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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehr einbringen wird.“
    Er gab ihm die erwähnte Summe, und dann ging Adolf. Er begab sich natürlich sofort nach dem Bahnhof. Er sah den Fürsten nicht dort, wartete aber, da er ahnte, daß dieser nach dem Gerichtsgebäude gegangen sei, um sich zu erkundigen, aber sicher vor dem Abgang des nächsten Zugs zurückkehren werde.
    Nach einiger Zeit kam auch der Agent in das Wartezimmer, setzte sich aber nicht zu Adolf, tat vielmehr, als ob er denselben gar nicht kenne. Dieser aber ging an die Kasse und löste sich ein Zuschlagsbillet, um mit dem Fürsten in demselben Coupé fahren zu können. Er sagte sich, daß er mit ihm hier auf dem Bahnhofe nicht reden dürfe um dem Agenten nicht Anlaß zum Mißtrauen zu geben.
    Die Zeit verging und der Zug stand bereit. Der Agent war bereits eingestiegen. Da kam der Fürst, als es eben zum zweiten Mal läutete, erblickte ihn, gab einen Wink und stieg in ein Coupé. Adolf folgte sofort.
    „Hast du Billet?“ fragte Befour.
    „Ja, Durchlaucht.“
    „So bist du also vorbereitet gewesen, mit mir zu fahren?“
    „Ja. Ich habe mich von dem Agenten losgemacht, oder vielmehr er sich von mir.“
    „Ihr habt natürlich erfahren, was geschehen ist?“
    „Ja, und zwar in der Restauration.“
    „Ich las es schon auf dem Bahnhof und habe sofort nach Hause telegrafiert.“
    „Ah! Ich errate. An Anton?“
    „Allerdings.“
    „Sie glauben, daß die Flüchtlinge sich nach der Hauptstadt wenden werden!“
    „Unbedingt. Sie haben keinen Menschen, der ihnen die Mittel zur weiteren Flucht geben kann, als den Baron.“
    „So suchen sie ihn auf. Aber bis zur Residenz ist es weit. Sie haben kein Geld, vielleicht nicht einmal vollständige Kleidung.“
    „Das wird sie wenig kümmern. Was ihnen da fehlt, das werden sie zusammenbringen. Auch laufen werden sie nicht; eher stehlen sie sich ein Geschirr. Ich kenne die beiden Schmiede. Sie werden danach trachten, noch heute nach der Hauptstadt zu kommen, ehe sie durch ihr Signalement weiter bekannt werden.“
    „Hält Anton Wache?“
    „Jedenfalls. Weißt du nicht, ob er sein früheres Verhältnis zur Zofe der Baronin aufgelöst hat?“
    „Das fällt ihm nicht ein!“
    „So ist sie noch seine Geliebte?“
    „Ja. So lange wir den Baron zu beobachten haben, gibt Anton dieses Mädchen nicht auf.“
    „Ist sie denn noch im Dienst?“
    „Ja. Ihre Herrin ist zwar verschwunden; der Baron hat aber vom weiblichen Dienstpersonal noch niemand entlassen.“
    „So wird Anton sich heute vielleicht an ihre Hilfe wenden.“
    Der Fürst hatte damit richtig geraten. Anton hatte speziell die Bewachung der Baronin Ella überbekommen. Daher ging er jetzt weniger aus und war stets zu Hause. Die Depesche kam also sofort nach ihrer Ankunft in seine Hand.
    Als er sie gelesen hatte, überlegte er einen Augenblick, dann steckte er verschiedene Kleinigkeiten zu sich und begab sich nach dem Helfensteinschen Palais.
    Er kannte das Fenster des Stübchens seiner Geliebten sehr genau, und ebenso kannte sie das Zeichen, welches er ihr zu geben pflegte. Es war dunkel geworden. Er klatschte in die Hände, und da zeigte sich der Schatten des Mädchens am Fenster. Das war das Zeichen, daß sie herabkommen werde.
    Nun begab er sich nach der vorderen Seite des Palais, wo er sie bald heraustreten sah. Sie schritt nach dem Brunnen zu, welcher auf dem Platz stand, und er folgte ihr.
    „Endlich!“ begrüßte sie ihn. „Wie lange ist es her, daß ich dich nicht zu sehen bekommen habe!“
    „Eine wahre Ewigkeit, mein Schätzchen. Aber ich konnte nicht, liebes Herz; heut ist der erste Abend, an welchem ich frei habe, und da komme ich natürlich auch gleich zu dir.“
    „Das ist schön, das ist hübsch von dir, das freut mich. Aber jetzt habe ich leider keine Zeit.“
    „Wann denn?“
    „Kannst du nicht in zwei Stunden wiederkommen?“
    „So spät?“
    „Es geht nicht anders. Wir haben mit dem Souper zu tun.“
    „Ist dein Herr zu Hause?“
    „Nein.“
    „Er will aber zu Hause speisen, wie ich vermute, da ihr so sehr viel zu tun habt?“
    „Ja. Er wird in einer Stunde kommen.“
    „Wo er ist, weißt du nicht?“
    „Nein. Ich erfahre jetzt überhaupt gar nichts mehr. Früher, als die gnädige Frau noch da war, da war es anders.“
    „Besser?“
    „Viel, viel besser!“
    „So wünscht du sie zurück?“
    „Von ganzem Herzen!“
    „Hat denn bei euch niemand eine Ahnung, wo sie ist?“
    „Kein Mensch.“
    „Auch der Baron selbst nicht?“
    „Das weiß ich

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