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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht!“
    „Aber du?“
    „Ja.“
    „Woher denn, du Gescheitkopf?“
    „Ich weiß' von mir!“
    „So ist wohl deins entzwei?“
    „Ja.“
    „So, so! Das ist lustig!“
    „Höre, Sepp, das ist gar nicht lustig! Wann ich den Vatern und die Muttern nicht gehabt hätt, so hätt ich mir deromals eine Kugeln in den Kopf geschossen. Das sag ich dir!“
    „Einer Huren wegen? Bist nicht recht klug im Kopf. Geh, das machst mir nicht weis.“
    „Damals war sie noch gut.“
    „Damals! Heut wohl nimmer?“
    „Nein.“
    „Woher weißt das?“
    „Ich hab's mir denkt.“
    „Ach so! Und was du dir denkst, das freilich ist allemal richtig. Wann du so ein Klugkopf bist, so sollst eigentlich gar nimmermehr an das Dirndl denken. Sie ist's ja nicht wert.“
    Anton blickte vor sich nieder, finster, brütend. Dann sagte er, wie im Zorn:
    „Ich denk auch nimmermehr an sie.“
    „Und doch ist dir das Herz entzwei!“
    „Jetzt nicht mehr.“
    „So ist's halt geheilt? Schau, das freut mich! Jetzt bist also wieder gesund, und so hast nun alleweil keine Ursachen mehr, auf das Dirndl zu zanken. Das ist recht von dir. Sie hat dich auch schon bereits vergessen.“
    „Meinst?“
    „Ja.“
    „Woher weißt das?“
    „Sie hat mir's selber sagt.“
    „So! Du warst also bei ihr?“
    „Ich bin halt sehr oft bei ihr.“
    „Wirklich? Hat's dich dann noch gern? Bist ihr dann willkommen, wannst sie besuchst?“
    Er hatte den Stuhl näher gerückt. Seine Wangen waren röter geworden, und seine Augen leuchteten. Es war ihm anzusehen, daß er nur zu gern von der Geliebten etwas hören mochte. Sepp bemerkte das wohl, tat aber nicht so. Er antwortete:
    „Warum sollt ich ihr nimmer willkommen sein? Ich bin halt doch ihr Paten!“
    „Ich meint, sie war stolz geworden!“
    „Die? Stolz? Ja, sie könnt gar wohl stolz werden; aber das tut sie nicht.“
    „Wann warst zuletzt dort?“
    „In voriger Woch.“
    „Hast auch – hast auch vielleicht von mir gesprochen?“
    „Ich? Das ist mir nicht eingefallen!“
    „Oder sie?“
    „Der Leni fallt's noch viel weniger ein. Seit der Stund am Felsen unten, an der Ecken, wann man von der Almhütten herabkommt, weißt, und seit dem Wort was du damals sagt hast, seitdem spricht sie nimmer von dir. Sie meint, du bist's gar nicht wert.“
    „Wann sie das denkt, so ist auch sie nicht wert, daß ich von ihr sprech.“
    „Hast's auch nicht nötig.“
    „Aber schau, wovon soll'n wir sonst sprechen, wann wir hier so beinandersitzen?“
    „Ich bin nicht schuld daran, daß wir beisammen sind. Geh hinüber zu deinem Kasten.“
    „Das mag ich auch nicht. Ich halt gar große Stucken auf dich, und es gefreut mich darum sehr, daß ich dich hier troffen hab. Aber sag mir doch mal: Ist sie noch immer drin in München?“
    „Wer?“
    „Nun, die Leni.“
    „Ah, von der sprichst noch! Bist doch ein sehr besonderbarer Mensch. Willst gar nix mehr von ihr wissen, und fragst doch immer wieder nach ihr.“
    „Nur so, weißt, damit man was zu reden hat.“
    „Wir können doch auch von was anderem reden. Vom Geschäft. Wie geht das deinige?“
    „Gut, ich bin zufrieden. Und du?“
    „Ich auch. Ich hab so meine feste Kundschaft, und wann ich diese befriedigen kann, nachher hat's keine Not mit mir.“
    „Machst auch in München viel Geschäft?“
    „Auch.“
    „Ich hab denkt, du gehst nur der Leni wegen hin.“
    „Nein, ich hab da meine Apothekern und anderen Leut bereits seit langer Zeit.“
    „Und wo wohnt sie denn?“
    „Wer?“
    „Nun, die Leni.“
    „Ach, von der sprichts allbereits schon wieder! Brauchst keine Sorg zu haben. Sie hat ein Logement, mit dem s' sehr zufrieden sein kann.“
    „Bei wem?“
    „Bei einer Tragödistin.“
    „Was ist das?“
    „Das weißt nicht? So muß ich dir's erklären. Weißt, es gibt verschiedene Stucken auf dem Theater, welche, wo sie einander bekommen, und solche, wo nicht, auch solche, wo sie leben bleiben, und solche, wo die meisten umbracht werden. Ein Theaterstuck nun, wo sie einander nicht bekommen und wo sie zuletzt alle tot sind, das ist eine Tragödie. Ein Mann, der da mitspielt, ist ein Tragödist, und eine Frau eine Tragödistin.“
    „So, also bei einer Schauspielerin wohnt sie?“
    „Ja.“
    „Himmelsakra!“
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    „Was hast?“
    „Kann sie dann nicht wo anders wohnen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil die Frau Tragödistin ihr Unterricht gibt im Theaterspielen, und nachher kommt die Musiklehrerin und

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