich, ein guter Bekannter von Ihnen.“
    „Ein Bekannter? Wer könnte das sein?“
    „Er heißt Robert Bertram.“
    „Robert Bertram? Gott Abrahams! Er hat uns empfohlen? Er hat unser Geschäft gelobt?“
    „Ja. Er sprach sehr gut von Ihnen.“
    „Oh, er ist ein hübscher junger Mann und ein großer Dichter. Aber, Sie sagten, daß er sich bei Ihnen befinde?“
    „Ja.“
    „Ich denke, er wohnt beim Fürsten von Befour.“
    „Das ist allerdings der Fall. Ich bin nämlich der Fürst.“
    Da war es, als ob die Alte vor lauter Glück und Respekt in den Boden versinken wolle.
    „Der Fürst! Der Fürst von Befour! Bei uns, in unserem Geschäft! Hast du gehört, Judith?“
    „Ja, ich kenne Durchlaucht!“ antwortete das schöne Mädchen.
    „Du kennst ihn! Und ich habe ihn nicht gekannt! Oh, wäre doch hier dein Vater, mein Mann Salomon Levi! Wie würde er sich freuen, zu sehen bei sich einen so vornehmen Herrn!“
    „Er ist nicht daheim?“ fragte der Fürst.
    „Nein, heute nicht.“
    „Wohl verreist?“
    „Verreist – auch nicht“, antwortete sie verlegen.
    Da tat er, als ob er sich besinne, und sagte:
    „Ach ja, da fällt mir ein! Er ist allerdings nicht verreist.“
    „Sie wissen das?“
    „Ja. Ich habe mit den Herren vom Gericht über diese Angelegenheit gesprochen.“
    „Was sagen diese Herren? Werden sie recht bald wieder freilassen den unschuldigen Mann?“
    „Unschuldig?“ meinte er achselzuckend.
    „Ja, er ist unschuldig. Er hat gekauft das Los für dreißig Gulden. Das andere ist nicht wahr.“
    „Ich will nicht richten; aber ich wünschte um Ihretwillen, daß er nur dieser einen Sache wegen angezeigt sei.“
    „Soll er auch noch anderes getan haben?“
    „Leider!“
    „Was denn?“
    „Er soll mit dem sogenannten Hauptmann in Verbindung stehen oder doch gestanden haben.“
    „Das ist nicht wahr, das ist Lüge!“
    „Und auch noch anderes soll er getan haben. Es ist sogar wahrscheinlich, daß auch Sie beide eingezogen werden.“
    „Wir? Eingezogen, das heißt arretiert?“
    „Das ist's, was ich sagen will.“
    „Gott der Gerechte! Hörst du, Judithleben, meine Tochter, wir sollen werden auch arretiert!“
    Die Tochter richtete sich stolz empor und sagte:
    „Das wird man bleibenlassen!“
    „Seien Sie nicht so sicher!“ warnte der Fürst.
    „Wir haben nichts Unrechtes getan.“
    „Und doch ist man der Ansicht, daß Sie auch mitschuldig seien. Man glaubt, Ihre Schuld beweisen zu können.“
    „Was wirft man uns vor?“
    „Unterschlagung, Fälschung.“
    „Herr Zebaoth!“ schrie die Alte. „Welch eine schlechte und böse Menschheit ist

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