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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hineingehört.“
    „Das will ich Ihnen erklären“, versuchte Theodolinde seinen Argwohn zu zerstreuen. „Es ist unser gewöhnlicher Hauswein. Wir beide sind ihn gewöhnt, für Fremde aber ist er ein wenig zu sauer. Darum habe ich Ihnen Zucker hineingetan.“
    „Zucker? Nun, bitte, zeigen Sie mir einmal das Gefäß, in welchem sich der Zucker befunden hat!“
    „Es steht in der Küche.“
    „Ah, so haben Sie den Zucker bereits in der Küche in das Glas getan?“
    „Ja.“
    „So sind Sie also der Ansicht, daß ich überhaupt nur dieses eine Glas trinke. Das ist auffällig. Überhaupt pflegt man den Zucker, wenn er so nötig sein sollte, dem Gast vorzusetzen, damit dieser nach Belieben nehmen kann. Ich danke!“
    Da sagte der Freiherr in zornigem Ton:
    „Herr Simeon, was Sie da vorbringen, ist höchst beleidigend für mich!“
    „Und was Sie mir da vorsetzen, ist höchst gefährlich für mich. Ein Schluck wird mich nicht gleich umbringen. Ich will einmal kosten.“
    Er nahm das Glas an die Lippen und probierte.
    „Ah!“ meinte er, „das ist Zucker?“
    „Ja, natürlich!“
    „Seit wann schmeckt Zucker bitter? Diesen Geschmack kenne ich. Er schmeckt ganz wie ein Schlafpulver, wie ein Schlaftrunk. Ich möchte behaupten, daß sich eine ziemliche Dosis Opium oder Morphium in dem Wein befindet.“
    „Herr, sind Sie des Teufels?“
    „Nein, mein werter Herr, aber vorsichtig bin ich.“
    „Was könnte uns veranlassen, Ihnen Morphium in den Wein zu tun?“
    „Die Absicht, mich einschlafen zu lassen.“
    „Donnerwetter! Warum das?“
    „Um mir die Taschen zu leeren!“
    „Da hört alles auf! Halten Sie mich etwa für einen Spitzbuben, Herr Simeon?“
    „Ja.“
    „Wie? Das sagen Sie in solcher Ungeniertheit?“
    „Warum nicht? Sie wollen die Helfensteinschen Besitzungen an sich bringen; Sie sind lange Jahre hindurch an dem Paschergeschäft des Hauptmanns beteiligt gewesen; Ihre Tochter hat nicht nur die Bücher geführt, sondern sie ist geradezu die Seele Ihrer Unternehmungen gewesen. Wie nennen Sie das? Etwa Ehrlichkeit?“
    „Das haben aber Sie mir nicht vorzuwerfen. Sie, der selbst ein Mitglied der Bande war und ist und dem ich ein Obdach und Asyl gewähre.“
    „Pah! Ich danke für ein Asyl, in welchem ich beraubt werden soll.“
    „Beraubt! Sie müssen geradezu wahnsinnig sein!“
    „Ein Wahnsinniger pflegt nicht so scharf zu beobachten und zu kalkulieren wie ich. Streiten wir uns nicht! Ihr Schlaftrunk ist überhaupt unnütz. Ich werde mich sehr hüten, mein Geld hier bei mir zu tragen.“
    Die beiden erschraken, ließen sich aber nichts merken. Der Freiherr meinte in möglichst gleichgültigem Ton:
    „Was geht mich Ihr Geld an!“
    „Viel! Ich traue Ihnen die Absicht zu, es mir wieder abzunehmen, Herr von Tannenstein.“
    „Da sind Sie sehr auf dem Holzweg!“
    „Gut für Sie. Aber auch Ihre Schuldverschreibung habe ich nicht einstecken.“
    „Nicht? Zum Donnerwetter! Sie haben sie doch nicht etwa unrechten Händen anvertraut?“
    „Fällt mir gar nicht ein. Sie befindet sich überhaupt gegenwärtig in gar keinen Händen.“
    „Aber Sie müssen sie doch zurückgeben, wenn ich Sie morgen bezahle!“
    „Sie werden sie bekommen. Ich will Ihnen aufrichtig sagen, daß ich Geld und Verschreibung einstweilen beseitigt habe, um Sie nicht in Versuchung zu führen. Beides ist im Wald vergraben.“
    „Das ist stark, sehr stark, wenn Sie die Wahrheit sagen.“
    „Ich sage sie.“
    „Wissen Sie, was ich da tun sollte?“
    „Was?“
    „Ich sollte Sie sofort hinauswerfen.“
    „Oh, das werden Sie bleibenlassen!“
    „Was wollten Sie dagegen machen? Sie können keine Hilfe anrufen.“
    „Meinen Sie? Ich würde fünfundzwanzigtausend Gulden haben, genug, um vorwärtszukommen. Ihre Verschreibung aber würde ich an den Staatsanwalt senden und brieflich dabei erklären, auf welche Weise ich zu ihr gekommen bin. Mit der reichen Erbschaft, die Sie haben wollen, wäre es also zu Ende. Auch würde ich sagen, daß Sie den Musikus Hauck niedergeschlagen haben, obgleich ich selbst es gewesen bin. Wer sich selbst zu verteidigen hat, der muß zu jedem Mittel greifen, welches er findet.“
    „So habe ich mir mit Ihnen allerdings eine schöne, eine prachtvolle Einquartierung in das Haus gebracht!“
    „Klagen Sie nicht! Wir passen recht gut zueinander. Aber, horch! Klopfte das nicht hier an die Tür?“
    „Wahrhaftig!“ antwortete der Freiherr. „Wer mag das sein? Ich denke, es sind alle schlafen

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