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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nein.“
    „Was nützt mir die Kette eigentlich? Ich kann mit ihr doch nur beweisen, daß die Kette Bertrams unecht ist. Was aber antworte ich, wenn man mich fragt, woher ich sie habe, he?“
    Der Goldarbeiter machte ein unendlich pfiffiges Gesicht und antwortete:
    „Das wissen Sie nicht?“
    „Nein, faktisch nicht.“
    „Man müßte nur zu der echten Kette einen Robert von Helfenstein finden.“
    Der Tannensteiner fuhr gleich drei Schritte weit zurück.
    „Welch – ein – Gedanke!“ stieß er langsam hervor.
    „Ja. Es gehört dazu ein junger Mann von zwanzig bis einundzwanzig Jahren, welcher –“
    „Schweigen Sie!“ rief ihm der Freiherr zu. „Mir kommt da ein Gedanke. Ich muß überlegen!“
    Er ging eine Weile wortlos auf und ab; dann blieb er vor Jacob Simeon stehen und fragte:
    „Also die echte Kette ist wirklich da?“
    „Ja.“
    „Ist sie der einzige Beweis?“
    „Nein. Das Kind hat Wäschestücke gehabt mit R.v.H. gezeichnet. Diese sind im Findelhaus zurückbehalten worden, liegen aber jetzt beim Beweismaterial im Aktenschrank.“
    „Ist der Mann, welcher die Kette hat, weit von hier?“
    „Nein.“
    „Wie lange dauert es, um ihn herbeizuholen?“
    „Er ist schon da.“
    „Wie? Was? Sind Sie es etwa selbst?“
    „Ja.“
    „Und Sie wagen es, fünfzigtausend Gulden zu verlangen?“
    „Das ist außerordentlich billig.“
    Er zuckte hinterlistig über das Gesicht des Tannensteiners. Er machte ein freundliches Gesicht und sagte:
    „Na, wir werden ja einig werden. Zeigen Sie einmal!“
    Jacob Simeon lachte ihm und dem Verwalter in die Gesichter und antwortete:
    „Meinen Sie, daß ich sie mit hier habe?“
    „Nicht?“
    „Fällt mir gar nicht ein. Ich bin ein vorsichtiger Mann und liebe einen ehrlichen Handel. Ich sage Ihnen, wie ich zu der Kette gekommen bin, ich zeige Sie Ihnen, aber ohne Gefahr für mich; ich gebe sie ihnen nur gegen bares Geld, bin aber auch bereit, Ihnen zu dem Kinderzeug zu verhelfen, welches der kleine Robert damals getragen hat.“
    „Wie wollen Sie das anfangen?“
    „Das werde ich Ihnen sagen, wenn wir über unsern Handel einig geworden sind.“
    „Warum nicht eher?“
    „Ich gebe keinem Menschen einen guten Rat, wenn ich nicht selbst einen Nutzen davon haben kann.“
    „Das ist ein sehr menschenfreundlicher Grundsatz. Ich glaube aber, daß Sie uns durch dieses Versprechen nur bereitwillig machen wollen, Ihnen die verlangte Summe zu bezahlen. Uns zu dem Kinderzeug zu verhelfen, das ist doch wohl eine Unmöglichkeit.“
    „Oho!“
    „Ganz gewiß. Sie sagten doch, daß diese Sachen bei den Akten aufbewahrt werden?“
    „Ja.“
    „Sie befinden sich im Gerichtsgebäude, unter Schloß und Riegel.“
    „Natürlich.“
    „Wie wollen wir sie herausbekommen?“
    „Für denjenigen, der Mut besitzt, ist es gar nicht schwer.“
    „Das bezweifle ich.“
    „Nun, wenn Sie es nicht glauben, will ich Ihnen sagen, wie das anzufangen ist. Ich tue mir dabei keinen Schaden, da Sie mich ja doch dabei brauchen.“
    „So bin ich neugierig. Es versteht sich ganz von selbst, daß man sich die Sachen bei Nacht holen müßte.“
    „Natürlich nicht bei Tag!“
    „Man müßte also den Schlüssel haben.“
    „Den besorge ich.“
    „Ferner den Schlüssel zu dem betreffenden Zimmer.“
    „Nur den Hauptschlüssel, und den könnte ich bekommen.“
    „Auch den Schlüssel zu dem Schrank, oder überhaupt zu demjenigen Gelaß, in welchem sich das Kinderzeug befindet?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Das wäre viel!“
    „Sie vergessen, was ich Ihnen gesagt habe. Meine Tochter dient bei dem Staatsanwalt.“
    „Ah! Ich beginne, Sie zu begreifen.“
    „Der Staatsanwalt ist im Besitz aller dieser Schlüssel.“
    „Wissen Sie das?“
    „Ja.“
    „Sollte er wirklich den Torschlüssel haben?“
    „Auch. Ich habe von meiner Tochter gehört, daß er zuweilen des Nachts nach dem Gerichtsgebäude geht, um zu inspizieren. Er muß also diesen Schlüssel haben.“
    „Hm! Der Gedanke ist nicht schlecht! Also Ihre Tochter soll Ihnen die Schlüssel besorgen?“
    „Ja. Er hat sie stets in den Hosen stecken, welche sie zu reinigen und früh an die Schlafzimmertür zu hängen hat.“
    „Aber er wird gerade da den Verdacht auf sie werfen.“
    „Nein. Die Schlüssel müssen früh natürlich wieder in der Tasche stecken.“
    „Hm! Ganz gut! Aber kann uns der ganze Plan etwas nützen? Wohl kaum!“
    „Gnädiger Herr, wie kommen Sie mir vor? Dieser Plan kann Ihnen nichts

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