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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegangen.“
    Er öffnete die zugeriegelte Tür und trat hinaus in die dunkle Bibliothek.
    „Wer ist da?“ fragte er.
    „Ich, gnädiger Herr!“
    Er erkannte die Stimme seines Dieners Daniel.
    „Was willst du? Warum störst du?“ fragte er ungehalten. „Ich denke, du bist zu Bett!“
    „Ich war es auch, aber ich bin geweckt worden.“
    „Von wem?“
    „Von jemand, an den Sie nicht denken werden, nämlich von dem Einsiedler Winter.“
    „Von dem? Was will er?“
    „Er sagt, ich solle sofort zu Ihnen gehen; es sei nicht eine Sekunde Zeit zu verlieren, er habe Ihnen etwas ganz außerordentlich Wichtiges mitzuteilen.“
    „Unsinn! Er mag morgen wiederkommen.“
    „Er sagte, Sie würden großen Schaden erleiden, wenn Sie ihn nicht vorließen. Ich solle Ihnen nur sagen, daß Sie jetzt belauscht worden sind.“
    „Donnerwetter! Das wäre! Wo ist er?“
    „Im Vorsaal. Ich habe da die Lampen angebrannt.“
    „Ich gehe mit.“
    Im Vorsaal angekommen, fand er den Genannten seiner wartend. Er fragte ihn zornig:
    „Was fällt Ihnen ein, mich nach Mitternacht um eine Audienz zu bitten?“
    Der Gefragte zeigte keine Spur von Bestürzung. Er fixierte den Freiherrn mit überlegenem Blick und antwortete:
    „Was ich tue, das tue ich zu Ihrem Nutzen.“
    „Was haben Sie sich um mich zu bekümmern?“
    „Mehr, als Sie zu denken scheinen. Wissen Sie, daß Ihre Tochter kürzlich bei mir gewesen ist?“
    „Nein.“
    „So, so! Heute habe ich erfahren, daß sie mit dem Leutnant von Hagenau vermählt werden soll.“
    „Wer sagte das?“
    „Das ist meine Sache!“
    „Geht Ihnen aber gar nichts an!“
    „Sogar sehr viel! Ihre Tochter ist meine Verlobte.“
    „Unsinn!“
    „Oh, doch! Sie brauchte Geld. Ich schenkte ihr dreißigtausend Gulden. Dafür hat sie mir eine schriftliche Erklärung gegeben, daß sie meine Braut ist.“
    „Die Unvorsichtige!“ entfuhr es dem Freiherrn.
    Der Einsiedler stieß ein höhnisches Lachen aus und meinte:
    „Sollten Sie wirklich nichts davon gewußt haben, so wissen Sie es wenigstens jetzt. Ich habe das Recht, mich um meine Braut zu bekümmern. Zwar hat sie mir verboten, sie zu besuchen, aber da ich hörte, daß sie einen anderen heiraten will, so bin ich ein wenig auf Spionage gegangen. Ich habe das Schloß beobachtet. Ich sah ein Fenster erleuchtet. Theodolinde stand an demselben. Dann kamen Sie mit einem Mann und traten heimlich durch die hintere Tür –“
    „Donnerwetter! Sie haben den Teufel zu lauschen!“
    „Danken Sie Gott, daß ich es getan habe! Ich habe dabei bemerkt, daß Sie sich in Gefahr befinden.“
    „Daniel sagte, Sie hätten vom Belauschen gesprochen?“
    „Allerdings.“
    „Sie haben natürlich sich selbst gemeint!“
    „Nein. Hinter Ihnen kamen noch zwei andere Männer. Ich stand hinter einem Baum. Ich hatte gehört, was Sie mit Ihrem Begleiter sprachen, ich hörte auch, was diese beiden zueinander sagten. Sie wollten erfahren, was da oben in dem erleuchteten Zimmer gesprochen werde.“
    „Meinen Sie wirklich, daß ich an dieses Ihr Hirngespinst glauben soll?“
    „Tun Sie das oder nicht, mir ist es sehr gleichgültig. Sie werden mein Schwiegervater, und darum ist es meine Pflicht, Sie zu warnen. Die beiden Kerls nahmen eine Leiter, legten sie an und befinden sich jetzt in dem Zimmer neben demjenigen, in welchem Sie sich jetzt unterhalten haben.“
    „Alle Teufel!“ stieß der Freiherr hervor.
    „Es ist so!“
    „So sind es Diebe!“
    „Nein, es sind nur Lauscher. Ich hörte ja ihre Worte. Übrigens habe ich sie bereits am Nachmittag gesehen. Sie befanden sich in der Nähe meines Turms und belauschten den Mann, welcher vorhin mit Ihnen gekommen ist.“
    „Wie? Wie? Ist das wahr?“
    „Ja. Ich habe trotz der Dunkelheit sie beide und auch ihn sofort erkannt. Meine Augen sind sehr gut.“
    „Beschreiben Sie mir diese beiden Menschen!“
    Winter tat es, und der Freiherr erkannte nun, von wem die Rede war. Jetzt hatte er nun auch die Überzeugung, daß er nur belauscht, nicht aber bestohlen werden solle. Ein Baron und ein Doktor der Philosophie? Er glaubte das nicht. Er war ganz geneigt, sie für verkappte Polizisten zu halten. Es bemächtigte sich seiner eine außerordentliche Angst. Sie hatten jedenfalls alles gehört. Sie kannten die Anwesenheit Simeons, sie wußten auch, weshalb dieser da war. Es war notwendig, sie unschädlich zu machen. Dabei konnte ihm der Einsiedler von Nutzen sein. Darum sagte er zu diesem:
    „Ist das wahr, was Sie von

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