68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
glücklich zu machen, vom Himmel steigt.“
„Und darum meinen Sie wohl jetzt, daß ich ganz dieselbe Absicht haben werde?“
„Ja. Ich bin vollständig überzeugt, daß Sie einen Sterblichen unendlich glücklich machen werden.“
Er sagte dies im Ton so inniger Überzeugung, daß sie verschämt vor sich hinblickte. Er ergriff lind und leise ihr Händchen und fragte:
„Habe ich nicht recht, Fräulein?“
„Nein.“
„O gewiß. So wie ich Sie da vor mir sehe, machen Sie ganz den Eindruck auf mich, daß Sie geschaffen seien, einem Mann das höchste Glück der Erde zu gewähren. Verzeihen Sie, wenn meine Worte einen etwas kühnen Klang haben; aber ich kann nicht anders; ich muß meine Überzeugung aussprechen.“
Sie blickte noch immer vor sich nieder. Sie befürchtete, daß er beim ersten Augenaufschlag das warme Licht ihres Blickes bemerken und auf sich deuten und beziehen werde.
„Zürnen Sie mir?“ fragte er in besorgtem Ton.
„O nein“, hauchte sie. „Aber der Regen hat aufgehört. Wollen wir nicht gehen?“
„Müssen Sie fort? Müssen Sie?“
„Ja; man erwartet mich.“
„So darf ich Sie nicht bitten, noch einige Minuten zu verweilen.“
Er kroch aus dem Loch heraus, und sie folgte ihm. Es fiel auch nicht ein einziger Tropfen mehr. Nur wenn der Windhauch durch die Zweige fuhr, warf er aus denselben die nassen Perlen zur Erde herab. Die Wolken hatten sich zerteilt, und die Sonne schien warm und strahlend auf die vom Gewitter erfrischte Erde nieder. Alles atmete neue Kraft und Erquickung.
Als jetzt Milda im Freien stand, von hellem Licht der Sonne überflutet, glich sie der Rose, welche im Gewitter das Haupt senkte, es aber nun wieder erhebt, um ihren Duft in die Lüfte zu verbreiten. Er mußte sich wirklich zwingen, sein Auge von dem süßen Bild zu wenden, um seinen Kavalierspflichten zu genügen.
Er zog sein Taschentuch und stäubte sie ab. Scherzend nahm sie es ihm aus der Hand, um auch ihn von dem Staub der Höhle zu befreien. Er wollte dagegen Einspruch erheben, mußte es aber doch dulden.
„Und nun“, sagte sie, „geht es wohl an ein Scheiden. Nicht wahr?“
„Ich weiß nicht, welche Richtung Sie einzuschlagen haben“, antwortete er.
„Das weiß ich leider selber nicht.“
„Wie? Ist das möglich?“
„Ja. Ich hatte mich verirrt, als Sie mich trafen.“
„Woher kamen Sie?“
Sie deutete von der Höhe in das Tal hinab, wo man die Gebäude von Hohenwald liegen sah.
„Ich war da unten in dem Dorf, nicht allein, sondern mit einer lieben, mütterlichen Freundin. Auf dem Rückweg hatte sie an einen alten Waldhüter einige Fragen zu richten. Sie begab sich nach seiner Hütte, und ich ging inzwischen langsam weiter. Ein Weg führte von der Straße ab. Ich glaubte, er werde parallel mit derselben gehen, und folgte ihm. Leider hatte ich mich geirrt. Als ich dies bemerkte, verließ ich ihn und kam dann immer weiter von meiner ursprünglichen Richtung ab. Ich wurde immer ängstlicher, und meine Besorgnis erreichte den höchsten Grad, als ich mich hier oben befand und das Gewitter losbrach. Sie sind mein Retter gewesen. Ohne Sie lebte ich nicht mehr.“
Sie blickte ihm dabei mit warmer Dankbarkeit in die Augen. Es war, als ob eine innere, drängende Stimme ihm zurufe:
„Umarme sie! Sie duldet es.“
Aber er tat es doch nicht. Er wendete sich halb ab und blickte eine Weile lang in das Tal hinunter. Sie fand da Zeit, sein Gesicht zu betrachten. Er hatte in der Höhle den Hut abgenommen und hielt denselben in der Hand. Sein Kopf war ein wirklicher Antoniuskopf mit kaum zu bändigendem Lockenhaar. Das Gesicht von einem so edlen, reinen Schnitt, daß man hätte schwören mögen, dieser Jüngling sei keines schlechten Gedankens, keiner gewöhnlichen Handlung fähig. Jetzt drehte er sich wieder zu ihr um.
„Fräulein, ich habe doch einen Fehler begangen, als ich es für geraten hielt, uns unsere Namen zu verschweigen. Wollen Sie mir den Ihrigen nennen?“
Da kam ein launiges Widerstreben über sie.
„Nein. Nun ist es hell geworden. Was wir uns da drin im Dunkel der Höhle nicht sagen durften, darüber müssen wir nun erst recht schweigen.“
„Und wenn ich nun nur Ihren Vornamen wissen möchte.“
„Warum wünschen Sie das?“
„Ich weiß, daß ich sehr, sehr oft an Sie denken werde. Und da muß man den Namen wissen, welchen man mit einer so liebenswürdigen Erinnerung in Verbindung zu bringen hat.“
„Ich verstehe das nicht; aber ich will mich nicht sträuben,
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