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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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sicher.

    Drei Monate nach seiner Rückkehr zur Erde traten bei James Elder starke Stimmungsschwankungen auf. Er verfiel in Depressionen, litt an Schlaflosigkeit und fing an zu trinken. Eines Abends versuchte er, in das Labor einzubrechen, wo das vom Mond mitgebrachte Material aufbewahrt wurde. Er war betrunken und aggressiv und erklärte dem NASA-Sicherheitsbeamten, er allein habe ein Anrecht auf die Gesteinsproben, die er vom Descartes-Hochland mitgebracht hatte. Nach diesem Zwischenfall versetzte die NASA Elder in aller Stille in den Innendienst und forderte ihn auf, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben, wenn er wieder in der Raumfahrtbehörde arbeiten wolle. In der Therapie gestand er, dass er von den Gesteinsproben besessen sei, die er vom Mond mit auf die Erde gebracht hatte, und er werde von Albträumen gequält, die sich alle auf der dunklen Seite des Mondes abspielten. Der Psychiater verschrieb Elder Antidepressiva und dann Neuroleptika, aber es half nichts. Verzweifelt und von Wahnvorstellungen verfolgt, beging Elder Anfang 1974 Selbstmord. Die Autopsie ergab eine unerklärliche Konzentration von Schwermetallen in der Hirnrinde des Astronauten.

Zweiunddreißig Jahre später …
    12. Januar 2004
1.32 Uhr
Universität von Tennessee
    Die Zweige einer alten knorrigen Eiche schlugen gegen die Schindeln des kleinen Bungalows, der eineinhalb Kilometer südlich des Campus stand. Carson MacPherson wälzte sich im Bett herum und fand keinen Schlaf. Er ging auf die fünfzig zu und quälte sich mit der Sorge um seinen Platz in der Wissenschaftsgeschichte, und in dieser Nacht umso mehr, da er soeben verfrüht von einem Symposion in Genf zurückgekehrt war, auf dem seine neuesten Forschungsergebnisse den Teilnehmern nur ein müdes Gähnen entlockt hatten.
    Der Wind frischte auf, und das Trommeln der Äste gegen das Dach wurde unerträglich. Frustriert schaltete MacPherson das Licht ein und stand auf. Er war groß und hatte den hageren Körperbau eines Bergsteigers, für den das Leben ein Gipfel ist, den es um jeden Preis zu bezwingen gilt. Weder seine Bewunderer noch seine Kritiker leugneten, dass er ein herrschsüchtiger Workaholic und egozentrischer Diktator mit grenzenlosem Ehrgeiz und von äußerster Entschlusskraft war. Wegen dieser Eigenschaften hatten ihn zwei Ehefrauen verlassen. Jetzt lebte er allein und fühlte sich ganz wohl dabei. Frauen, so seine Erfahrung, störten nur bei der Arbeit.
    MacPherson erwog, sich ein Gläschen Courvoisier zu genehmigen, um die Gedanken in seinem Kopf zur Ruhe zu bringen, beschloss aber stattdessen, eine Runde zu laufen. Sport war für ihn das beste Beruhigungsmittel.
    Die Nacht war kalt, stürmisch und nahezu mondlos. Nach wenigen Minuten kam MacPherson ins Schwitzen, schritt weiter aus und lief schneller. Er gelangte auf das Universitätsgelände. Die meisten Studenten waren noch in den Weihnachtsferien, und daher war der Campus spätnachts praktisch menschenleer.
    Vorbei an der dunklen Mensa gelangte er in den Schatten des gewaltigen Footballstadions, das sich von Straßenlaternen gesäumt im Zentrum des Campus erhob. MacPherson bewältigte einen Anstieg hinter der gotisch gestalteten Fassade des Physikgebäudes und blieb überrascht stehen.
    Aus einem Fenster des Nebengebäudes jenseits der Straße drang ein merkwürdiges, metallisch oszillierendes Licht. Im ersten und zweiten Stock des Nebengebäudes befand sich das Institut für angewandte Materialforschung, eine prestigeträchtige Einrichtung, die MacPherson selbst mitbegründet hatte und an deren Leitung er seit neun Jahren beteiligt war. Die Bedeutung des Labors war auch deshalb gewachsen, weil die Vereinigten Staaten von ausländischen Energiequellen unabhängig werden wollten. MacPhersons Labor war eines von vielen, das sich nun an der hektischen Suche nach supraleitfähigen Materialien beteiligten, welche eine effizientere Nutzung der Elektrizität ermöglichten und damit die Abhängigkeit vom Ausland reduzierten.
    Das seltsame Licht, das aus dem Innern des Hauptlabors im zweiten Stock drang, machte MacPherson misstrauisch. Etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen, und das machte ihm Angst. Er überlegte, was oder wer ein solches Licht erzeugt haben mochte, und lief panisch, wie ein von Sirenen angelockter Seemann im alten Griechenland, auf das Nebengebäude zu. Seine Gedanken überschlugen sich, als er den Schlüssel herauszog und die Tür aufsperrte. Einige seiner Kollegen und Assistenten arbeiteten

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