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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Kette abnehme, mein Bester?“
    „Sie wissen nicht, wo ich sie habe.“
    „Wir suchen sie aus.“
    „Das werden Sie unterlassen.“
    „Wenn wir es aber doch tun?“
    „So weiß ich mich zu wehren.“
    „Pah! Wir sind zwei gegen einen!“
    „Und ich bin für alle Fälle vorbereitet. Sehen Sie!“
    Er zog einen Revolver aus der Tasche.
    „Teufel noch einmal! Sie würden schießen?“
    „Ganz gewiß!“
    Der Freiherr war kein Held. Er wich einen Schritt zurück und sagte in begütigendem Ton:
    „Na, na! So ist es auch gar nicht gemeint. Lassen Sie uns in Vernunft weiter sprechen. Ich hoffe aber, daß Sie von der geforderten Summe etwas nachlassen!“
    „Keinen Kreuzer! Ich verhelfe Ihnen zur Baronie; das kostet fünfzigtausend Gulden, keinen Deut mehr, aber auch keinen weniger. Ich handle nicht.“
    „Wenn ich nicht darauf eingehe, so haben Sie gar nichts!“
    „Oho! Glauben Sie, es ließe sich kein anderer Robert von Helfenstein finden?“
    „Sie sind wahrhaftig ein Hauptschurke!“
    „Ich bin ein ehrlicher Kerl. Ich bediene Sie ehrlich und will dafür auch ehrlich bezahlt sein.“
    „Wie aber nun, wenn Sie mich doch betrügen? Wer gibt mir die Garantie, daß die Kette wirklich echt ist?“
    „Da müssen Sie sich allerdings auf mein Wort verlassen.“
    „Wie sind Sie in den Besitz derselben gekommen?“
    „Der Althändler Salomon Levi brachte sie mir. Er ließ zuweilen bei mir arbeiten. Ich sollte ihm ein täuschend ähnliches Herz machen und das ‚v‘ in ein ‚u‘ verwandeln. Ich ahnte sofort, daß es sich hier um eine Sache von Wichtigkeit, vielleicht gar um eine Geburtslegitimation handle. Daraus war Gold zu schlagen. Ich machte das Medaillon, aber dann auch noch von der ganzen Kette ein täuschend ähnliches Exemplar, gab ihm beides und behielt das Original für mich.“
    „Schuft!“ lachte der Freiherr.
    „Oh, der Jude ist auch Schuft. Ihn zu betrügen, halte ich für keine Sünde. Jetzt nun erfuhr ich durch meine Tochter, welchen Wert diese Kette hat. Man forscht natürlich, wer das Medaillon gefertigt hat. Der Jude hat es noch nicht gestanden.“
    „Sie aber machen sich dennoch aus dem Staub?“
    „Wegen der Kette nicht. Kein Mensch kann mich bestrafen, wenn ich einen solchen Auftrag ausführe. Aber ich habe auch noch andere Geschäfte mit diesem Salomon Levi gehabt. Wenn er plaudert, faßt man mich beim Kragen. Ich habe einen Gehilfen, welcher schon längst wünschte, mein Geschäft zu kaufen, um selbständig zu werden. Ich bot es ihm an; er bezahlte bar, und so bin ich frei. Ich will mir nun noch die fünfzigtausend Gulden verdienen, dann schüttele ich den Staub von den Füßen und gehe meine Wege.“
    „Ja, wer sich eine solche Summe so leicht verdienen kann!“
    „Und wer eine Baronie so leicht und billig haben kann!“
    „Oh, es ist schwerer als Sie denken. Woher nehme ich einen Robert von Helfenstein?“
    „Das ist Ihre Sache.“
    „Und wenn ich einen finde, so gehört die Baronie ihm, aber nicht mir.“
    „Sie wird dennoch Ihnen gehören. Sorgen Sie nur dafür, daß der Betreffende ein von Ihnen abhängiges Subjekt ist.“
    „Was das betrifft, so gibt es allerdings eine ganz gut passende Person. Also Sie gehen nicht herab von Ihrer Forderung?“
    „Nein.“
    „Und wann soll bezahlt werden?“
    „Ich will es doch nicht so streng nehmen. Sie bezahlen die Hälfte, wenn ich Ihnen die Kette gebe, und die andere Hälfte, wenn Sie die Kindersachen in die Hand bekommen.“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Freiherr antwortete:
    „Ich will Ihnen jetzt noch keinen Bescheid geben. Kommen Sie übermorgen zu mir nach Rittergut Grünbach; da werden Sie erfahren, was ich beschlossen habe und – ah, da kommt ja ein Wagen!“
    Man hatte Pferdegetrappel gehört. Die drei Männer traten an das Fenster und blickten in den Schloßhof hinab.
    „Eine offene Kutsche“, sagte der Verwalter. „Es steigen drei Herren aus. Ich kenne sie nicht.“
    „Donnerwetter!“ rief Jacob Simeon.
    „Was ist's? Kennen Sie einen davon?“
    „Alle drei! Was wollen diese hier?“
    Der Goldarbeiter war erschrocken, das sah man ihm an.
    „Wer ist es denn?“ fragte der Freiherr.
    „Der eine Herr mit der vornehmen, sicheren Haltung ist der Fürst von Befour, die anderen beiden sind der Staatsanwalt, bei welchem meine Tochter dient, und der Assessor von Schubert, welcher die Untersuchung gegen den Baron Franz von Helfenstein führt.“
    „Alle Teufel! Was mögen sie wollen?“
    „Sie dürfen

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