66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
aufregen! Wann ich einmal sag, daß der Fingerl-Franz der Bräutigam sein wird, so werd ich doch nimmer vergessen, daß er die Paula heiraten wird.“
„Die Paula!“ rief Franza erstaunt.
„Natürlich!“
„Also doch, doch!“
„Ja, nicht wahr, doch, doch!“
„Er hat es ihr im Wald gesagt!“
„Ja, das sagte mir der Müllern. Die beiden haben sich im Wald kennenlernt, und der Fex, der Tunichtgut, hat den Franz derschlagen wollen.“
„Er hat sehr recht gehabt.“
„Der? Recht? Da sind S' halt schief gewickelt! Der Fex hat niemals recht; das ist ein gottlosiger Bub, vor dem man sich hüten muß. Sie kennen ihn noch nicht. Nehmen S' sich vor dem in acht! Das rat ich Ihnen. Nun aber muß ich fort. Behüt Ihnen Gott! Und wanns mal einen brauchen, der eine Einladung auszutragen oder eine große Reden zu sprechen hat, so kommen S' nur zu mir. Einen zweiten finden S' nicht, zehn ganze Meilen um diese Gegend herum.“
Er ging.
Franza konnte nicht begreifen, wie diese Verlobung so schnell hatte beschlossen werden können. Sie erzählte dem Vater und der Schwester ihr Erlebnis, und der Krickel-Anton hörte mit zu. Als sie geendet hatte, meinte er:
„Das ist ein schöner Bursch, dieser Fingerl-Franz! Der, wann er mir mal so zwischen die Fäust käm, den wollt ich kuranzen! Und der Fex, das ist etwa der Überfahrer?“
„Ja.“
„So hab ich ihn gesehen. Er macht kein klug Gesicht; aber er gefällt mir dennoch sehr. Und auch die Paula muß ich derblickt haben; sie ist mit mir übers Wasser herüber. Diese Geschicht interessiert mich sehr. Wann ich in der Stadt fertig bin, werd ich doch mal herausgehn, um mir den Müllern anzuschaun. Jetzt nun aber muß ich fort. Wann ich mal was recht Schönes hab, so was Saubers und auch Feins, so komme ich wieder. Nicht?“
„Ja, komm nur, ich kauf dir es ab.“
VIERTES KAPITEL
Das Grab der Zigeunerin
Er machte sich auf den Weg nach der Stadt, sehr zufrieden mit dem Geschäft, welches er gemacht hatte. Im Dorf und in der Mühle war er noch nicht gewesen, in der Stadt aber bereits einige Male. Er kehrte wieder in den Gasthof ein, in welchem er bereits vorher eingekehrt war.
Über der Tür desselben stand in großen Buchstaben zu lesen ‚Gast- und Einkehrhaus des Tobias Matthes‘. Es war nicht etwa ein Hotel, sondern es war das allerälteste Gasthaus des Ortes, und noch heut verkehren nur die einfachen, anspruchslosen Gäste da, für welche es vor langer Zeit errichtet worden war.
Der Wirt war allbekannt. Er spielte leidenschaftlich Skat und ließ keine Gelegenheit vorübergehen, sich diesem Vergnügen hinzugeben. Selbst wenn ihn jemand aus dem Bett geholt hätte, um einen Skat zu spielen, er hätte mitgemacht.
Als Anton in die Stube trat, befand sich kein Gast in derselben; aber der alte Skat-Mätthes, wie er genannt wurde, saß mit seiner Frau und seinem Sohn an einem der Tische. Und diese drei, was machten sie? Sie – spielten Skat.
„Grüß Gott!“ meinte Anton, indem er seinen Kasten ab- und sich an einen Tisch setzte.
Beide, die Frau und der Sohn, blickten gar nicht von ihren Karten auf und dankten auch nicht auf den Gruß. Der Wirt warf ihm einen kurzen Blick zu und antwortete schnell hintereinander:
„Grüß Gott! Guten Tag – schönen Dank! Sei willkommen – dank auch sehr! Setz dich nieder – bitt gar schön!“
Dann sah er wieder in seine Karten.
„Gib mir ein Bier!“ meinte Anton.
„Ich hab keine Zeit!“
„Aber deine Frau oder der Sohn?“
„Auch nicht.“
„Aber ich hab Durst!“
„So nimm dir's selber! Da ist das Faß und daneben stehen die Gläser. Ich kann deinetwegen hier nicht viel Komplimenters machen. Ich spiel eben einen Solo mit drei Matadoren und wenn ich da nicht aufpaß, so verlier ich ihn. Also grün ist Trumpf; Schellen hab ich stochen. Spiel aus, Alte!“
Das Spiel wurde fortgesetzt, und der Anton schenkte sich selbst ein. Als der Solo von dem Wirt gewonnen worden war, fragte Anton:
„Kann ich heut bei dir übernachten?“
„Ja, ganz gut. Willst jetzt mitspielen? Es fehlt der vierte Mann.“
„Nein. Ich muß noch hausieren gehn.“
„So red' nicht und halt's Maul. Mit deinem Geschwätz machst einen nur irr!“
Da Anton bereits hier gewesen war, so kannte er seinen Mann und nahm dessen Worte ruhig hin. Bald aber trat ein neuer Gast herein, welcher hier noch nicht verkehrt hatte – der Wurzelsepp, welcher den Krickel-Anton nicht sitzen sah, weil dessen Warenkasten dazwischenstand.
„Grüß
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