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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir von Ihnen erbitte.“
    „Melusine, also Melusine!“
    „Ja, es ist ganz so, wie in der Sage von der schönen Melusine. Es war verboten, nach ihrem Ursprung zu fragen, und als Raimund von Lusignar dennoch seine Wißbegierde nicht mehr zu zügeln vermochte, da entschwand sie ihm.“
    „Aber Sie entschwinden mir doch bereits jetzt!“
    „Desto besser für Sie, für uns beide. Also, wollen Sie mir das Versprechen geben, meine Bitte zu erfüllen?“
    Sie hielt ihm ihr kleines, weißes Händchen hin. Es schwebte dabei zwar ein Lächeln um ihre Lippen, aber es war eben auch nur ein erzwungenes, entsagendes Lächeln. Er blickte auf ihre Hand und dann in ihr Gesicht und antwortete:
    „Sie wissen nicht, was Sie von mir verlangen.“
    „Vielleicht weiß ich es ebensogut wie Sie!“
    „Nein, nein; Sie wissen es nicht, sonst würden Sie es nicht verlangen. Ich habe vorhin von dem Gras und der Sonne gesprochen. Verlangen Sie, der Halm solle auf die Sonne verzichten, so verlangen Sie, daß er sterben soll.“
    „Nein! Er würde, wenn er nicht verzichtete, vielleicht um so eher sterben, denn er müßte in ihrer Glut verwelken.“
    „Aber dieser Tod wäre beneidenswert.“
    „Keine Todesart ist beneidenswert! Wollen wir uns mit Sophismen bekämpfen? Bitte, bitte, sagen Sie mir, daß Sie tun werden, was ich von Ihnen erwarte!“
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als ob er das Bedürfnis habe, sich den Schweiß von derselben zu wischen.
    „Je mehr und länger ich Sie anblicke, Fräulein Milda, desto mehr erkenne ich, wie schwer, ja vielleicht unmöglich es sein wird, Ihnen zu gehorchen.“
    „Soll ich Sie für einen Ehrenmann halten oder nicht?“
    Sie sagte das in einem Ton, welcher um so strenger war, als er aus so weichen, freundlichen Lippen erklang. Rudolf machte eine Bewegung der Überraschung. Sein Blick leuchtete befremdet auf, und seine Brauen zogen sich leicht zusammen.
    „Hoffentlich bin ich kein Lump!“ antwortete er.
    „Das bin ich überzeugt. Nur aus diesem Grund konnte ich meine Bitte aussprechen.“
    „Nun wohl, dann sei sie Ihnen gewährt.“
    Er machte dabei eine kühle Verbeugung und setzte den Hut, welchen er bisher in der Hand behalten hatte, auf den Kopf. Sie bemerkte das mit mißbilligendem Kopfschütteln und sagte:
    „Nicht so! Wir wollen nicht im Zorn voneinander scheiden.“
    „Ich zürne Ihnen nicht.“
    „Aber Ihr Gefühl ist in diesem Augenblick ein bitteres. Wir treffen uns, ohne uns zu kennen, und scheiden nun, ohne uns zu kennen. Was ist da weiter Ungewöhnliches daran? Ist das nicht so der Welt Lauf?“
    „Ja; aber das Scheiden ist weniger angenehm als das Finden und Begegnen.“
    „Nun, eine Begegnung zwischen uns beiden ist ja doch nicht ausgeschlossen.“
    „Aber kennen dürfen wir uns nicht.“
    „Wenigstens Sie mich nicht. Ich muß Sie kennen; ich muß mich Ihrer erinnern; ich darf Sie nicht vergessen, denn Sie haben mir das Leben gerettet, und ich schulde Ihnen einen immerwährenden Dank.“
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß von einem Dank keine Rede sein kann.“
    „Ich muß dennoch darauf bestehen, daß ich Verpflichtungen gegen Sie habe, wovon mich kein Mensch, selbst Sie nicht, entbinden kann. Aus diesem Grund ist es mir freilich notwendig, Ihren Namen zu erfahren.“
    Er zuckte anstatt der Antwort mit der Achsel.
    „Wollen Sie ihn mir verweigern?“
    „Ja.“
    „Selbst wenn ich Sie recht herzlich bitte?“
    „Selbst dann.“
    „Aber merken Sie nicht, daß dies sehr unhöflich von Ihnen ist?“
    „Unter Umständen ist sogar eine Unhöflichkeit zu entschuldigen.“
    „Niemals, zumal wenn sie gegen eine Dame gerichtet ist. Ich will Ihnen dankbar sein, und ich muß Ihnen dankbar sein, und darum ist es unbedingt nötig, daß ich weiß, wer Sie sind!“
    Sie stampfte dabei mit dem kleinen Füßchen auf den Boden. Sie war beinahe in Rage geraten. Er bemerkte dies mit einem heiteren Lächeln und antwortete:
    „Bemerken Sie nicht, daß die Waffen, mit denen wir kämpfen, höchst ungleich sind? Weil Sie eine Dame sind, soll und muß ich Ihnen gehorchen, während ich nicht erfahren darf, wer Sie sind.“
    „Ich habe Sie erst gebeten, und dann, nachdem dies ohne Erfolg blieb, sah ich mich gezwungen, an Ihre Höflichkeit zu appellieren. Ich befehle Ihnen jetzt wirklich allen Ernstes, mir Ihren Namen zu nennen!“
    Sie tat freilich, als ob dieser Befehl halb ein scherzhafter sei; aber es war ihr doch anzusehen, daß sie es mit demselben ganz ernst

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