65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell
liegen wird.“
„Vielleicht doch nicht ganz. Das Residenztheater ist Eigentum der Stadt. Tritt der Intendant ab, so habe ich mit seinem Nachfolger oder mit dem Herrn Oberbürgermeister zu rechnen.“
„Ich verbürge mich für die Zustimmung beider. Nehmen Sie diese Garantie an?“
„Sie genügt vollständig.“
„Sie werden also Werner anstellen?“
„Wenn die von Ihnen gemachten Voraussetzungen eintreffen, ja. Besonders meine ich natürlich hierbei die Arretur des Intendanten.“
„Sie erfolgt spätestens bis morgen früh.“
„Dann wäre nur noch ein Punkt zu erörtern.“
„Welcher?“
„Die Kaution, ohne welche kein Kassierer angestellt wird.“
„Die werde ich leisten.“
„Ach, der Glückliche!“
„Er hat lange genug geduldet! Es würde mir nun freilich lieb sein, daß Anstellungsdekret gleich jetzt in der Hand zu haben.“
Der Direktor blickte zunächst ein wenig erstaunt auf, dann meinte er lächelnd:
„Es ist das freilich ein wenig außer dem Usus.“
„Aber doch möglich? Nicht?“
„Hm! Wüßte man nur, daß alle Ihre Weissagungen in Erfüllung gehen.“
„Sie erfüllen sich! Ich habe bereits gesagt, daß ich garantiere, und ich wiederhole, daß ich etwaige unangenehme Folgen, welche aber unmöglich sind, auf mich nehmen werde.“
„Dann kann ich mich nur glücklich schätzen, Ihnen einen Dienst erweisen zu dürfen, Durchlaucht.“
„Und ich erkläre mich zu jedem Gegendienst bereit.“
„Sie wünschen also, das Dekret jetzt mitzunehmen?“
„Ja, bitte!“
„Ich werde es ausstellen.“
Nach fünf Minuten hatte der Fürst das Dokument in der Tasche und wurde vom Direktor bis an seinen Wagen begleitet. Es ist ja nichts unmöglich, und eine jede Möglichkeit hängt nur von Umständen ab.
Als der Fürst nach Hause gekommen war und es sich bequem gemacht hatte, klingelte er dem Polizisten und Leibdiener Adolf. Er betrachtete diesen, als derselbe eingetreten war, mit so schalkhaften Augen, daß Adolf sich räusperte und dann sagte:
„Jetzt schlägt es ein!“
„Das Donnerwetter?“
„Nein. Donner gibt es auf keinen Fall. Es ist gutes Wetter, und das gibt einen freundlichen Schlag.“
„So! Ist mein Gesicht denn gar so deutlich?“
„In diesem Augenblick wenigstens.“
„So will ich nicht widersprechen. Ich habe allerdings einen Vorschlag für dich, der sehr freundlich ist, Adolf.“
„Ich stehe zu Diensten.“
„Das bin ich überzeugt. Ich weiß, daß du meine Wünsche berücksichtigst. Und diesen zumal, da er ganz und gar mit deinen Neigungen harmoniert. Adolf, du mußt heiraten!“
Das war allerdings, als hätte der Blitz eingeschlagen. Adolf machte einen Schritt zurück, und zwar mit beiden Beinen zugleich, einen richtigen Überraschungshopser.
„Hei – ra – ten? Hei – hei –?“ stieß er in höchstem Erstaunen hervor.
„Ja, freilich! Ich glaube gar, du erschrickst!“
„Das ist weiß Gott auch wahr.“
„Hast aber keine Ursache dazu!“
„Heiraten, ich!“
Er konnte sich noch immer nicht fassen. Der Fürst sagte lachend:
„Hast du noch nicht daran gedacht?“
„Zuweilen, ja. Das tut ein jeder, besonders wenn man augenblicklich nichts Besseres zu tun hat.“
„Ganz richtig! Und da wir augenblicklich auch nichts Besseres zu tun haben, so wollen wir an deine Verheiratung denken.“
„Wir?“
„Ja, wir!“
„Aber da können wir ja ebensogut auch an die –“
Er stockte errötend.
„Sprich nur weiter!“ lachte der Fürst.
„An die Ihrige denken, Durchlaucht!“
„Das wäre zu spät. Ich habe meine Braut, wie ich dir unter vier Augen gestehen will. Nun gilt es nur, zu erfahren, ob auch du eine hast.“
„Nein, leider oder glücklicherweise.“
„Gut, sehen wir uns um!“
„Um Gottes willen! Das hat Zeit.“
„Nicht viel. Du bist ein tüchtiger Kerl; du wirst avancieren; du hast bereits eine Pension von mir, aber du hast keine Verwandten. Und doch mußt du jemand haben, mit dem du deine Pension verzehren kannst. Du bist also gezwungen, eine Frau zu nehmen.“
„Wegen der Pension?“
„Ja.“
„Was das betrifft, so kann ich meine Pension auch mit anderen Leuten verzehren. Eine Frau scheint mir nicht so unbedingt nötig zu sein.“
„Ich glaube gar, du bist Weiberfeind!“
„So ziemlich!“
„Hast aber doch damals der Jette des Apothekers Horn den Hof gemacht, Adolf.“
„Nur auf Ihren Befehl.“
„So tust du es jetzt ebenso auf meinen Befehl.“
Adolf kratzte sich lachend hinter dem
Weitere Kostenlose Bücher